Im deutschen Werk des US-Autobauers Tesla ist der Krankenstand hoch. Die Chefs vermuten, dass nicht jeder Mitarbeiter das Bett hüten muss – und statten Besuche zu Hause ab.
Tesla hat ein Problem: Der Krankenstand in seiner deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin ist hoch – sehr hoch sogar. Im August meldeten sich von 12.000 Mitarbeitern 17 Prozent krank. Auch im September lag der Krankenstand bei elf Prozent. Das ist deutlich über dem Branchenschnitt von etwa fünf Prozent.
Was also tun? Wie das Handelsblatt (Bezahlschranke) berichtet, greifen die Tesla-Bosse zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Wer krank ist, muss mit Besuch rechnen – und zwar von den Vorgesetzten. Geschäftsführer André Thierig und sein Personalchef Erik Demmler hätten dem Bericht zufolge geprüft, wer wirklich das Bett hüten muss. Und wer womöglich nur simuliert.
Bosse versichern: kein Generalverdacht
Auf einer Betriebsversammlung letzte Woche sagte der Tesla-Boss demnach: "Das hat nichts mit Generalverdacht zu tun. Wir haben uns einfach mal 30 Mitarbeiter ausgesucht, die entsprechende Auffälligkeiten haben, die sich ziemlich lange im Krankenstand befinden, aber auch viele Erstbescheide. Und was wir vorgefunden haben, war sehr gemischt."
Nicht jeder Mitarbeiter habe die Tür aufgemacht. Doch einige schon. Das Ergebnis: Es "gab halt auch die Leute, wo wir definitiv das Gefühl hatten: Die Tür ging auf und man dachte schon, na gut, die können, das weiß man ja nie. Aber das Wollen ist halt schon gescheitert."
Den Chefs sei es laut eigener Angabe nicht um die Kontrolle gegangen. Stattdessen habe man an der Tür gefragt, wie es gehe, ob man irgendwie helfen könne. Bei der Belegschaft dürften die unangekündigten Krankheitsbesuche aber vor allem als Akt des Misstrauens aufgefasst werden.
Fakt ist: Immer wieder sorgt das Tesla-Werk für Kontroversen. CEO Elon Musk fischt politisch am rechten Rand, gilt als Gewerkschaftsfresser – und von Tarifverträgen hält er sowieso nichts. Die gibt es auch bei Tesla in Brandenburg nicht. Aber einen Betriebsrat.
Betriebsrat ärgert sich über Krankenstand
Und auch die Arbeitnehmervertreter sind unglücklich mit dem Krankenstand im Werk. Laut Handelsblatt sagte die Betriebsratsvorsitzende Michaela Schmitz, dass manche Mitarbeiter "auf Kosten von anderen Kolleginnen und Kollegen, gerade so freitags, montags, immer wieder regelmäßig fehlen". Das sei inakzeptabel und unkollegial.
Ob die Hausbesuche das Betriebsklima bei Tesla weiter anheizen? Zumindest rein rechtlich sind die Bosse auf der sicheren Seite. Hausbesuche sind nicht per se verboten. Zumindest dann nicht, wenn es Zweifel an der Berechtigung von Krankmeldungen gibt. (fah)
Verwendete Quellen
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