In einem Praxisversuch hat der ADAC vier Euro-5-Dieselautos mit Katalysatoren nachrüsten lassen. Im Ergebnis ging der Ausstoß von Stickoxiden deutlich zurück. Der Automobilclub hält nun Hardware-Nachrüstungen an Dieselautos der Schadstoffklasse 5 für "unverzichtbar".
"Der Test des ADAC Württemberg hat die Fake News der Industrie endgültig widerlegt: Hardware-Nachrüstung funktioniert", erklärt Dieter Roßkopf, Vorstandsvorsitzender des ADAC Württemberg. Der ADAC im Südwesten hatte zuvor vier Euro-5-Diesel auf SCR-Katalysatoren umrüsten lassen und die Abgase vorher und nachher gemessen. Die Messungen belegen eindeutig die Wirksamkeit der Nachrüstung.
Bei warmem Motor Wirksamkeit über 70 Prozent
So wurden bei realitätsnahen Messungen auf dem Prüfstand für den Stadtverkehr mit Kaltstart je nach Typ des Katalysators NOx-Minderungsraten zwischen 44 und 61 Prozent gemessen. Bei Überlandfahrten erreichen drei der vier Kats sogar Minderungsraten zwischen 78 und 88 Prozent. Sobald die Katalysatoren ihre Betriebstemperatur erreicht haben, liegen die Reduktionsraten bei allen gut abgestimmten Katalysatoren auch im Stadtverkehr bei über 70 Prozent.
Vier gebrauchte Dieselautos im Abgastest
Für den Test hat der ADAC Württemberg vier Euro-5-Dieselautos im Alter von ein bis fünf Jahren gebraucht gekauft: ein Mercedes B 180 CDI 1.5, ein Opel Astra CDTI 1.7 Sports Tourer, ein VW T5 Multivan 2.0 TDI sowie ein Fiat Ducato 130 Multijet 2,3 D. Danach haben vier Nachrüster die Fahrzeuge übernommen und mit passenden SCR-Katalysatoren ausgerüstet: Dr. Pley (Mercedes B), HJS (Fiat Ducato), Oberland-Mangold (VW T5) und TwinTec (Opel Astra). Im ADAC Technik Zentrum in Landsberg wurden die Emissionen vor und nach Umrüstung gemessen, und zwar sowohl auf dem Prüfstand (WLTC-Standard) als auch auf der Straße (RDE-Standard).
Mehrverbrauch und Umrüstkosten
Neben den Abgasen haben die Tester weitere Daten erhoben. So steigen Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen durch die SCR-Nachrüstung um ein bis sechs Prozent. Außerdem beträgt der Verbrauch von AdBlue 1,5 bis 2,8 Liter pro 1.000 Kilometer. Die Kosten der Nachrüstung benennen die Anbieter laut einer Erhebung des ADAC mit 1.400 Euro bis 3.300 Euro inklusive Einbau.
Und was bringt das für die Luftreinhaltung? Der ADAC hat auf Basis der Abgasmessungen und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Annahmen Szenarien gerechnet. Bei einer Umrüstung von 75 Prozent der Euro-5-Diesel auf Kats mit 70 Prozent Wirkungsgrad könnten zum Beispiel am besonders belasteten Stuttgarter Neckartor die Emissionen um 18,5 Prozent sinken.
Gesetzgeber und Hersteller gefragt
Damit solche Nachrüstkats in Großserie auf den Markt kommen, muss der Gesetzgeber schnell die Regeln für Zertifizierung und Prüfung festlegen, fordert der ADAC. Denn für Autofahrer sind die Katalysatoren besonders interessant, wenn sie dadurch vor eventuellen Fahrverboten geschützt sind. Die Fahrzeughersteller wiederum müssen den Lieferanten der Katalysatoren alle benötigten Fahrzeugdaten zur Verfügung stellen. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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