(ah/miwa/alfa) - Beim Blick aus dem Fenster möchte man kaum glauben, dass wir uns mitten im Frühling befinden. Doch dem schlechten Wetter zum Trotz keimen die Frühlingsgefühle, und das nicht nur bei Menschen, sondern auch im Tierreich.

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Wespenspinne
Nach dem Sex schnell weg - ups, nur was Wichtiges hat die Wespenspinne vergessen. © Wolfgang Rutkies

Vor allem bei den Vögeln stehen die Zeichen auf Liebe. Die Männchen legen sich beim Umwerben der Weibchen ins Zeug: Am auffälligsten sind die Gesangsdarbietungen, mit denen sie die holde Weiblichkeit betören wollen. Doch es gibt auch verrückte, weniger bekannte Balzrituale. Paradiesvögel etwa liefern sich "Ritterturniere", um die Gunst eines Weibchens zu gewinnen. Die Turnierplätze werden sogar geschmückt und während ihren Darbietungen knicksen die Männchen höflich in Richtung der Weibchen.

Das Wintergoldhähnchen hingegen ist weniger galant. Es ist zwar der kleinste Vogel Europas, dennoch - oder gerade deshalb? - macht er einen auf dicke Hose. Er zeigt ein starkes Imponierverhalten, das nicht selten in regelrechten Prügeleien zwischen zwei Männchen endet. Ähnlich rabiat geht er mit Weibchen um: Ohne eine Hetzjagd läuft hier nichts, sie ist fester Bestandteil des Paarungsverhaltens.

Sind dann endlich beide Partner zur Paarung bereit, geht alles sehr schnell. Denn wie fast alle Vögel stehen die Wintergoldhähnchen auf Quickies. So wie die meisten Vögel haben die Männchen keinen Penis. Beide Geschlechter besitzen eine so genannte Kloake. Das ist eine Öffnung, durch die einfach alles ins Freie kommt: Eier, Samenflüssigkeit, Harn und Kot.

Die schnelle Nummer läuft folgendermaßen ab: Das Männchen bespringt das Weibchen, beide machen ihre Kloaken frei und drücken sie aufeinander. Dabei führt das männliche Tier seine Samenflüssigkeit in die Kloake des Weibchens ein – das war's. Der kurze Akt und der fehlende Penis haben durchaus ihren Sinn, denn Vögel leben gefährlich. So muss auch während der Kopulation eine Flucht schnell möglich sein. Ein Penis wäre dabei hinderlich, ebenso ein langer Liebesakt, der von Gefahren ablenkt.

Im Tierreich gibt es noch viele weitere spannende Sex-Geschichten. Ein paar der skurrilsten stellen wir Ihnen im Folgenden vor. Weiter geht es auf der nächsten Seite mit der Wespenspinne, die im Gegensatz zu den Vögeln sehr wohl einen Penis besitzt, ihn während des Liebesspiels jedoch meist verliert.

Wespenspinne: Nach dem Sex bleibt der Penis stecken

Schwarze Witwe
Die "Schwarze Witwe" macht ihrem Namen alle Ehre. © Marcus Schmitt

Männchen der Wespenspinne legen Weibchen nach dem Sex eine Art Keuschheitsgürtel an - und zwar den eigenen Penis. Bei mehr als 80 Prozent der männlichen Wespenspinnen bricht der Penis nach dem Akt ab und verstopft die Geschlechtsöffnung des Weibchens.

Wissenschaftler rätseln noch über den Sinn dieses Keuschheitsgürtels: Zum einen könnte es sein, dass die Männchen so verhindern, dass Rivalen Kinder mit diesem Weibchen zeugen. Zum anderen könnte ihnen dieser Überraschungsmoment mehr Zeit bringen, um nach der Paarung zu flüchten. Denn bei dieser Spinnenart hat die Spinnendame ihren Liebhaber zum Fressen gern und verzehrt ihn nach der Paarung, wenn er nicht schnell genug das Weite sucht.

