Wenn Dacia im Jahr 2027 seinen Sandero erneuert, wird es auch eine E-Variante des Bestsellers geben. Das hat der Hersteller jetzt bestätigt.
Bei den privaten Neuwagenkäufern ist der Dacia Sandero der dritten Generation (seit 2021) eines der beliebtesten Autos in Europa. Sein niedriger Basispreis (aktuell 11.300 Euro in Deutschland) dürfte dafür der Hauptgrund sein. Die rumänische Renault-Tochter will zwar bei Qualität und Ausstattung in Zukunft aufstocken. Trotzdem wird auch der kommende Sandero ein echtes Schnäppchen bleiben.
Die vierte Generation hat Dacia für 2027 oder 2028 angekündigt. Für diese hatte Dacia-CEO Denis Le Vot noch im Sommer 2023 eine elektrische Version angekündigt. Gut ein halbes Jahr später wurde diese Aussage allerdings in Frage gestellt. Xavier Martinet, Vertriebs- und Marketingchef von Dacia, äußerte sich gegenüber der britischen Autocar zurückhaltender zu diesem Thema: Das Unternehmen plane nicht, Hybrid- oder Elektrovarianten auf den Markt zu bringen, bis es sicher ist, dass eine echte Marktnachfrage besteht.
Dieser Nachfrage ist man sich inzwischen offenbar gewiss, denn jetzt – Anfang 2025 – bestätigte Le Vot gegenüber Automotive News: "Die nächste Generation des Dacia Sandero wird auch eine vollelektrische Variante haben." Das bedeutet gleichzeitig, dass Dacia nicht plant, den Sandero ausschließlich rein elektrisch anzubieten. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Ergänzung des Portfolios. Damit sind die Bedenken des Vertriebschefs Martinet (siehe nächster Absatz) ausgeräumt.
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Elektroantrieb erst, wenn es nicht anders geht
"Wenn wir [einen elektrischen Sandero] zu gegebener Zeit auf den Markt bringen müssen, ist die Frage wirklich nicht: Was können wir technisch tun? Es geht wirklich darum, wann es wirklich von den Kunden nachgefragt wird. Wann wird es zu einem Problem, kein Elektrofahrzeug zu haben?", so Martinet. Er deutet damit an, dass Dacia so lange an den Verbrenner-Varianten festhalten wird, bis ein Elektroantrieb wegen rechtlicher Vorschriften alternativlos ist.
Der Sandero basiert auf der CMF-B-Plattform von Renault-Nissan, die unter anderem auch vom Renault Clio verwendet wird. Für diese Plattform ist im Konzern auch ein Hybridantrieb verfügbar (E-Tech Hybrid), doch auch diese Variante der Elektrifizierung sieht Martinet in absehbarer Zeit nicht. Der Sandero, den Dacia erst kürzlich einer Modellpflege unterzog, sollte also bis vor Kurzem weiterhin nur mit Benzin- und Autogas-Motoren verfügbar sein.
Kürzere Reichweite, längere Ladezeiten
Auch wenn es technische Details zum künftigen Sandero noch längst nicht gibt, steht bislang nach wie vor eine Elektroversion im Plan. Dacia-Chef Le Vot erklärte dazu ursprünglich: "Wir wollen für den Kunden den günstigsten Preis erzielen." Und genau das verlange Kompromisse bei Ladezeiten und Akkugröße. "Dacia wird keine Reichweite von 500 Kilometern bei 20 Minuten Ladezeit anstreben."
Elektroautos, die mehr als 35.000 oder 40.000 Euro kosten, könnten die Masse kaum mobilisieren. Dafür wären sie zu teuer. Weil Dacia stets auch auf Renault-Technik zurückgreift, könnte der neue Sandero also eher ein Ableger des angekündigten Renault 5 werden – nur eben mit einer einfacheren oder kleineren Batterie.
Natrium-Batterien oder Lithium-Eisen-Phosphat
Klar dürfte damit jetzt schon sein, dass eine teure Lithium-Ionen-Batterie kaum an Bord des neuen Dacia Sandero kommt. Stattdessen spricht CEO Le Vot von günstigeren Alternativen wie Lithium-Eisen-Phosphat oder gar Natrium-Ionen-Technologie. "Die ist sicher nicht großartig, aber sie ist günstig." Selbst beim Dacia Spring wäre der 26,8-kWh-Akku noch überdimensioniert. Denn durchschnittlich fährt ein Spring-Besitzer keine 20 Kilometer am Tag.
Bisher haben die Rumänen als vollelektrisches Auto nur den 3,73 Meter kurzen Dacia Spring (zuletzt zum Aktionspreis von 12.750 Euro) im Sortiment. Der läuft in China vom Band und ist kaum als vollwertiges Alltagsauto anerkannt. Erfolgreich ist er dennoch. In Europa wurden seit 2021 über 120.000 Einheiten verkauft. Ein Elektro-Sandero dürfte also als erstes vollwertiges Elektroauto in die Dacia-Geschichte eingehen, wenn sein Einsatzradius auch nicht mit dem eines Verbrenners vergleichbar sein wird.
Dacia-Schwerpunkt auf Verbrenner
Die erfolgreiche Geschichte der Marke Dacia geht auf die Konzernmutter Renault zurück. Doch wegen des Erfolgs hat die rumänische Tochter auch viele Freiheiten. Während sich nämlich vor allem Renault mit den Antriebstechnologien der Zukunft beschäftigen muss, könne Dacia zunächst weiter auf den günstigen Verbrenner setzen, erklärt der Dacia-Chef. "Dacia hat schließlich auch eine soziale Funktion."
Wenn die vierte Sandero-Generation also 2027 oder 2028 auf den Markt kommt, müsse sie dort bis 2035 bleiben. Und nicht überall in der Welt werden bis dahin ausschließlich Elektromodelle gefragt sein. Ob sich Verbrenner auch in Europa noch rechnen werden, wird der Markt entscheiden. Schon die Einführung einer ultrastrengen Abgasnorm Euro 7 könnte für den nächsten Sandero gefährlich werden. Schließlich muss die neue Abgastechnik entwickelt und eingebaut werden. Damit stiegen die Herstellungskosten für ein Auto um rund 2000 Euro. Kein Wunder also, dass Dacia seine Modellpalette noch vorher in das lukrativere C-Segment (Golfklasse) erweitern will.
In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen den Einzeltest vom Dacia Sandero Stepway. © auto motor und sport
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