Screenreader ermöglichen blinden oder sehbehinderten Menschen den Zugang zu digitalen Inhalten – per Sprachausgabe oder Brailleschrift. Wir zeigen, wie die Technik funktioniert, welche Varianten es gibt und warum auch Webdesign dabei eine wichtige Rolle spielt.
Auch blinde oder stark sehbehinderte Menschen nutzen Computer, Tablets und Smartphones – genauso wie alle anderen auch. Möglich wird dies durch eine spezielle Software: den Screenreader.
Der Begriff "Screenreader" ist Englisch und setzt sich aus den beiden Wörtern "Screen" (Bildschirm) und "Reader" (Vorleser) zusammen. Wie es der Name schon vermuten lässt, liest ein Screenreader somit den Bildschirm vor.
So können digitale Inhalte auch für Menschen zugänglich gemacht werden, die nicht oder nur schlecht sehen können.
Wichtig: Screenreader sind nicht zu verwechseln mit der Vorlesefunktion, die manche Webseiten anbieten. Denn während ein Screenreader eine komplexe Technik darstellt, die die gesamte Nutzung des Computers ermöglicht, richtet sich die Vorlesefunktion eher an Menschen mit einer Leseschwäche, oder an diejenigen, die nicht den gesamten Text lesen möchten. Die Interaktion mit Bedienelementen oder die Navigation sind damit meist nicht möglich.
Wie sieht ein Screenreader aus?
Screenreader gibt es mittlerweile von vielen verschiedenen Anbietern – und die Unterschiede in Sachen Qualität und Ausstattung sind groß. Während einige Hersteller ihre Produkte kostenfrei zur Verfügung stellen, kosten andere, professionelle Modelle mehrere Hundert bis über Tausend Euro.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Screenreadern:
Akustische Screenreader geben Inhalte mithilfe von Text-to-Speech aus. Das bedeutet: Der Text wird über eine synthetische Stimme vorgelesen. Diese Variante ist besonders hilfreich für Menschen mit Restsehvermögen, die noch visuelle Reize wahrnehmen können, aber akustische Unterstützung beim Lesen benötigen.
Taktile Screenreader arbeiten mit einer sogenannten Braillezeile – einem externen Gerät, das mit dem Computer oder Smartphone verbunden wird. Dort werden Texte zeilenweise in Blindenschrift dargestellt. So können digitale Inhalte auch für blinde Nutzerinnen und Nutzer wiedergegeben werden.
Braillezeilen sind häufig bereits in Tastaturen integriert.
Vor allem bei akustischen Screenreadern gibt es große Unterschiede in der Qualität. Kostenlose Programme setzen häufig auf einfache, maschinell klingende Stimmen. Hochwertige Programme dagegen investieren gezielt in eine natürlich klingende Sprachausgabe – mit verschiedenen Stimmprofilen, einstellbarer Lesegeschwindigkeit und natürlicherer Betonung.
Warum barrierefreies Webdesign für Screenreader wichtig ist
Ein Screenreader kann nur lesen, nicht sehen. Im Gegensatz zu einem Menschen kann er keine Zusammenhänge erschließen oder Inhalte im Kontext erkennen. Deshalb ist es wichtig, dass Webseiten technisch sauber aufgebaut und verständlich strukturiert sind.
Zeigt eine Webseite ein Bild oder ein eingebettetes Video, kann eine sehbeeinträchtigte Person diese Inhalte ohne Hilfe nicht erfassen. Deshalb sollten Bilder immer mit Alternativtexten versehen sein, die das Wesentliche beschreiben. Also das, was sehende Nutzerinnen und Nutzer auf einen Blick erfassen würden. Bei Videos, die für das Verständnis einer Seite wichtig sind, hilft eine kurze textliche Beschreibung dessen, was zu sehen ist.
Auch andere Elemente wie Überschriften, Knöpfe oder Formulare müssen korrekt beschriftet sein, damit der Screenreader auch erkennt, ob es sich um den Beginn eines neuen Absatzes handelt, oder z. B. ein Name oder eine E-Mail-Adresse eingefügt werden muss. Nur dann kann der Screenreader beschreiben, welche Inhalte oder Aktionen sich hinter den Bedienelementen verbergen.
Kurz gesagt: Wer solche Details beachtet, sorgt dafür, dass das Internet für alle nutzbar wird – unabhängig vom Sehvermögen.
Screenreader helfen nicht nur blinden Menschen
Auch wenn Screenreader vor allem für blinde und stark sehbehinderte Menschen entwickelt wurden: Profitieren können davon noch viele weitere. Ältere Menschen zum Beispiel, deren Sehkraft im Alltag nachlässt. Oder Nutzerinnen und Nutzer, die lieber hören als lesen, etwa bei langen Texten auf kleinen Smartphone-Bildschirmen.
Screenreader können auch Menschen mit Legasthenie helfen. Durch das gleichzeitige Hören und Sehen von Texten wird das Sprachverständnis gefördert. So können auch Legastheniker Zugang zu Informationen erhalten, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.
Gerade bei mobilen Geräten mit kleinem Display können Screenreader den Umgang mit digitalen Inhalten deutlich erleichtern – zum Beispiel beim Lesen von E-Mails oder Webseiten.
Welche Screenreader gibt es?
Die gute Nachricht: Auf den meisten Geräten sind Screenreader heute bereits kostenlos vorinstalliert – und lassen sich mit wenigen Klicks aktivieren:
Bei Windows finden Sie den Screenreader Narrator, wenn Sie im Startmenü nach "Sprachausgabe" suchen.
VoiceOver ist der integrierte Screenreader bei iOS. Sie finden die Funktion in Ihren Einstellungen unter "Bedienungshilfen".
Haben Sie ein Google Pixel oder ein Samsung Galaxy Phone, finden Sie den Screenreader TalkBack in den Einstellungen unter "Bedienungshilfen" bzw. "Eingabehilfe".
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