Die Schwarze Witwe: Der Name ist Programm

Listspinne
"Mit einem Geschenk krieg ich die Kleine schon rum...", denkt sich die Listspinne und begibt sich in Paarungsstellung. © Wolfgang Rutkies

Diese Spinnen sind Einzelgänger und die Weibchen lassen sich nur schwer zum Sex überreden. Daher müssen die Männchen besonders einfallsreich sein, um die Auserwählte zur Paarung zu überzeugen. Und besonders schnell, um den Akt überhaupt zu überleben.

Der Name dieser Spinne kommt nicht von ungefähr: Die "schwarze Witwe" gilt als sehr aggressiv und es kommt wie bei der Wespenspinne oft vor, dass sie nach der Paarung das kleinere Männchen tötet. Für dieses gibt es nur eine Rettung: Die schnelle Flucht direkt nach dem Verkehr. Nur so kann das Männchen überleben und auf Nummer sicher gehen, dass das Weibchen ihn nicht zur Fütterung des Nachwuchs verwendet.

Listspinne: Geschenke führen zum Erfolg

Javaneraffen
Javaneraffen kennen die Gesetze der freien Marktwirtschaft. © Informationsdienst Wissenschaft

Wenn sich die männliche Listspinne eine potentielle Partnerin ausgesucht hat, bringt sie der Auserwählten eine Art Brautgeschenk, etwa eine erbeutete Fliege. Diese bietet das interessierte Männchen in seinem Mund an und bleibt dabei bewegungslos liegen.

Während sich die weibliche Spinne genüsslich über ihr Geschenk hermacht, bringt sich das Männchen in eine spezielle Paarungsposition und schafft es dadurch, die weibliche Spinne zum Akt zu bewegen. Das klingt unglaubwürdig?

Es ist aber bewiesen: Wissenschaftler haben sich mit diesem Phänomen beschäftigt und festgestellt, dass 89 Prozent der Männchen, die sich tot stellen, erfolgreich sind und es bis zum Liebesspiel schaffen. Bei ihren Artgenossen, die diese Technik nicht anwenden, kommen nur 40 Prozent zum Ziel.

Schimpansen: Für Geschenke gibt es besonderen Sex

Hermelinmännchen und Kind
Das Hermelin-Männchen beim Akt mit dem noch sehr jungen, aber schon geschlechtsreifen Weibchen. © Aktion Fischotterschutz e.V.

Wie die Listspinnen haben auch Schimpansen in Guinea die Macht der Geschenke für sich entdeckt. Die Männchen bringen den auserwählten Weibchen Früchte und kommen so schneller ans Ziel. Forscher konnten belegen, dass sich die Weibchen, die am meisten Geschenke bekommen hatten, zu exklusivem Sex abseits der Gruppe bereit erklärten.

Zwar wenden nicht alle männlichen Schimpansen diesen Trick an, um zu Geschlechtsverkehr zu kommen. Es zeigte sich jedoch, dass Männchen mit dieser besonderen Technik nicht nur erfolgreicher waren, sondern auch zeitweise mehr Nachwuchs zeugten als das Alpha-Männchen der Gruppe. Die geeignete Flirt-Technik zahlt sich also nicht nur bei Menschen aus.

Javaneraffen: Sex gegen Leistung

Ohne Gegenleistung läuft bei diesen Tieren gar nichts: Männliche Javaneraffen müssen die Weibchen vor dem Sex bezahlen. Sie entlohnen ihre Sexpartnerin mit einer Fellpflege für den Geschlechtsakt. Dabei bestimmen - wie in der freien Marktwirtschaft - Angebot und Nachfrage den "Preis". Gibt es weniger Weibchen als Männchen, steigt der Preis für Sex und die Männchen müssen sich bei der Fellpflege entsprechend ins Zeug legen.

Gibt es mehr Weibchen, "sinkt" der Preis und die Fellpflege fällt kürzer aus. Wie Wissenschaftler der Universität in Singapur berichteten, schwankt die Länge des Lausens zwischen acht und 16 Minuten, bevor den Männchen Sex angeboten wird.

Der Kurznasenflughund mag es "Französisch"

Bisher galt Oralsex als eine ausschließlich menschliche Praktik. Obwohl diese Variante des Liebesspiels bereits bei den Bonobo-Affen beobachtet werden konnte, sind sich Wissenschaftler darüber einig, dass es sich bei diesen Primaten tatsächlich mehr um ein spielerisches Verhalten als um eine echte Sexualpraktik handelt.

