Sprachnachrichten auf WhatsApp & Co. verschicken: praktisch oder nervig?

Sie sind schnell draufgesprochen, können aber je nach Situation nicht immer gleich abgehört werden: Sprachnachrichten in Messengern haben so ihre Tücken – und sie spalten die Gemüter. Wie steht es mit Ihnen: Sind Sie Fan der Voice Messages oder einfach nur genervt davon?
  Von Alina – Lesedauer: 4 Min.

 
Der eine schickt drei Sprachnachrichten hintereinander mit jeweils 15 Sekunden Länge, der andere hält in einem einzigen Sprach-Memo einen 7-Minuten-Monolog.

Aber ganz egal wie viele dieser Nachrichten man versendet und wie lang diese jeweils sind: Ist das mit der Audionachricht wirklich so praktischer wie viele sagen? Ist Schreiben oder telefonieren nicht die bessere Variante?

Häufig hört man ja die Begründung, dass es mit den Sprachnachrichten "schneller geht" und "praktischer" ist. Aber stimmt das wirklich? Oder sind wir alle vielleicht nur ein bisschen schreibfaul geworden?

Dennoch: Ich habe mich daran gewöhnt und die Audios auf WhatsApp sind ein Teil meines Alltags geworden. Ich schicke sie selbst und höre sie mir auch gerne an. Für viele sind sie aber ein echtes Streitthema.

Warum nutzt man Sprachnachrichten – was sind die Vorteile?

Eins muss man ihnen lassen: Sprachnachrichten sind wirklich eine viel genutzte und durchaus einfach anzuwendende Möglichkeit, um sich auszutauschen. Aber wieso sind sie eigentlich so beliebt?

Schneller: eher vorteilhaft für den Sender

Multitasking ist heutzutage ein wichtiger Bestandteil jedes beschäftigten Tagesablaufs. Ich selbst nutze solche gesprochenen Aufnahmen oft z. B. auf dem Weg zur Bushaltestelle oder beim Kochen. So kann ich meine Nachrichten prima in den Alltag integrieren, ohne großartig Zeit zu verlieren – als Absenderin jedenfalls.

Aus Sicht der versendenden Person stimmt das mit dem "schneller" also vielleicht. Aber für den Empfänger?

Wie oft habe ich schon Sprachnachrichten bekommen, die ein Themen-Kosmos aus Wochenendplanung, Neuigkeiten über Kollegen und das neuste Rezept für Ofengemüse waren. Am Ende wusste ich dann oft auch gar nicht mehr so richtig, wie ich auf dieses Themen-Allerlei antworten sollte. So richtig effektiv war das jedenfalls auch nicht. Ganz zu schweigen von der Zeit, die ich fürs Abhören der Nachricht gebraucht habe …
Junger Mann spricht in sein Smartphone hinein.
Es gibt viel zu erzählen...

Inklusiv: Kommunikation leichter machen

Voice Messages sind ein wichtiger Schritt in Richtung Barrierefreiheit! Nicht jeder hat das Privileg, flott auf dem Smartphone tippen zu können. Legastheniker und Menschen mit motorischen Einschränkungen oder Sehbehinderung etwa haben es sehr viel leichter, auf diesem Weg digital zu kommunizieren.

Lesen Sie hier über Screenreader, wenn Sie das Thema Barrierefreiheit am Bildschirm interessiert.

Persönlicher: Stimme vermittelt Nähe

Emotionen haben eine ganz andere Wirkung, wenn man die Stimme des Gegenübers hört: Lachen, Weinen oder Wut sind mit Emojis z. B. einfach nur halb so ausdrucksstark.

Dabei geht es auch um die individuelle Ausdrucksweise. Die Worte können einfach locker und natürlich heraussprudeln, Gedanken fließen freier und es entsteht ein Raum für spontane Einfälle. Für Redefreudige sind Sprachnachrichten ein echtes Geschenk.
 
Mittlerweile gibt es bei WhatsApp eine erweiterte Anwendung: die Video-Notiz. Stimmungen und Situationen können Sie durch diese kurzen selbstgedrehten Filmchen vielleicht sogar noch ein Stück genauer einfangen.
Geht es um eine komplexe, erklärungsbedürftige Angelegenheit, lässt sich das per Ton vielleicht leichter und verständlicher vermitteln: Um ein ausführliches Gesamtbild zu erzeugen, müsste man sich per Textnachricht vermutlich die Finger wund tippen …

Und: Vielleicht können Sie so auch Missverständnisse vermeiden. Ironie oder Doppeldeutigkeiten – z. B. in Form von Smileys oder verschwurbelten Phrasen – kann so manch eine(r) in den falschen Hals bekommen.

Auch Kritik an Sprachnachrichten ist berechtigt

Thematisches Durcheinander kann lästig ein – und der Hörer muss es ausbaden

Wenn wir Sprachnachrichten einsprechen, kann es tatsächlich gut passieren, dass wir dabei abgelenkt werden und nicht bei der Sache sind. Ich kenne es ja selbst: "Ach und dann habe ich noch vergessen zu sagen, dass…" oder "Oh, da läuft grad eine süße Katze über die Straße!".

Während man in einer Textnachricht schnell auf etwas antworten kann, muss man sich bei Sprachnachrichten durch das ganze Gesprochene klicken – in der Hoffnung, die wichtige Info irgendwo bei Minute 3:14 wiederzufinden.
 
