Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck denkt über ein Recht auf Arbeit im Homeoffice nach. Er hofft, dem Fachkräftemangel damit ein Stück weit begegnen zu können. Bei den Arbeitgebern stößt der Vorschlag auf wenig Gegenliebe.

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Mehr Möglichkeiten zur Arbeit im Homeoffice könnten aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck helfen, den Fachkräftemangel zu beheben. Der Grünen-Politiker Robert Habeck schlage vor, einen Rechtsanspruch auf flexibles Arbeiten zu prüfen, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf einen Entwurf für den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung. Der Anspruch könnte demnach insbesondere Frauen mit Kindern in mehr Erwerbsarbeit bringen.

"Wir werden den Arbeits- und Fachkräftemangel nur bekämpfen können, wenn wir an mehreren Schrauben drehen", sagte Habeck dem "Handelsblatt". Er schlägt demnach auch mehr Anreize für ältere Menschen vor, länger zu arbeiten. "Das Wissen und Können von älteren Arbeitnehmern ist Gold wert - für die Betriebe, für die Wirtschaft."

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Deutschland leidet unter Fachkräftemangel. Um dem entgegenzuwirken, fordert der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, jetzt längere Arbeitszeiten.

Angst vor mehr Bürokratie

Die Arbeitgeber sind von Habecks Vorstoß für ein Recht auf Homeoffice erwartungsgemäß wenig begeistert. Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BdA), Steffen Kampeter, äußerte sich dazu wie folgt: "Mobile Arbeit gehört für viele Beschäftigte seit Jahren zum Arbeitsalltag. In der Regel wird diese Frage im guten Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geregelt. Ein Gesetz braucht es nicht. Ein gesetzlicher Anspruch auf mobile Arbeit würde die Wirklichkeit in den Betrieben schlicht ignorieren."

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Ins gleiche Horn bläst Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Sie lehnt einen Anspruch auf Homeoffice ab, weil dieser aus Ihrer Sicht die Fachkräfteproblematik nicht löst. Stattdessen schreibe er Unternehmerinnen und Unternehmern nur weiter vor, was sie zu tun hätten und schränke sie dadurch in ihrer unternehmerischen Freiheit ein, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in Stuttgart. "In den Branchen, in den der Fach- und Arbeitskräftebedarf am größten ist, etwa in Pflegeberufen, ebenso im Handel oder vielen handwerklichen und technischen Berufen, läuft ein Anspruch auf Homeoffice ins Leere."

BdA-Chef: Anreize für Frühverrentung abschaffen

Arbeitgeber mussten ihren Beschäftigten in der Pandemie zum Infektionsschutz - sofern möglich - zeitweise Homeoffice anbieten. Einen dauerhaften gesetzlichen Anspruch darauf, wie ihn Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgeschlagen hatte, lehnten die Arbeitgeber ab.

Positiver fällt die Redaktion auf Habecks zweiten Vorschlag auf. Man begrüße, so Kampeter, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer erleichtern möchte. Hier gebe es eine Reihe von Möglichkeiten. So sei es "in Zeiten von Fachkräftemangel ein Fehler, dass Arbeitgeber heute teilweise noch immer Strafbeiträge an die Sozialversicherung zahlen müssen, wenn sie Rentner beschäftigen. Sofort abgeschafft werden muss die abschlagsfreie Rente – auch andere Frühverrentungsanreize müssen ausgesetzt werden." (dpa/mak/mcf)

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