Anders bei den indischen Kurznasenflughunden: In einem Bericht des Fachmagazins "PLoS One" berichteten Biologen, dass sich die Weibchen bei der Kopulation vornüber beugen und den Penis der Männchen lecken.

Dabei saugen sie aber nur am Schaft und nicht an der Eichel, die bereits die Vagina penetriert hat. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Weibchen den Paarungsakt auf diese Weise in die Länge ziehen will - im Schnitt verdoppelte sich die Kopulationsdauer so auf bis zu vier Minuten.

Hermelin: Man könnte sie frühreif nennen

Hermelin-Männchen fackeln nicht lange: Nur drei bis vier Wochen nach der Geburt gehen sie in das Nest des Nachwuchs und schnüffeln an den bereits geschlechtsreifen Weibchen. Scheinbar können die Hermelin-Herren riechen, welches noch nicht begattet wurde - und nutzen die Chance, um dies selbst zu tun. Das Männchen greift in die wuschelige Mähne, fixiert das Kleine und kommt so ans Ziel.

Forscher von der Aktion Fischotterschutz fotografierten dieses Verhalten erstmals und fanden heraus, dass die Kleinen, die zu dieser Zeit noch geschlossene Augen haben, das Liebesspiel ohne Gegenwehr oder sichtbare Angst ertragen.

Seeotter: Die Dame trägt vom Liebesspiel Narben davon

Seeotter gehen nicht gerade sanft vor, wenn es zum Geschlechtsverkehr kommt. Statt auf Küsse setzen die kleinen Raubtiere auf Bisse in bestimmte Körperstellen. Die Dame bekommt vom Liebesspiel meistens eine blutige Nase, weil das Männchen sich in eben diese verbeißt. Anhand der Narben auf der Nase des Weibchens können Experten sehen, wie aktiv das Liebesleben der Dame ist.

Eine abschließende Erklärung konnte die Wissenschaft für dieses Verhalten noch nicht finden. Möglich ist, dass dieser besondere "Nasenkuss" dem Männchen Halt auf dem glitschigen Fell seiner Partnerin gibt, da die Paarung oft auf hoher See stattfindet.

Es ist aber auch bekannt, dass die meisten marderartigen Tiere eine recht grobe Paarung vollziehen und da stellt die stürmische Art der Otter keine Ausnahme dar.

Igel: Anatomie und Artistik machen's möglich

Sex unter Igeln ist eine stachelige Angelegenheit - und eine artistische noch dazu. Mutter Natur sorgte aber mit einem ganz bestimmten Kniff dafür, dass nicht jeder Igel-Sex blutig endet. Der Penis des Männchen befindet sich in der Mitte des Bauches. Dadurch braucht der Igelmann seine Partnerin nur halb besteigen und hat bessere Chancen, das Liebesspiel unversehrt zu überstehen.

Zusätzlich nimmt das Weibchen eine ganz besondere Position ein, um auch ihren Teil zur schmerzfreien Paarung beizutragen. Sie drückt sich flach auf den Boden, biegt ihren Rücken nach unten durch und legt die Stacheln an ihren Körper an. Die Beine streckt sie nach hinten und hebt dabei ihr Becken. So vorbereitet ist auch die Paarung von Igeln eine unblutige Angelegenheit.

Hammerhai: Wenn alles nichts hilft, geht es auch allein

Keinen Erfolg bei der Partnersuche? Für einen Hammerhai kein Problem. Wenn ein Weibchen keinen geeigneten Mann findet, um die Paarung zu vollziehen, geht es auch ohne - die Tiere können sich auch ohne Sex fortpflanzen.

Forscher kamen diesem Phänomen auf die Spur, als ein Weibchen in einem amerikanischen Zoo Mutter wurde, obwohl es in dem Becken weit und breit kein Männchen gab. Die Jungfernzeugung scheint nur auf den ersten Blick ein Segen für die bedrohte Tierart zu sein. Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass die genetische Vielfalt dadurch abnimmt und sich Gendefekte schneller ausbreiten.

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