Mercedes einigt sich im Streit um den Niederlassungs-Verkauf mit dem Betriebsrat. Es geht um Entschädigungen für 8.000 Mitarbeiter.

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Im Konflikt um den geplanten Verkauf der Mercedes-Niederlassungen sind sich Arbeitgeber und Betriebsrat in wesentlichen Punkten einig geworden. Wie die Stuttgarter Zeitung am 24.07.2024 berichtet, haben sich die Parteien auf sieben Eckpunkte für das "Projekt Horizon" verständigt.

Angebot für 8.000 Mitarbeiter

Der Gesamtbetriebsrat zitiert den Vorsitzenden, Ergun Lümali, so: "Hart erkämpfte Rechte und Absicherungen bleiben größtenteils bestehen. Aus Sicht der Geschäftsführung sei es "erste Priorität, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein faires Angebot zu unterbreiten", so der Bericht weiter.

Zentral seien bei der Einigung drei Punkte: Käufer müssen sich erstens an den Tarif des Kfz-Handels halten, dürfen zweitens bis Ende 2029 keine Arbeitsverhältnisse kündigen. Drittens übernimmt Mercedes eine Einmalzahlung; im Durchschnitt erhält jeder Mitarbeiter 85.000 Euro. Diese Einmalzahlung besteht aus einem Sockelbetrag und einer variablen Zahlung, die sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit richtet. Wie die Zahlung genau berechnet wird, verhandeln die Parteien noch.

Streit war eskaliert

Am Dienstag (2.7.2024) war der Streit um den geplanten Verkauf von Mercedes-Benz-Niederlassungen eskaliert. In Stuttgart und Sindelfingen hatten Tausende Mitarbeiter protestiert. Laut Gesamtbetriebsrat und IG Metall hätten sich allein vor dem Werk in Sindelfingen geschätzte 10.000 Mitarbeiter versammelt, berichtete der SWR.

Bundesweit protestierten Tausende

Bundesweit hätten sich nach Gewerkschaftsangaben an sechs Standorten 25.000 Menschen versammelt. Kundgebungen habe es demnach am Stammsitz in Stuttgart-Untertürkheim gegeben, sowie an den Standorten Rastatt, Düsseldorf, Bremen und Berlin. Nicht nur Beschäftigte der konzerneigenen Autohäuser hätten sich beteiligt, sondern auch Mitarbeiter der Werke. "Die Beschäftigten sind stinksauer", zitiert der SWR Ergun Lümali, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Mercedes-Benz.

Die Mitarbeiter fürchten finanzielle Nachteile durch den geplanten Verkauf und fordern Ausgleichszahlungen. Eine Betriebsvereinbarung schützt Mercedes-Benz-Mitarbeiter bis Ende 2029 vor betriebsbedingten Kündigungen.

Mercedes-Benz plant Niederlassungs-Verkauf

Der Stuttgarter Autohersteller will sich in den kommenden Jahren von konzerneigenen Niederlassungen trennen, meldeten die Stuttgarter Nachrichten am 19.1.2024. Alle Standorte sollen "ergebnisoffen" geprüft werden. Betroffen von der Maßnahme wären rund 8.000 Mitarbeiter. Der angestrebte Verkauf der werkseigenen Niederlassungen gehe auf einen Aufsichtsrats-Entscheid zurück, der am selben Tag gefallen sei.

Mercedes wolle die Niederlassungen ausdrücklich verkaufen und nicht schließen. Auch werde es in diesem Zusammenhang zu keinen Kündigungen kommen, sagt das Unternehmen zu. Für alle tariflichen Angestellten in den Autohäusern gelte die Beschäftigungssicherung bis Ende 2029. "Wir sind überzeugt, dass die notwendige Transformation des Vertriebs am besten durch langfristige, zielgerichtete Investitionen in Mercedes-Benz-Autohäuser durch unabhängige Autohausgruppen gelingt", zitieren die Stuttgarter Nachrichten den Automobilhersteller. Mercedes sei offen für Gespräche mit möglichen Käufern.

Direkt betroffen seien nach Firmenangaben 8.000 Mitarbeiter, die bei einem Verkauf den Arbeitgeber wechseln sollen. Wie viele Autohäuser der Konzern derzeit selbst noch betreibt, lässt Mercedes offen. Auf der Unternehmens-Website wird lediglich von über 60 Niederlassungsstandorten gesprochen. Darüber hinaus besitzt Mercedes über 1.000 Vertriebspartner allein in Deutschland. Für Mitarbeiter, die den Arbeitgeber wechseln müssen, seien im jetzigen Programm Ausgleichszahlungen vorgesehen. Bis zur Sommerpause 2024 will sich Mercedes mit dem Betriebsrat auf Rahmenbedingungen geeinigt haben.

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Der Verkauf von firmeneigenen Verkaufsräumen und Werkstätten ist keine neue Idee des Managements, berichten die Stuttgarter Nachtrichten weiter. In der Vergangenheit sind schon mehrfach im In- und Ausland die eigenen Autohäuser an externe Händler veräußert worden – in Deutschland zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts etwa rund 60 Standorte. Seinerzeit war Ola Källenius, der jetzige Mercedes-Boss, Vertriebschef.  © auto motor und sport

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