Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel wollen die Arbeitnehmervertreter nur über den geplanten Kapazitätsabbau sprechen, wenn vorher betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden.
"Unsere Voraussetzung für Verhandlungen über eine Neuaufstellung des Unternehmens ist ein harter Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen über März 2026 hinaus", erklärte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Stahlsparte, Detlef Wetzel, am Freitag laut einer gemeinsamen Mitteilung des Steel-Gesamtbetriebsrats und der IG Metall NRW. Im Moment gilt eine Beschäftigungssicherung bis Ende März 2026.
Der Vorstand der Stahlsparte hatte mitgeteilt, dass die Produktionskapazitäten in Duisburg deutlich verringert werden sollen. Damit werde auch ein Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein. "Es ist das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen auch weiterhin zu vermeiden", hieß es.
In der Sparte arbeiten rund 27 000 Menschen, davon 13 000 in Duisburg. In die Überlegungen einbezogen werden sollen auch die Produktionskapazitäten bei HKM, einem Duisburger Stahlhersteller, an dem Thyssenkrupp Steel zu 50 Prozent beteiligt ist. Bei HKM arbeiten knapp 3000 Menschen.
"Zukunft statt Kündigung"
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Stahlsparte, Tekin Nasikkol, sprach von einem harten Einschnitt. "Wir fordern Zukunft statt Kündigung." Er verwies auf den Tarifvertrag "Zukunft Stahl 20-30", der den Erhalt der Standorte und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis März 2026 regele. "Daran lassen wir nicht rütteln, da ziehen wir rote Linien."
IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler sieht nach eigenen Worten Erklärungsbedarf gegenüber der Politik in Bund und Land. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen einen Förderbescheid über zwei Milliarden Euro für den Bau der ersten Direktreduktionsanlage erhalten. "Neun Monate später wird eine strukturelle Neuaufstellung angekündigt, die Auswirkungen haben wird auf Tausende Arbeitsplätze, auch in den weiterverarbeitenden Industrien in Nordrhein-Westfalen. Damit erzeugt man kein Vertrauen." Thyssenkrupp müsse sich seiner Verantwortung für Duisburg, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen sowie für das Sieger- und Sauerland bewusst sein. "Wir werden nicht akzeptieren, dass Zigtausende Menschen um ihren Job bangen müssen."
Betriebsversammlung in Stadion
Nasikkol verwies auf eine am 30. April geplante Belegschaftsversammlung aller Standorte in Duisburg. Diese solle im Stadion des MSV Duisburg stattfinden. "Wir erwarten einen Großteil der 27 000 Kolleginnen und Kollegen und werden unseren Forderungen Nachdruck verleihen." Das Stadion verfügt über eine Kapazität von 31 500 Plätzen. © dpa
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