Der Aufschwung in Deutschland gerät ins Stocken. Nicht nur internationale Handelskonflikte belasten die Konjunktur, auch Probleme der Autoindustrie sorgen für einen Dämpfer im Sommerquartal.
Die deutsche Wirtschaft ist zum ersten Mal seit dreieinhalb Jahren wieder geschrumpft. Belastet von schwächelnden Exporten und sinkenden Konsumausgaben der Verbraucher verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in einer ersten Schätzung in Wiesbaden mitteilte.
Zum letzten Mal war die Wirtschaftsleistung im ersten Vierteljahr 2015 rückläufig. Damals war das BIP um 0,1 Prozent gesunken. Ökonomen gehen davon aus, dass sich der Aufschwung in Deutschland trotz des schwachen dritten Quartals fortsetzt.
Deutschland leidet unter den Handelskonflikten
Der Export dämpfte das Wachstum. Nach vorläufigen Berechnungen gab es im dritten Quartal 2018 weniger Ausfuhren, aber mehr Importe als im zweiten Quartal des Jahres. Die Exportnation Deutschland leidet zunehmend unter den vor allem von den USA angeheizten Handelskonflikten.
Schrammen hinterließen von Juli bis September Ökonomen zufolge auch die Schwierigkeiten in der Autoindustrie wegen der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfstandard WLTP. Weil nicht alle Auto-Modelle rechtzeitig eine Genehmigung für eine Neuzulassung hatten, mussten Hersteller die Produktion drosseln.
"Die damit verbundenen zeitweisen Produktionsausfälle hinterließen tiefe Bremsspuren bei der industriellen Erzeugung", erläuterten Bundesbank-Ökonomen im jüngsten Monatsbericht.
Der Privatkonsum fiel als Wachstumstreiber aus. Die Verbraucher konsumierten weniger als im Vorquartal. Die historisch gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und Lohnzuwächse hatten in der Vergangenheit für Kauflaune der Verbraucher in Europas größter Volkswirtschaft gesorgt und die Konjunktur angetrieben.
Wirtschaftswachstum könnte an Stärke verlieren
Die Konsumausgaben des Staates, zu denen unter anderem soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, legten den Angaben zufolge leicht zu. Die Unternehmen investierten etwas mehr in Ausrüstungen, Bauten und sonstige Anlagen als im zweiten Quartal.
Aus Sicht von Ökonomen dürfte das weitere Wirtschaftswachstum an Stärke verlieren. Volkswirte, internationale Organisationen sowie die Bundesregierung hatten zuletzt ihre Konjunkturprognosen gesenkt.
So rechnen beispielsweise die "Wirtschaftsweisen" inzwischen für dieses Jahr mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 1,6 Prozent und für 2019 von 1,5 Prozent. Etwas optimistischer ist die Bundesregierung. Sie ging zuletzt von einem Plus von jeweils 1,8 Prozent aus. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Wirtschaft noch kräftig um 2,2 Prozent zugelegt.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.