Mit dem Donut Lab tritt ein neuer Anbieter für Elektroantriebe auf den Plan. Die Finnen planen neben Radnabenmotoren und Batterien auch ganze E-Auto-Plattformen.
Elektroautos mit Radnabenmotoren befinden sich noch in der Minderheit. Doch wenn es nach einigen Start-ups geht, soll sich das möglichst bald ändern. Unternehmen wie DeepDrive aus Deutschland (siehe Video nach dem dritten Absatz) und Protean aus Großbritannien haben für ihre Antriebe bereits Abnehmer in der Autoindustrie gefunden. Die CES-Debütanten Elaphe aus Slowenien und das finnische Donut Lab streben Ähnliches an – und übertreffen sich dabei mit vollmundigen Ankündigungen.
Radnabenmotoren für Pkw, Lkw und Motorräder
Donut Lab aus dem Umland von Helsinki hat auf der Tech-Messe in Las Vegas ein besonders leistungsstarkes Exemplar vorgestellt. Der Donut Motor, der dem gleichnamigen Gebäck durchaus ähnlich sieht, soll in Pkw-Spezifikation eine Spitzenleistung von 630 kW (857 PS) entwickeln können – und das bei einem Gewicht von nur 40 Kilogramm pro Exemplar. Das Drehmoment beziffern die Finnen gar mit 4.300 Newtonmetern. Dabei soll sich der Radnabenmotor in einem 21-Zoll-Rad unterbringen lassen und ist skalierbar konzeptioniert. Folglich sind auch kleinere Versionen möglich, die dann entsprechend etwas weniger Leistung bieten.
Das Start-up mit Gründer und CEO Marko Lehtimäki will allerdings mehrere Varianten seines Radnabenmotors auf den Markt bringen. Neben der auf Höchstleistung ausgelegten Pkw-Version soll es eine Variante für schwere Lastwagen geben. Sie begnügt sich mit 200 kW (272 PS) und höchstens 3.000 Newtonmetern pro Exemplar, ist dafür aber auf eine maximale Haltbarkeit und einen möglichst spielerischen Umgang mit schweren Lasten ausgelegt.
Video: DeepDrive und BMW bringen Radnabenantrieb auf die Straße
Deutlich weniger Power (bis zu 150 kW oder 204 PS) liefert die 17-Zoll-Motorrad-Variante, die allerdings auch nur etwas mehr als die Hälfte der Vier- oder Mehrrad-Pendants wiegt. Sie wird bereits in einer Serien-Maschine eingesetzt: Der finnische Hersteller Verge Motorcycles, dessen Co-Gründer Ville Piippo ebenfalls im Führungs-Team des Donut Labs arbeitet, nutzt den Motor bereits in seinem Topmodell TS Ultra. Eine Scooter-Version befindet sich ebenso in der Planung wie ein elektrischer Drohnenantrieb.
Donut Lab mit großen Versprechen
Die Versprechen der Radnabenmotor-Spezialisten ähneln sich. Wie die Start-up-Konkurrenz stellt das Donut Lab weniger komplexe Elektroantriebe in Aussicht, wobei die Motoren selbst kleiner und leichter sein sollen als ihre herkömmlichen Pendants. Der Einbau direkt am Rad macht ein Getriebe und viele bewegliche Teile überflüssig, was den Verschleiß des Gesamtsystems sowie den Wartungsaufwand reduzieren und damit dessen Lebensdauer verlängern soll. Letztlich soll ein Radnabenmotor ebenso die Energieeffizienz verbessern: erhöhte Leistung bei geringerem Stromverbrauch und weniger Abwärme, was den Bedarf an Kühlsystemen verringert.
Video: Moove Podcast 106 Alexander Rosen DeepDrive
Das Donut Lab verspricht durch die direkte Kraftübertragung auf das Rad zudem "eine beispiellose Genauigkeit, Stabilität und Traktionskontrolle". In Kombination mit seinen enormen Leistungsdaten prädestiniert das den Donut Motor für Anwendungen bei Sportwagen bis hin zu extrem leistungsstarken Hypercars. Sogar der Einsatz in Fluggeräten, Booten und Fahrzeugen für Weltraummissionen ist denkbar.
Auch Plattform, Batterien etc. geplant
Die Finnen gehen mit ihren Entwicklungen jedoch über den reinen Radnabenmotor hinaus. Sie wollen eine gesamte Fahrzeug-Plattform anbieten, die auf unnötige bewegliche Teile verzichtet und damit Konstruktions- und Produktionskosten reduzieren sowie das Entwicklungstempo beschleunigen soll. Um daraus eine "Plug-and-Play"-Plattform machen zu können, plant das Donut Lab obendrein eigene Batteriezellen in zylindrischer Form sowie modular aufgebauten Paketen und eine selbst entwickelte Elektronik- sowie Software-Architektur auf Basis künstlicher Intelligenz. Konkrete Details dazu teilen die Finnen bislang allerdings noch nicht mit. © auto motor und sport
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