Umstritten und umtriebig, auch mit 80 Jahren noch: "Alien-Forscher" Erich von Däniken ist überzeugt davon, dass Außerirdische einmal auf der Erde gelandet und von den Menschen als Götter verklärt worden sind. Und davon, dass sie wiederkommen. Von seinen mehr als 30 Büchern hat er nach Verlagsangaben über 60 Millionen Exemplare verkauft. Im Interview spricht er über seine Arbeit – und über fehlende Beweise.

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Herr von Däniken, Sie sind nun 80 und ich befürchte, Sie haben noch immer keinen Elefanten mit Flügeln gesehen. So könnten Außerirdische aussehen, das sagen Sie zumindest...
Erich von Däniken: ...oder wie Monster mit Tentakeln. Vielleicht sind es Bäume, die miteinander kommunizieren. Es kann die unmöglichsten Lebensformen im Universum geben. Aber: Es kann auch sein, dass außerirdisches Leben dem Menschen sehr ähnlich ist. Besser gesagt, dass der Mensch dem Außerirdischen ähnelt. Und das wäre kein Zufall.

Wie kommen Sie darauf?
Es gibt viele Hinweise und Belege dafür, dass einmal Außerirdische auf die Erde gekommen sind. Nun ist jedoch überliefert worden, dass es Götter waren – wohl, weil die Steinzeitmenschen es damals nicht begriffen haben. Die Außerirdischen sind eine Weile geblieben, haben die Menschen etwas gelehrt, ihnen Ratschläge gegeben. Und denken Sie doch einmal an den Satz: "Die Götter schufen die Menschen nach ihrem Ebenbild."

Welche Hinweise und Belege meinen Sie?
Nehmen Sie die Bundeslade, in der laut Bibel die Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt worden sind. Es gibt sie. Und es ist sicher, dass sie nicht von Menschenhand gemacht ist. Aber ich kann sie nicht anschauen: Sie liegt tief vergraben in Äthiopien unter einer Kirche. Noch ist die Zeit für die eindeutigen Beweise offenbar nicht reif. Es gibt viele alte Texte, die darauf hindeuten, dass Außerirdische hier waren. Zeichnungen – aus ganz verschiedenen Kulturen. Und bedenken Sie noch eines: Viele große Entwicklungen in der Gesellschaft erschienen zunächst völlig verrückt und unvernünftig.

Sie hinterfragen mit Ihren Behauptungen immer wieder die Religionen – aber de facto haben Sie doch genauso wenige Beweise für Ihre Theorien.
Das stimmt so nicht. Religion ist eine Sache des Glaubens. Man nimmt etwas an, was nicht belegbar ist. Bei mir aber geht es nicht ums Glauben. Ich gebe zu, dass ich noch keine objektiven Beweise vorlegen konnte. Ich habe leider nie einen Gegenstand gefunden, der sicher belegt, dass es Außerirdische gibt. Aber die Indizien sind erdrückend.

Sie haben in all den Jahren viel Kritik geerntet, auch Spott – gerade aus der Wissenschaft. Wurmt Sie das auch im Alter noch?
Nein, ich bin froh, dass in unserer Demokratie jeder sagen kann, was er denkt. Und ich führe eigentlich sehr gern kritische Gespräche. Wenn jemand mit einer verrückten Idee daher kommt, darf er nicht erwarten, dass es keinen Gegenwind gibt. Aber ich wusste immer, dass ich auf dem richtigen Pferd sitze – auch wenn ich unterwegs Fehler gemacht, etwa auf falsche Indizien verwiesen habe.

Gerade als junger, begeisterungsfähiger Mensch war ich leichtgläubig und wenig kritikfähig. Aber: An meiner Grundidee habe ich nie gezweifelt. Und ich habe mich selbst nie als Wissenschaftler dargestellt. Ich arbeite anders. Und ich schreibe populär, so dass auch die Großmutter und der Taxifahrer meine Texte verstehen.

Die Verkaufszahlen geben Ihnen recht: Sie haben mehr als 60 Millionen Bücher verkauft. Ob Ihre Leser alle an Außerirdische glauben?
Am Ende meiner Vorträge sage ich immer: "Verehrte Gäste, glauben Sie mir diese Geschichten nicht." Ich würde mich im Grabe umdrehen, wenn nach meinem Tod einer eine Sekte aus meinen Theorien machen würde. Ich will niemanden missionieren. Was ich stattdessen will? Die Leute sollen sich Gedanken machen, darüber reden, selber denken...

Zu Ihrem 80. Geburtstag hat Ihnen Ihr Verlag einen großen Kongress gewidmet – alles deutet darauf hin, dass die Außerirdischen Sie auch weiterhin um Ihren Ruhestand bringen.
Oh ja. Ich habe noch nie im Leben ein Ufo gesehen. Wenn das endlich passieren würde, hätte ich einen Fragenkatalog so dick wie ein Telefonbuch! Ich bin mir sicher, dass die Außerirdischen damals versprochen haben, wiederzukommen. So lange mein Verstand mitmacht, mach ich weiter. Bis ich in der Grube liege.

Erich von Däniken kam am 14. April 1935 in Zofingen im Schweizer Kanton Aargau zur Welt und lebt heute in der Nähe von Interlaken (Kanton Bern). Seine Bücher wurden in 32 Sprachen übersetzt und erreichten teilweise Bestseller-Status. Zwei wurden verfilmt, mehrere weitere Filme sind an seine Werke angelehnt. Sein erstes - "Erinnerungen an die Zukunft" - erschien Anfang 1968 im Econ Verlag, nachdem es zuvor 20 Verlage abgelehnt hatten. 1970 wurde von Däniken wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. 1991 erhielt von Däniken "für seine Erklärungen, wie die menschliche Zivilisation durch urzeitliche Astronauten aus dem Weltall beeinflusst wurde" den satirischen Ig-Nobelpreis im Bereich Literatur. Er ist Leiter der von ihm gegründeten Forschungsgesellschaft für Archäologie, Astronautik und SETI (kurz für Search for Extraterrestrial Intelligence, die Suche nach außerirdischer Intelligenz).
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