Nach der Insolvenz im Juli kam zwischenzeitlich das Aus für den Autositzhersteller. Doch nun hat Recaro den ersehnten Investor gefunden.

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Recaro hat einen Investor gefunden. Die Proma Group, ein auf Automobilkomponenten wie Sitzstrukturen, Karosseriebaugruppen und Fahrwerksaufhängungen spezialisierter Zulieferer aus Italien, übernimmt das Geschäft des traditionsreichen schwäbischen Autositzherstellers. "Diese Investition ermöglicht die Fortsetzung und Wiederaufnahme des Betriebs in ganz Europa im Januar 2025", heißt es in einer Pressemitteilung.

Allerdings wird die Proma Group den deutschen Standort wohl nur auf Sparflamme erhalten. Zwar werde der Investor die ursprünglichen Vertriebs- und Technikabteilungen von Recaro Automotive Deutschland mit Sitz in der Region Stuttgart fortführen, doch dafür sind wohl nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nötig. Das Hauptgeschäft, die Produktion von OEM-Sitzen, also der Erstausstattung für die Fahrzeuge der Autohersteller, wird dagegen nach Italien verlagert. "Der Name Recaro ist auf der ganzen Welt als Maßstab für deutsche Industrietechnologie bekannt", sagt Luca Pino, CEO Proma Group. Proma freue sich auf den Mehrwert, der dank des Zusammenschlusses für die Industrie geschaffen wird.

215 Mitarbeiter betroffen

Die Recaro-Insolvenz betraf in Deutschland etwa 215 Mitarbeiter. Nach der Insolvenzmeldung im Juli hatte sich die Gewerkschaft IG Metall überrascht gezeigt und einen transparenten Dialog gefordert, um mögliche Lösungen zur Sicherung der Arbeitsplätze zu finden. "Wir sind enttäuscht und fühlen uns vom Management im Stich gelassen", hatte Betriebsratschef Frank Bokowits damals der Nachrichtenagentur dpa gesagt. "Unsere Kolleginnen und Kollegen haben große Opfer gebracht, um das Unternehmen zu unterstützen."

Diese Opfer konnten am Ende eine Schließung der Produktion nicht verhindern, denn nun bewahrheitet sich, was mehrere Medien nach Bekanntwerden der Insolvenz bereits befürchteten. "Alle Mitarbeiter werden nach den Worten des Sprechers der Insolvenzverwaltung ihren Arbeitsplatz verlieren", schrieb seinerzeit die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Auch das Fachmagazin "Automobilwoche" berichtete seinerzeit, dass die Investoren in erster Linie an der Marke Recaro interessiert waren. An einem Erhalt der Produktion am Standort Kirchheim/Teck zeigten die potenziellen Investoren jedoch kein Interesse.

Recaro steht exemplarisch für viele Zulieferer

Recaro Automotive gehörte seit 2016 der US-Investmentgesellschaft Raven Acquisition. Das Unternehmen produzierte unter Lizenz der Stuttgarter Recaro Holding, die Flugzeug- und Gamingsitze herstellt. Beide Firmen haben gemeinsame Wurzeln, sind aber rechtlich völlig selbstständig operierende Gesellschaften. Das Traditionsunternehmen kämpfte in den letzten Jahren immer wieder mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz des Verzichts und der Opfer der Belegschaft konnten die finanziellen Probleme nicht überwunden werden.

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Die Insolvenz von Recaro spiegelt die Schwierigkeiten wider, mit denen viele mittelständische Unternehmen in der Automobilbranche derzeit konfrontiert sind. Steigende Kosten, verschärfter Wettbewerb und die Transformation hin zu neuen Technologien setzen die Unternehmen zunehmend unter Druck.  © auto motor und sport

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