Die EU-Kommission plant, dass sich ältere Menschen regelmäßigen Tauglichkeitstests unterziehen sollen, wenn sie Autofahren wollen. Ein Vorschlag, der bei den Deutschen auf geteilte Meinungen stößt, wie das Ergebnis einer exklusiven Umfrage unserer Redaktion zeigt. Vor allem Menschen über 65 Jahren stehen den Plänen kritisch gegenüber.
Sollten sich Senioren ab einem bestimmten Alter einem Tauglichkeitstest unterziehen, wenn sie noch in hohem Alter Autofahren? Die Diskussion um diese Frage nimmt derzeit wieder an Fahrt auf.
Die EU-Kommission plant, die Regeln für die körperliche und geistige Eignung von Fahranwärtern und Fahrern zu ändern. Dabei geht es vor allem um den Einbezug bestimmter Krankheiten. Wer über 70 Jahre alt ist, soll seinen Führerschein künftig nur noch für maximal fünf Jahre verlängern lassen können. Voraussetzung dafür soll ein Test sein.
Wie die Deutschen dazu stehen, wollten wir in einer exklusiven Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion wissen. Dazu stellten wir 3.034 Bürgerinnen und Bürgern ab 18 Jahren die Frage: "Sollten ältere Autofahrer regelmäßig auf ihre Fahrtauglichkeit getestet werden?"
Mehr als jeder Dritte spricht sich klar für einen Fahrtauglichkeitstest für ältere Autofahrer aus
Bei der Umfrage antwortete rund ein Drittel der Befragten (34,6 Prozent) mit einem klaren "Ja, auf jeden Fall". Mit "Eher ja" sprachen sich weitere 22,1 Prozent der Teilnehmenden für einen Fahrtauglichkeitstest für ältere Autofahrer aus.
Rund jeder Zehnte (11,5 Prozent) stimmte mit "Eher nein", weitere 20,2 Prozent beantworteten die Frage mit "Nein, auf keinen Fall".
Vor allem Menschen über 65 Jahren gegen Fahrtauglichkeitstest
Große Meinungsunterschiede gibt es je nach Alter der Befragten. Während sich knapp 53 Prozent der Teilnehmenden zwischen 18 und 29 sowie 30 und 39 Jahren auf jeden Fall einen Fahrtauglichkeitstest für ältere Autofahrer wünschen, sieht es bei der älteren Generation ganz anders aus. Von den Teilnehmenden über 65 Jahren gaben gerade einmal 19 Prozent an, ein Test sei auf jeden Fall notwendig. Mehr als jeder Vierte (28,4 Prozent) hingegen sprach sich klar dagegen aus, dass ältere Autofahrer regelmäßig auf ihre Fahrtauglichkeit getestet werden.
Mehr als 80 Prozent der Grünen-Sympathisanten stimmen mit "Ja"
Auffälligkeiten zeigen sich außerdem je nach Wahlabsicht der Befragten. Mit 81,8 Prozent Zustimmung sprechen sich vor allem Grünen-Sympathisanten für einen Fahrtauglichkeitstest für ältere Autofahrer aus. Auch der Großteil der Anhängerinnen und Anhänger der FDP (66,2 Prozent) und der Linken (62,3 Prozent) befürworten den Vorschlag.
Gegenteiliger Meinung sind vor allem Befragte, die mit der CDU/CSU sympathisieren. Von ihnen stimmte nicht einmal die Hälfe mit "Ja" (45,4 Prozent). Auch einige Anhängerinnen und Anhänger der AfD stehen einem Fahrtauglichkeitstest für ältere Autofahrer kritisch gegenüber: 41,8 Prozent sind dagegen.
Bundesverkehrsminister Wissing lehnt Fahrtauglichkeitstests für Senioren ab
Die Pläne der EU-Kommission sieht Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisch. "Von der Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, halte ich gar nichts", sagte er kürzlich der "Bild am Sonntag". Viele ältere Menschen seien sehr erfahrene, umsichtige Autofahrer. "Ich setze hier ganz klar auf die Eigenverantwortlichkeit. Verpflichtende Gesundheitstests, wie sie der EU vorschweben, lehne ich ab."
ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand bezeichnete es als "diskriminierend", wenn Menschen aufgrund ihres Alters zu Tests verpflichtet würden. "Klar ist aber auch: Alle Personen, die am Straßenverkehr teilnehmen, sollten sich und ihre Fahrfähigkeit regelmäßig selbstkritisch hinterfragen", fügte er an.
Verwendete Quellen:
- Exklusive Umfrage des Meinungsinstituts Civey
- Material der dpa
- Mitteilung der EU-Kommission: "Road safety: Commission proposes updated requirements for driving licences and better cross-border enforcement of road traffic rules"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.