Millionär werden, über Nacht, davon träumen Menschen in aller Welt. Deshalb spielen sie Lotto oder nehmen an Lotterien teil. Ein-, zwei- sogar dreistellige Millionen-Jackpots locken. Doch wenn der Traum plötzlich wahr wird, kann er auch zum Alptraum werden. Das zumindest mussten einige Lotto-Millionäre erfahren. Für sie wurden die Millionen zum Fluch.

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Manchmal ist das Schicksal ganz banal. Da gewann im September 1990 William Curry, ein Koch im amerikanischen Boston, 3,6 Millionen Dollar. Ein Riesenglück! Als Erstes kaufte er seinen beiden Kindern einen Dalmatiner-Welpen und nahm zwei Wochen Urlaub. Doch genießen konnte Curry seinen Gewinn nie. Tagelang riefen ihn Finanzberater und Bittsteller an. Der Stress wurde schließlich zu groß, glaubt seine Familie. Zwei Wochen nach dem Millionen-Gewinn starb der Familienvater an einem Herzinfarkt - mit nur 37 Jahren.

Diese Probleme hatte Urooj Khan aus Chicago nicht. Der 46-Jährige war gesund und wohl auf, als er seinen Millionen-Gewinn machte. Der Wäschereibesitzer wollte mit dem Geld Schulden bezahlen und den Rest in sein Unternehmen investieren. Doch einen Tag nachdem er den Scheck mit seinem Gewinn erhalten hatte, starb er plötzlich am 20. Juli 2012. Zunächst schöpfte niemand Verdacht. Erst als die Familie intervenierte wurde die Polizei aktiv. Im Januar 2013 wurde Khans Leiche exhumiert - er war mit Blausäure vergiftet worden. Der Täter ist bislang unbekannt.

Falsche Ratgeber und Verschwendungssucht

Meist ist es jedoch nicht das Schicksal, das Lottogewinner ins Unglück stürzt - sie sind es selbst. Deutschlands berühmtestes Beispiel ist "Lotto-Lothar". Der arbeitslose Lothar Kuzydlowski aus Hannover wurde 1994 über Nacht zum Millionär. Der 48-Jährige gewann 3,9 Millionen Mark im Lotto. Bald war sein Motto "Lotto, Lothar, Lambo" - denn von seinem Gewinn kaufte er sich gleich einen schicken Lamborghini. Wilde Partys, Alkohol, Barmädchen, teure Urlaube. Aber auch ein Haus im Grünen, wohin er mit Frau und Tochter übersiedelte. Doch Lotto-Lothars Ehe zerbrach vier Jahre nach dem Millionen-Segen. Ein Jahr später starb er, der Alkohol hatte seine Leber zerstört. Um den kleinen Rest seines Vermögens stritten sich die Witwe und die letzte Geliebte.

Einer der ersten deutschen Lottogewinner war Walter Knoblauch aus Wittmund in Ostfriesland. 1956 hatte der Hausierer und Artist sechs Richtige plus Zusatzzahl im Lotto und bekam 500.000 Mark. Damals ein riesiges Vermögen. Nun konnte der 46-Jährige endlich seine langjährige Freundin heiraten. Die Hochzeit für 15.000 Mark wurde zur Sensation, das Brautkleid war dem der Queen nachempfunden. Und Knoblauch schmiss mit dem Geld nur so um sich. Er kaufte seiner Frau ein Hotel in Jever, das jedoch nach einigen rauschenden Festen geschlossen werden musste, weil das Amt die Konzession entzog. An der Tür befestigte er einen Zettel "Wegen Reichtums geschlossen".

Teure Autos, Schmuck, Partys, falsche Freunde - das Geld schmolz dahin. Tausende von Mark gingen für Liebesnächte in St. Pauli drauf, bis Knoblauchs Gattin dies unterband. Doch Fortuna meinte es weiter gut mit Walter Knoblauch. Er gewann noch einmal im Lotto, diesmal 300.000 Mark. Aber auch dieses Vermögen zerrann dem Ehepaar zwischen den Fingern und es musste ins Obdachlosenasyl umziehen und den Hausiererhandel wieder aufnehmen. 1995 starb er verarmt.

Situation außer Kontrolle

Auch dem ersten deutschen Lotto-Millionär brachte das Geld kein Glück. Dabei versuchte Heinz W. am 6. Juli 1974 ganz ruhig zu bleiben, als Karin Tietze-Ludwig seine Zahlen verlas. Der Verkaufsfahrer eines Margarine-Herstellers hatte eine hochschwangere Frau und eine kleine Tochter, die waren ihm wichtiger als der Millionen-Gewinn. Doch der blieb nicht geheim, schon bald wusste die Boulevard-Presse und damit ganz Deutschland Bescheid.

