Die Euro-Währungshüter lassen sich von der aktuellen Konjunkturschwäche nicht bremsen. Sie legen im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation erneut nach.

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Die schwächelnde Konjunktur unterbricht die Serie von Zinserhöhungen im Euroraum vorerst nicht: Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent an. Der EZB-Rat beschloss damit am Donnerstag in Frankfurt die zehnte Zinserhöhung in Folge seit Juli 2022. Es habe eine "solide Mehrheit" der Ratsmitglieder für diesen Schritt gegeben, sagte Zentralbankchefin Christine Lagarde.

Gezielte Maßnahme gegen anhaltend hohe Inflation

Mit den höheren Zinsen versucht die Notenbank, die hartnäckig hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Weil teurere Kredite zugleich eine Last für die Wirtschaft sind, waren zuletzt Forderungen nach einer Zinspause lauter geworden. Weitere Anhebungen schloss EZB-Präsidentin Lagarde dennoch nicht kategorisch aus. "Wir können noch nicht sagen, dass wir den höchsten Punkt erreicht haben", sagte sie.

Lagarde verteidigte den geldpolitischen Kurs: "Wir tun das nicht, um eine Rezession zu erzwingen." Es gehe darum, Preisstabilität zu erreichen. "Wir müssen die Inflation senken."

Inflation in 100 Sekunden erklärt.

Was bedeutet eigentlich "Inflation"?

Die Inflation in Deutschland hält sich hartnäckig. Aber was bedeutet eigentlich "Inflation", wie wird sie ermittelt und welche Faktoren hängen damit zusammen? Antworten finden Sie im Video. (Foto: iStock: photoschmidt)

Zielmarke noch in weiter Ferne

Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Bei diesem Niveau sehen die Währungshüter Preisstabilität gewahrt. Doch von dieser Zielmarke ist die Teuerung nach wie vor weit entfernt. Im August schwächte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Währungsraum der 20 Länder nicht weiter ab. Die jährliche Inflationsrate verharrte einer erste Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge bei 5,3 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs, in dessen Folge die Preise für Energie und Nahrungsmittel in die Höhe schnellten, zeitweise zweistellig gewesen.

Höhere Inflationsraten zehren an der Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Menschen können sich für ihr Geld weniger leisten. Das bremst den privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der Konjunktur ist.

Bundesbank-Präsident bezeichnet Inflation als "hartnäckiges Biest"

Die jüngsten Daten zeigten, "wie hartnäckig das Biest Inflation" sei, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel kürzlich dem "Handelsblatt". "Wir sind zwar ein gutes Stück bei der Inflationsbekämpfung vorangekommen. Unseren Zielwert für die Inflation haben wir aber längst noch nicht erreicht."

Immerhin gab es in den jüngsten Inflationsdaten einen Hoffnungsschimmer: Die Kernteuerung im Euroraum - das ist die Rate ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie und Lebensmittel - ging von 5,5 Prozent im Juli auf 5,3 Prozent im August zurück. (dpa/afp/lag/fab)

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