Im Tarifkonflikt bieten der VW-Betriebsrat und die IG-Metall eine Senkung der Arbeitskosten um 1,5 Milliarden Euro an – durch einen etwas verschlüsselten Lohnverzicht. Doch auch eine eindringliche Streikdrohung steht im Raum.
Noch befinden sich beide Parteien des VW-Tarifkonflikts in der sogenannten Friedenspflicht. Die endet am 30. November – am 21.11. beginnt die dritte Verhandlungsrunde. Auf der einen Seite steht die Unternehmensführung, auf die eine katastrophale Bilanz 2024 zurollt. Auf der anderen Seite stehen die Arbeitnehmer, die von Betriebsrat und IG Metall vertreten werden.
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Betriebsrat und IG Metall machen Angebot
Die personell deutlich größere Partei hat am Mittwoch, 20.11. 2024 erstmals einen Gehaltsverzicht angeboten, um letztlich Arbeitsplätze und Werke zu sichern. Allerdings ist damit vor allem der vorläufige Verzicht auf die anstehende Tariferhöhung gemeint. Die sah eine stufenweise Gehalts-Erhöhung von 5,1 Prozent bis 2026 vor. IG Metall und Betriebsrat schlagen vor, dieses Geld nicht auszuzahlen, sondern in einen Zukunftsfonds zu investieren. Dadurch könnten Arbeitszeitverkürzungen flexibler gestaltet werden und die Arbeitskosten um etwa 1,5 Milliarden Euro entlastet.
Im Gegenzug verlangen die Arbeitnehmervertreter aber, dass die Garantien für Standorte und Beschäftigungen abgegeben werden. Vor allem soll die im September aufgekündigte Beschäftigungssicherung wieder aktiviert werden. Durch sie waren 30 Jahre lang keine betriebsbedingten Kündigungen bei VW-Angestellten möglich. Die Forderungen gelten dabei nicht nur für Wolfsburg, sondern für die sechs Werke in Niedersachsen und Hessen (125.000 Mitarbeiter) und die drei Standorte in Sachsen.
"Arbeitskampf, wie ihn Deutschland noch nicht erlebt hat"
VW fordert auf der anderen Seite eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent. Zudem möchte sich die Konzernführung wohl von einigen Werken trennen. Betriebsratschefin Daniela Cavallo nennt dieses Vorhaben "Kahlschlagplan des Vorstands." Auf der anderen Seite des Tisches sitzt unter anderem Personalvorstand Gunnar Kilian. Er begrüßte zunächst einen konstruktiven Vorschlag: "Jeder Vorschlag hilft, der einen Beitrag zur Zielerreichung leistet." Für die Volkswagen AG stehe aber die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt. Werksschließungen ließen sich daher nicht ausschließen.
Sollte die VW-Führung mit diesen Plänen Ernst machen, drohen Gewerkschaft und Betriebsrat mit erbitterter Gegenwehr. "Sollte der Vorstand auf Maximalpositionen und Werksschließungen beharren, übernimmt er die Verantwortung dafür, dass wir in einen Arbeitskampf um Standorte laufen, wie ihn die Republik noch nicht erlebt hat", sagt der IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. Das Ziel ist es, bis Weihnachten zu einem Ergebnis zu kommen. Streiks wären theoretisch ab 1.12. möglich. Gröger betont: "Die Belegschaft ist kampfbereit, die Vorbereitungen laufen." © auto motor und sport
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