Die Situation geriet außer Kontrolle. Sein Chef wollte keinen Millionär als Verkaufsfahrer und legte Heinz W. die Kündigung nah. Das Haus der jungen Familie in Remels wurde von ungebetenen Ratgebern belagert, die sich ein Stück des Millionen-Kuchens abschneiden wollten.

Zunächst schien jedoch alles in Ordnung. Die Hälfte der 1,5 Millionen Mark schenkte Heinz W. seinen Eltern und Geschwistern. Dann investierte er in eine Tankstelle und kaufte ein Haus in einem anderen Ort, wohin die Familie umzog. Ein neuer Job als Fahrer suchte sich Heinz W. ebenfalls.

Doch der 25-Jährige hatte keine Erfahrung im Umgang mit so viel Geld und vertraute dann doch auf Ratschläge von sehr guten Freunden. Er stieg ins Immobilien-Geschäft ein. Häuser wurden mehrfach gekauft und wieder verkauft - und dann war das Geld weg.

Wertlose Immobilien, marode Unternehmen

Mit Immobilien hatte der Parkettverleger Rainer M. ebenso wenig Glück. Der 48-Jährige gewann 1994 1,9 Millionen Mark im Lotto. Ein Anlageberater überredete ihn 1,3 Millionen Mark in Immobilien zu investieren - allerdings waren diese nahezu wertlos. Mit dem restlichen Geld stieg er in ein marodes Handwerksunternehmen ein. Nach nur drei Wochen musste es Konkurs anmelden. Nach dem Verkauf der Schrott-Immobilien blieb nicht mehr viel übrig.

Im selben Jahr gewann das Ehepaar Bubert acht Millionen Mark. Die junge Familie konnte das Geld gut gebrauchen, da sie hoch verschuldet war. Doch mit dem Gewinn kamen falsche Ratgeber und aufdringliche Bittsteller, die mit allen möglichen Tricks versuchten, an das Geld zu kommen. Petra und Hans-Joachim Bubert erwarben Grundstücke, Häuser, einen Ponyhof und einen großen Angelteich. Der Rest wurde in Aktien angelegt. Alles vergebens. Der Millionen-Gewinn zerrann.

Auch Oliver Intemann hatte Pech mit seinen Geldanlagen. 1994 gewann der Postbeamte 1,7 Millionen Mark. Mit einem Teil bedachte er Freunde, Familie und seine Freundin. Mit dem Rest versuchte der 27-Jährige sich selbständig zu machen, allerdings mit wenig Glück. Mehrere Firmenpleiten, eine Scheidung und unglückliche Immobiliengeschäfte brachen ihm schließlich finanziell das Genick.

Einmal Knast und zurück

Ebenfalls 1994 zog Michael Broers das vermeintlich große Los. 2,7 Millionen Mark brachte sein Lottoschein ein. Der Arbeitslose bedachte seine Eltern und neun Geschwister reichlich, legte sich teure Luxusartikel zu und machte sich mit einem Autohaus selbständig. Dummerweise hatte er keinen Führerschein. Nachdem er wiederholt beim Fahren ohne Fahrerlaubnis erwischt worden war, stellte ihn der Richter vor die Wahl: 500.000 Mark Strafe oder fünf Jahre im offenen Strafvollzug. Michael Broers entschied sich für den Knast und überließ das Autohaus mit den elf Angestellten weitgehend seiner Familie. Nach drei Jahren trennte sich seine Ehefrau von ihm. Als er seine Strafe verbüßt hatte, war von dem Geld nichts mehr übrig.

Und dann ist da noch die Geschichte von "Lotto-Claus". Claus W. aus Thüringen gewann 1997 zwar keine Million aber dennoch stattliche 750.000 Mark im Lotto. Der Fliesenleger kündigte seinen Job und genoss das Leben im Luxus mit schönen Frauen und rauschenden Partys. Einen Teil des Geldes verspielte er in Casinos. Mit Immobiliengeschäften verdiente er nicht genug, um das Leben in Saus und Braus aufrecht erhalten zu können. Schließlich begann er sich Geld durch Einbrüche zu beschaffen. Der Serientäter wurde geschnappt und wanderte für vier Jahre ins Gefängnis.

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