Screenshot von einem WhatsApp-Chat mit den verschiedenen Möglichkeiten, die man mit einer Textnachricht hat.
Vorteil: Anders als in einer mehrminütigen Sprachnachricht zu verschiedenen Themen kann man in einem klassischen Chat konkret auf einzelne Nachrichten antworten.
Insbesondere der Empfänger hat bei minutenlangen Einzelvorträgen Grund genug, sich die Haare zu raufen. Vor allem, wenn er oder sie tatsächlich gerade keine Muse oder keine Zeit hat.

Kein Wunder also, dass manche Antworten auch gern mal mehrere Tage bis Wochen auf sich warten lassen.
 
Tipp: Sie können Sprachnachrichten zwar nicht vorspulen oder einfach überfliegen, es gibt mittlerweile jedoch die Funktion, die Notiz schneller (in 1,5- oder 2-facher Geschwindigkeit) abzuhören. Bei exorbitant langen Monologen aber trotzdem manchmal nervig.

Es wird verlangt, dass wir größer denken

Die Umwelt leidet unter großen digitalen Datenmengen. Die CO2-Emissionen sind deutlich höher bei Sprachnachrichten, da die Daten-Größe einem Vielfachen einer gewöhnlichen Textnachricht entspricht. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Umwelt, sondern betrifft auch Ihren Speicherplatz und Ihr Datenvolumen.

Wenn Sie wissen wollen, ob das Versenden von E-Mails umweltfreundlich ist, schauen Sie sich diesen Artikel an.

Private Gespräche privat halten

Und was ist eigentlich, wenn Sie unterwegs sind und mal keine Kopfhörer dabeihaben? Ich persönlich möchte jedenfalls nicht, dass die gesamte S-Bahn mitbekommt, wie meine Cousine tränenreich die Trennung von ihrem Freund verkündet. Und auch meine Passagiere haben vermutlich keine Lust mitzuhören.

Keine Lust auf Hören: Kann man Sprachnachrichten in Text umwandeln?

Es gibt eine Lösung: Transkription von gesprochenen Nachrichten. Hierbei kann das, was in der Nachricht gesagt wird, in einen geschriebenen Text übertragen werden. Perfekt also, um die Trennungsgeschichte mitzubekommen und dennoch niemanden dabei zu belästigen.

Um diese Funktion zu aktivieren, navigieren Sie in WhatsApp zu Einstellungen > Chats > Transkriptionen von Sprachnachrichten. Zurück im Chat: Halten Sie die jeweilige Nachricht lange gedrückt und tippen dann auf "Transkribieren". Und schon können Sie den Inhalt lesen, statt auf den richtigen Moment zum Anhören zu warten.

So senden bzw. aktivieren Sie Sprachnachrichten

Sie sind auf den Geschmack gekommen und fragen sich?  Wenn Sie in WhatsApp einen beliebigen Chat öffnen, finden Sie rechts unten neben der Texteingabezeile ein Mikrofon-Symbol.
 
Screenshot von einem WhatsApp-Chat mit Sprachnachrichten.
Einfach das Mikrofon drücken und los geht's!

Dieses einfach drücken und schon können Sie lossprechen. Zum Abschicken den grünen Pfeil rechts betätigen und zum Löschen das Mülleimer-Icon links (erscheinen dann anstatt der Eingabezeile). Pausieren können Sie in der Mitte auf dem Pause-Knopf.

Wenn der Finger irgendwann müde wird, können Sie auch die Aufnahme "feststellen", indem Sie den Mikrofon-Button lange gedrückt halten und den Finger hochschieben, in Richtung des Vorhängeschlosses.

Der Empfänger soll Ihr Audio nur einmal öffnen können? Dafür gibt es bei WhatsApp das Symbol mit der kleinen "1" über dem Senden-Knopf. So sind Ihre Worte nur einmalig anzuhören. 

Mein persönliches Fazit in puncto Sprachnachrichten:

Ob man Sprachnachrichten gut oder schlecht findet, ist sicher auch Typsache: Ich kenne Menschen, die Sprachnachrichten überhaupt nicht mögen und einfach nur genervt davon sind. Diesen Kontakten schreibe ich dann auch tatsächlich lieber eine Textnachricht.

Für mich persönlich muss ich zugeben: Ich liebe es auch auf dem Heimweg minutenlang vor mich hinzureden und meinen Gedanken in einer Sprachnachricht freien Lauf zu lassen. Die ein oder andere Nachricht wird dann auch gern mal länger als geplant.

Außerdem nutze ich dieses Medium gerne, um Familie und Freunde von weiter weg ganz unverbindlich auf dem Laufenden zu halten. Ohne das "Ich-muss-mir-jetzt-mindestens-eine-Stunde-Zeit-nehmen-Gefühl".

Und andersherum: Ich freue mich, spontan auch den neusten Stand meiner engsten Leute zu erfragen.

Wenn ich aber doch mal selbst mehr um die Ohren habe, fällt es mir eher schwer, lange gesprochene Nachrichten anderer zeitnah anzuhören. Hier nutze ich dann lange Bus- oder Bahnfahrten, natürlich mit Kopfhörern in den Ohren. Und antworten schicke ich in öffentlichen Verkehrsmitteln dann natürlich als Text, um andere Fahrgäste nicht zu nerven.

Am Ende ist es wohl wirklich eine individuelle Entscheidung, ob und wann man Sprachnachrichten nutzt. Wenn Sie häufig in Kontakt mit denselben Menschen stehen, ist wohl angeraten, dass Sie zu einer Einigung kommen. Lieber schreiben und lesen oder sprechen und hören?

Sprachnachrichten oder lieber Textnachricht?

Welche der beiden Varianten bevorzugen Sie?

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