Die Zeit drängt bis zur Hauptversammlung, die über das Rettungspaket für die Lufthansa entscheiden soll. Beschäftigte müssen sich auf herbe Einschnitte einstellen. Tausende Stellen stehen auf der Kippe.
Bei der schwer angeschlagenen Lufthansa stehen 22.000 Vollzeitstellen auf der Kippe, die Hälfte davon in Deutschland. Eine "signifikante Senkung der Personalkosten" sei nötig, erklärte die Lufthansa am Mittwochabend nach einem Treffen mit Gewerkschaftsvertretern.
Betriebsbedingte Kündigungen will die Fluggesellschaft durch Kurzarbeit und Krisenvereinbarungen aber möglichst vermeiden. Konzernchef Carsten Spohr rechnet erst in mehreren Jahren mit einer Normalisierung des Angebots und hat bereits eine tiefgreifende Umstrukturierung angekündigt.
Die Fluggesellschaft geht davon aus, dass die Flotte der Lufthansa Group nach der Krise rund 100 Flugzeuge weniger zählen wird. Entsprechend würden dann weniger Piloten und Flugbegleiter gebraucht. Hinzu kämen Überhänge in der Verwaltung und im Drittkundengeschäft der Servicegesellschaften.
Corona bringt Lufthansa-Geschäfte nahezu zum Erliegen
Die Corona-Pandemie mit den Reisebeschränkungen hatte die Geschäfte der Lufthansa mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht. Der Konzern benötigt daher staatliche Hilfe.
Im Gegenzug für ein neun Milliarden schweres Rettungspaket einschließlich Beteiligung des Bundes an dem Unternehmen muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben. Die Aktionäre müssen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni noch grünes Licht für Paket geben.
Bis zum 22. Juni wollen die Tarifpartner daher "konkrete, personalkostensenkende Maßnahmen" vereinbaren, um "den Weg für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze" zu ebnen, wie die Lufthansa mitteilte.
Am zweiten sogenannten Tarifgipfel am Mittwochabend hatten Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sowie der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) teilgenommen.
Pilotengewerkschaft schlägt Verdienst-Verzicht vor
UFO-Geschäftsführer Nicoley Baublies erklärte nach dem Treffen, die 22.000 Vollzeitstellen entsprächen 26.000 Arbeitsplätzen im Konzern. Dies könne "niemandem gefallen". Die Gewerkschaft werde "weiterhin alles versuchen, um bis zur außerordentlichen Hauptversammlung eine Lösung erreichen zu können", versicherte er.
Die Lufthansa müsse im Gegenzug "umschalten". Bisher "erleben wir noch keinen partnerschaftlichen Weg", kritisierte Baublies. Er forderte einen Kündigungsschutz für die Mitarbeiter aller Airlines des Konzerns. Das sind rund 138.000 Beschäftigte.
Die Pilotengewerkschaft VC hatte am Mittwoch vor dem Treffen ihr Angebot bekräftigt, die Piloten könnten auf bis zu 45 Prozent ihres Gehalts verzichten. Das bedeute Kosteneinsparungen von etwa 350 Millionen Euro.
VC-Präsident Markus Wahl erklärte nach dem Treffen, das Gespräch habe gezeigt, "dass wir gemeinsam eine Lösung finden wollen und werden". Wahl mahnte, eine Auslagerung von Arbeitsplätzen zu schlechteren Bedingungen "wäre völlig inakzeptabel". (afp/dpa/thp)
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