Der US-Elektro-Lkw-Hersteller Canoo hat keine weiteren Geldgeber gefunden – und ist jetzt pleite.

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Das US-Elektro-Lkw-Start-up hat nach eigenen Angaben Insolvenz nach Chapter 7 des US-Konkursgesetzes angemeldet. Chapter 7 regelt die Liquidation eines Unternehmens – dementsprechend hat Canoo seine Produktion mit sofortiger Wirkung eingestellt.

Die deutschen Manager Stefan Krause und Ulrich Kranz hatten Canoo 2017 unter dem Namen Evelozcity gegründet, 2018 kam noch Karl-Thomas Neumann hinzu. Krause war vorher Finanzvorstand bei BMW, der Deutschen Bank und Faraday Future, Kranz war als Ingenieur Projektleiter für das "Project i" von BMW und Neumann war Vorstandsvorsitzender von Opel. Anfangs wollte das Unternehmen günstige Elektroautos für Miet- und Sharingdienste anbieten. Im März 2019 erfolgte die Umbenennung der Firma in Canoo.

Hyundai rein – Hyundai raus

Im September 2019 hatte Canoo mit dem Elektro-Van namens Lifestyle Vehicle sein erstes Fahrzeug vorgestellt. Im Februar 2020 gaben die Canoo-Verantwortlichen eine Kooperation mit Hyundai zur Entwicklung gemeinsamer Plattformen bekannt. Basis aller Modelle sollte eine seinerzeit von Canoo bereits vorgestellte Skateboard-Plattform sein. Im März 2021 endete die Hyundai-Partnerschaft bereits wieder, angeblich, weil sich Canoo für eine geänderte Unternehmensstrategie entschieden hatte. Gleichzeitig kündigten die Verantwortlichen des Start-ups an, nicht mehr Fahrzeuge im Abo anzubieten, sondern direkt verkaufen zu wollen.

Seit September 2020 war Canoo an der Technologiebörse NASDAQ notiert und 2022 sollte der erste Minivan auf den Markt kommen. Die dafür nötige Fabrik sollte in der Nähe von Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma entstehen. Tulsa hatte sich auch um den Sitz von Teslas Gigafactory 5 beworben, die allerdings nach Austin in Texas gegangen ist. Canoo hatte derweil angeblich Gespräche mit Apple über die Entwicklung und Produktion des inzwischen von Apple nicht weiter verfolgten sogenannten iCar geführt und sogar einen allradgetriebenen Elektro-Pick-up angekündigt. Diese Ankündigung sorgte seinerzeit für eine Wertsteigerung der Canoo-Aktie um 14 Prozent.

Erste Finanzierungsprobleme bereits 2022

Im März 2022, die beiden Gründer und Karl-Thomas Neumann hatten das Start-up inzwischen verlassen, gab es erstmals Finanzierungsprobleme – nach Unternehmensangaben reichte das Geld nur noch für ein Quartal. Trotzdem gaben die Canoo-Verantwortlichen im November desselben Jahres bekannt, dass man ein 5,9 Hektar großes Grundstück in der Nähe von Oklahoma City gekauft hätte – dort sollte 2023 die Produktion der Fahrzeuge starten.

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Im Dezember 2024 gab Canoo die Stilllegung seiner Fabrik in Oklahoma bekannt, 82 Mitarbeiter mussten in den Zwangsurlaub. Gleichzeitig befand man sich angeblich in fortgeschrittenen Gesprächen zur Erschließung neuer Geldquellen. Allerdings hat Canoo dann am 17. Januar 2025 bei einem US-amerikanischen Konkursgericht im Bundesstaat Delaware Insolvenz beantragt. Die im Insolvenzantrag genannten Vermögenswerte beziffert Canoo auf gerade mal 50.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 48.000 Euro). Die Vermögenswerte werden jetzt verkauft und unter den Gläubigern verteilt.  © auto motor und sport

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