Die Benda Napoleon Bob 500 mit angedeuteter Hossack-Gabel ist schon ungewöhnlich. Die 250er-Version ziert eine gezogene Kurzschwinge mit Scherengelenk.

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Ein Motorrad Napoleon Bob zu nennen, spricht entweder für ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein oder für ein komplett fehlendes. Was davon auf die Benda Napoleon Bob 450 zutraf, ist nach dem Erstaufschlag auf der Beijing Motorcycle Show 2023 nicht ganz klar. Gänzlich sicher ist: Optisch trimmte Benda seinen Basis-Cruiser BD 450 oder Chinchilla 450 übertrieben auf Bobber und täuscht zudem eine Hossack-Gabel an. Noch stärker (über)spannt Benda den Bogen bei der Anfang 2024 erschienenen Bobber 250, mit 2 abenteuerlichen Fahrwerkslösungen. Ab Herbst 2024 steht der "große" Bobber als 500er bei den europäischen Händlern.

Video: Im Video - Benda Napoleon Bob 500

Benda Napoleon Bob 500

Mit viel Schwarz, Matt-Gold und noch mehr Wrinkle-Lack setzt Benda seit 2023 die Napoleon Bob 450 in Szene. Im Zentrum steht ein V2, zunächst als 450er-Modell mit 448 Kubik und 50 PS (37 kW) bei 8.500 Touren sowie 45 Nm bei 7.000/min. Für Europa bohrt Benda wohl um 2 auf 69 Millimeter auf, was beim bekannten Hub von 63,6 Millimeter 475 Kubik ergibt. Passend zur europäischen A2-Fahrerlaubnisklasse leistet der V2 48 PS bei bei 8.500 Touren und drückt 45 Nm bei 7.000 Umdrehungen pro Minute. Das Gewicht ist mit 215 Kilo im Kontext chinesischen Schwerbaus normal und somit nicht überraschend.

500er mit Versteckspiel

Schön zu verfolgen sind die Versuche von Benda, die im Grunde einfache und konventionelle Fahrwerkstechnik der Napoleon Bob so zu tarnen, dass sie nach einem starren Heck oder einem Zentralfederbein und einer Hossack-Gabel aussieht. Tatsächlich ist die vermeintliche Dreiecklenker-Aufhängung eine normale Telegabel mit üppiger Plastikverkleidung. Und die Stereodämpfer an der Schwinge sind von außen mit großen Seitendeckeln getarnt.

Video: Im Video: Benda Chinchilla 450

180er-Reifen und Zahnriemen am 48-PS-Bobber

Nicht getarnt hat Benda an der Napoleon Bob 500 die breiten Reifen: vorn im Format 150/80-15, hinten in 180/65-16. Ebenfalls sehr konzeptgerecht wählte Benda den Zahnriemen als Endantrieb sowie eine niedrige Sitzhöhe von nur 695 Millimeter.

Benda Napoleon Bob 250

Bei der Bobber 250 holt Benda ganz weit aus. Nicht beim Motor, der mit 20 kW oder 27 PS aus nur 250 Kubik relativ gut im Futter steht, sondern beim Fahrwerk. Vorn wie hinten setzt Benda auf teils überholte und nur für das Auge gemachte Methoden der Federung. Auffällig ist klar die Gabel vorn. Mit dem seitlich sitzenden Dämpfer und ungewöhnlicher Konstruktion fällt erst auf den vierten oder fünften Blick auf, dass das wohl eine Art gezogene Kurzschwinge ist, die Anfang der 1900er-Jahre verbreitet war und heute in essenzierter Form Vespa- und Lambretta-Fronten führt.

Interessant: Anscheinend findet der Längenausgleich der Hilfsgabel vorn nicht nach oben in Richtung Lenkkopf statt, sondern über eine Drehbewegung nach vorn. Sprich, die Hilfsgabel knickt auf halber Länge nach vorn ab. Zwar ist da klar eine Art Telegabel zu erkennen, aber die hat ein BMW-Telelever zur Radführung ebenfalls. Welcher Teil der Konstruktion da auch immer dämpft und federt: Interessante Konstruktion, und mögen die Lager auf Dauer dicht sein.

Gabel und Schwinge erzwungen kompliziert

Die Dreieck- oder Käfigschwinge der Benda Napoleon Bob 250 hinten wirkt nur auf den ersten Blick normal. Doch bei der Lage der beiden Federbeine kommen Zweifel auf, denn sie sitzen sehr tief und flach, was noch nie eine gute Idee für sauberes Ansprechen war. Allerdings fällt die lagerreiche Umlenkung auf. Über drei Drehpunkte ist die untere Federbeinaufnahme mit dem Rahmen verbunden. Federt das Heck ein, werden die Federbeine konventionell per Druckbewegung beaufschlagt, durch die Umlenkung allerdings mit nur sehr wenig Hub. Auf den ersten, noch schlechteren Bildern war nicht klar, wo die Umlenkung fixiert ist, und der Gedanke kam auf, die Federbeine könnten auf Zug ausgelegt sein.

Video: Im Video: Dayang Timo 450

Lack mit Rolle aufgetragen

Wirklich nicht schön: der von Benda im Überfluss und gefühlt daumendick auf die Napoleon Bob aufgetragene Wrinkle-Lack, der an Hammerschlag-Lack erinnert. Rahmen, Schwinge, Kennzeichenträger, Lampengehäuse und das großflächige Rahmencover sind in der Strukturbeschichtung gehalten. Passt kleinteilig ausgezeichnet zum glänzenden Schwarz mit Akzenten in Matt-Gold, doch gerade am Heck ist es zu viel des Unguten.

Benda Napoleon Bob 500 für 7.990 Euro

Erst Mitte Mai 2023 vorgestellt, plante Benda, die Napoleon Bob bereits ab Juni 2023 auf dem Heimatmarkt anzubieten. Final ist es nun der Herbst 2024 geworden, dafür mit mehr Hubraum und Traktionskontrolle. In Österreich ist die Napoleon Bob 500 (500i ABS) in Schwarz ab 7.490 Euro zu haben. In Deutschland ist sie ab 7.990 Euro zu finden, allerdings mit indifferenten Angaben: So soll der V2 hier 496 Kubik haben, 55 PS leisten und hinten nur ein 150er-Reifen montiert sein. Es bleibt angesichts solcher widersprüchlichen Darstellungen spannend, was die im Grunde interessanten Modelle von Benda angeht.

Fazit

Benda zeigte bereits 2023 auf der Motorradmesse in Peking den Bobber Napoleon 450. Mit V2, Knubbelreifen, verkleideter Gabel und einem schwebenden Sitz fällt dieser Bobber direkt auf. Mit 50 PS steht der 450er sehr gut im Futter, unterstrichen von gut genährten 190 Kilo. Ab Herbst 2024 gibt es dieses Modell-Konzept als Benda Napoleon Bob 500 in Europa, auch in Deutschland und in Östereich zu Preisen ab 7.490 Euro, optional mit 48 PS für die Klasse A2.

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Im März 2024 wurde zudem die kleinere Schwester, die Benda Napoleon 250 bekannt. Die will auf- und gefallen durch eine Art gezogene Kurzschwinge vorn und eine komplizierte Umlenkung der Federbeine hinten. Die Tank-Sitz-Linie der 250er gefällt umso besser.  © Motorrad-Online

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