Die Verbraucher sind in Konsumlaune. Sie sind bereit, für größere Anschaffungen Geld auszugeben - auch auf Kredit. Treibt die Niedrigzinsphase die Menschen in die Schuldenfalle?
Deutschlands Verbraucher behalten trotz günstiger Kreditzinsen einen kühlen Kopf. "Auch in der Tiefzinsphase haben Verbraucher ihre Finanzen fest im Griff und verschulden sich mit Augenmaß", sagte Schufa-Vorstandschef Michael Freytag der Deutschen Presse-Agentur anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen "Kredit-Kompasses".
Nach Daten der Auskunftei stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Verbraucherkredite 2017 gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent auf erstmals mehr als 8 Millionen. Im Schnitt waren es 10.272 Euro pro Kredit und damit nur 47 Euro mehr als im Jahr zuvor.
Kredite für Autos, Möbel und Elektrogeräte
Am häufigsten nehmen Verbraucher einen Ratenkredit demnach für den Kauf von Autos, Möbeln sowie elektronischen Geräten in Anspruch. Wie schon 2016 zahlten die Bundesbürger im vergangenen Jahr 97,8 Prozent aller Ratenkredite reibungslos zurück. "Das zeigt, dass die Verbraucher sehr zuverlässige Kreditnehmer sind", sagte Freytag. Wenn Menschen mit der Rückzahlung in Verzug gerieten, dann meist wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Scheidung.
Ende des Jahres verzeichnete die Schufa in ihrem Datenbestand insgesamt 17,9 Millionen Ratenkredite, ein Plus von 3,5 Prozent. Die Schufa-Statistik erfasst keine Dispokredite und Verbindlichkeiten zum Beispiel aus Verträgen mit Mobilfunkanbietern. Die Restschuld je Kredit betrug im Schnitt 11.355 Euro. Sie erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr damit um 562 Euro.
Aus Sicht Freytags ist dies jedoch kein Anlass zur Sorge. "Die Verbraucher haben sich in den vergangenen Jahren sehr rational verhalten. Wir sehen gute Chancen, dass sich die Entwicklung in absehbarer Zeit so fortsetzt."
Verbraucherkredite werden wohl weiter steigen
Freytag rechnet damit, dass die Zahl der Verbraucherkredite weiter steigen dürfte - allein schon aus demografischen Gründen. "Die Menschen leben immer länger und sind immer länger fit. Auch über 70-Jährige investieren heute in größere Anschaffungen, zum Beispiel in eine neue Küche."
Hinzu kämen das robuste Wirtschaftswachstum, die niedrige Arbeitslosigkeit und eine vergleichsweise geringe Inflation. Das alles beflügle den Privatkonsum.
Nach Daten des Marktforschungsinstituts GfK sind die Verbraucher weiter in Kauflaune. Obwohl Ökonomen wegen Trumps protektionistischer Handelspolitik zuletzt ihre Konjunkturprognosen herunterschraubten, rechnen nach wie vor viele Bürger in Deutschland mit höherem Einkommen und sind dementsprechend bereit, Geld auszugeben.
Bundesbürger kaufen am liebsten auf Rechnung
Am liebsten kaufen die Bundesbürger auf Rechnung, wenn sie im Internet shoppen. Bei einer Forsa-Umfrage unter mehr als 2000 Internetnutzern gaben dies 71 Prozent der Online-Shopper an. Darüber hinaus nutzen 66 Prozent den Bezahldienst PayPal, 49 Prozent die Kreditkarte und 41 Prozent die Lastschrift.
"An der Beliebtheit des verbraucherfreundlichen Kaufs auf Rechnung wird sich vorerst nichts ändern. Man zahlt erst nach Erhalt der Waren und es werden am wenigsten Daten ausgetauscht", sagte Freytag.
Zwölf Prozent der Internetnutzer gaben an, dass sie schon einmal von Identitätsmissbrauch betroffen waren. Dabei kaufte beispielsweise jemand im Netz in ihrem Namen ein oder gab ihre Kontodaten an. Von Datenmissbrauch seien aber letztlich alle Verbraucher betroffen, weil der Handel die Aufwendungen für Schäden bei seiner Preiskalkulation berücksichtige, sagte der Chef des Meinungsforschungsinstituts, Manfred Güllner.
Die von der Schufa und anderen Auskunfteien gesammelten und bewerteten Daten sind für Millionen Menschen wichtig, die Kredite aufnehmen oder Mietverträge abschließen wollen. Die Schufa-Statistik erfasst keine Dispokredite und Verbindlichkeiten zum Beispiel aus Verträgen mit Mobilfunkanbietern. © dpa
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