Selfies im Fitnessstudio
Eine Frage der Ethik und Privatsphäre: Auch im Gym gelten Regeln.
Inhaltsverzeichnis
Was sind "Gymselfies"?
Eine Bewegung gegen Selfies
Eine Frage der Privatsphäre
Seien Sie achtsam und empathisch
Selfies zur Dokumentation des Alltags sind heute für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen eine völlig normale Aktivität. Gleichzeitig werden die Selbstporträts aber auch oft kritisch gesehen. Dies gilt vor allem in bestimmten Kontexten wie z. B. an Kultstätten, heiligen Orten, Friedhöfen oder Gedenkstätten. Und auch, wenn andere unfreiwillig zu Fotoobjekten werden.Was sind "Gymselfies"?
Eine Bewegung gegen Selfies
Eine Frage der Privatsphäre
Seien Sie achtsam und empathisch
Es ist leicht zu verstehen, warum Selfies in solchen Situationen bzw. an solchen Orten als unangemessen angesehen werden könnten.
Die Frage ist jedoch, ob Selfies in informelleren und belebteren Umfeldern wie zum Beispiel im Fitnessstudio akzeptabel sind. Die Rede ist hier also von sogenannten "Gymselfies", also Selfies, die in einem Fitnessstudio aufgenommen wurden.
Was sind "Gymselfies"?
Jeder, der schon einmal im Fitnessstudio war oder auf Social-Media-Plattformen wie Instagram unterwegs ist, hat sie bestimmt schon gesehen: Gymselfies. Die Selbstporträts aus dem Fitnessstudio sind in den sozialen Medien weit verbreitet. Gymselfies sind besonders eng mit der Influencer-Kultur verbunden. Bei diesen Influencern ("Beeinflusser") handelt es sich um Personen, die sich sorgfältig eine Online-Persona aufgebaut haben. Sie sind Vorbilder für viele Menschen und haben als Werbetreibende (ob für eigene oder Fremdprodukte) häufig auch starken Einfluss auf deren Konsumverhalten.Auch in der Fitnessbranche gibt es eine Vielzahl von "Fitness-Influencern", die Trainings- und Motivationstipps für ihre "Follower" also ihr Publikum, ihre Fans posten. Sie haben eine lange Geschichte auf Instagram – der Plattform, auf der die Fitness-Influencer ihren Ursprung haben.
Influencer, die Selfies aus dem Fitnessstudio posten, erhalten in der Regel viele Aufrufe und "Gefällt mir"-Angaben auf ihren Profilen und können in einigen Fällen eine große Fangemeinde aufbauen. Die harte Währung unter den Influencern, denn: Je mehr Reichweite und Fans, desto eher nutzen Firmen die Influencer als Werbeträger.
Eine Bewegung gegen Selfies
In letzter Zeit haben sich Fitnessstudios auf der ganzen Welt gegen den Einzug von Selfies und der Influencer-Kultur in ihre Räumlichkeiten gewehrt, unter anderem mit der Begründung, es bestehe ein Verletzungsrisiko für die Kunden. Weltweit haben mehrere Ketten die Verwendung von Stativen, die Stolperfallen darstellen können, verboten. Einige haben das Fotografieren und Filmen in ihren Fitnessstudios sogar gänzlich verboten.Auch Sicherheits- und Datenschutzbedenken werden angeführt: Es gab bereits mehrere Fälle, in denen regelmäßige Fitnessstudiobesucher ohne ihre Zustimmung im Hintergrund mitgefilmt wurden. Die Veröffentlichung der Selfies und Videos im Internet führte dazu, dass die Betroffenen beschimpft oder öffentlich lächerlich gemacht wurden.
Kaum zu glauben aber: Das geht sogar so weit, dass absichtlich Videos von Unbeteiligten in unvorteilhaften Posen oder Situationen veröffentlicht werden. Durch diese gezielte Entwürdigung anderer Fitnessstudiobesucher möchten sich die eigentlichen Protagonisten in ein besseres Licht rücken.
Eine Frage der Privatsphäre
Doch was ist jetzt so schlimm daran, einen schnellen Schnappschuss von sich selbst im Fitnessstudio zu machen - und dabei vielleicht ein paar Menschen im Hintergrund mitzufotografieren? Schließlich ist es doch ein "öffentlicher Ort" für den man bezahlt. Warum also nicht ein cooles Fitnessstudio-Selfie oder Trainingsvideo machen und dieses dann auf Social Media hochzuladen?Ganz einfach:
Das Internet kann ein grausamer Ort sein. Nicht jeder, der ins Fitnessstudio geht, hat die "Idealfigur". Gerät er oder sie dann ungewollt auf ein Selfie und wird dies auch noch gepostet, kann dies zu Mobbing führen. Unter dem Deckmantel der Anonymität, die das Internet bietet, sind viele Menschen eher dazu bereit verletzende oder herablassende Nachrichten zu veröffentlichen.
Bedenken Sie stets, dass Sie nicht allein im Fitnessstudio sind und dass andere ungewollt in Ihr Bild oder Video aufgenommen werden könnten.
Denn es kann schnell strafbar werden: In Deutschland gilt das Recht am Bild und Ton als besondere Ausprägung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts. Jede Person kann selbst bestimmen, ob und in welchem Zusammenhang Aufnahmen wie Fotos oder Videos von ihr veröffentlicht werden.
Außerdem erfüllt das Aufnehmen einer anderen Person ohne ihre Einwilligung den Straftatbestand des § 201 bzw. § 201a StGB. In diesen Fällen ist eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bei Tonaufnahmen und bis zu zwei Jahren bei Bildaufnahmen vorgesehen.
Auch gut zu wissen: Insbesondere für Behörden, gewerbliche Fotografen und nicht journalistisch tätige Blogger und Influencer gilt die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)! Das bedeutet, dass sie rechtlich dazu verpflichtet sind, Ihre persönlichen Daten zu schützen und Ihre Rechte zu wahren.
Aber keine Sorge: Die DSGVO gilt zum Beispiel nicht für Privatpersonen, die im persönlichen und familiären Kreis Aufnahmen tätigen. Bei der nächsten Familienfeier müssen Sie sich also keine Sorgen machen, demnächst vor Gericht zu landen
Seien Sie achtsam und empathisch
Generell ist es nicht verboten, sich im Fitnessstudio zu fotografieren oder zu filmen, es sei denn, das Fitnessstudio hat Regeln, die dies untersagen. Achten Sie aber auch auf die anderen Personen.Wenn andere auf dem Foto zu sehen sind, machen Sie entweder ein neues Foto ohne die Personen im Hintergrund oder fragen Sie, ob Sie das Foto auch mit ihnen darauf veröffentlichen dürfen. Im Zweifel können Sie die Personen in der Nachbearbeitung auch aus dem Bild entfernen.
Wenn Sie filmen, weisen Sie andere darauf hin, dass Sie sich selbst filmen, wenn die Gefahr besteht, dass jemand im Bild zu sehen ist oder hineinlaufen könnte. Beachten Sie auch die Regeln Ihres Fitnessstudios für Videoaufnahmen.
Und wenn jemand auf Sie zukommt und Sie bittet, das Foto oder Video zu löschen, nehmen Sie die Bedenken ernst – nicht jeder will im Internet auffindbar sein, denn die meisten wollen einfach nur Sport treiben.
Kurzum: Wenn Sie vorhaben, Bilder von sich zu veröffentlichen, achten Sie darauf, dass niemand ungewollt oder unwissentlich in Ihrem Bild zu sehen ist! Wenn Sie den Artikel hilfreich fanden, teilen Sie ihn gerne auch per E-Mail.
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