Kawasaki entwickelt die Ninja H2 HySE mit Wasserstoff-Motor samt Direkteinspritzung und Kompressor. 2024 startete der erste Test-Prototyp – in Wasserstoff-Blau anstatt in Kawasaki-Grün. Düst die Wasserstoff-Ninja schon bald über die deutsche Autobahn?
Die inzwischen ausgegliederte Motor-Sparte von Kawasaki setzt nicht nur weiter auf die traditionelle Marken-Farbe Grün, auch bei den Antrieben wollen die Japaner deutlich grüner werden. Oder neuerdings wasserstoffblau.
Video: Kawasaki Ninja H2 HySE Wasserstoff-Prototyp Testlauf in Japan Juli 2024
Kawasaki Ninja H2 HySE ab 2024 auf Test-Fahrt
Nachdem Kawasaki offiziell angekündigt hatte, ab 2024 mit dem fahrtüchtigen Prototyp der Kawasaki Ninja H2 HySE auf Testfahrt zu gehen, sind inzwischen Taten gefolgt. Auch öffentlichkeitswirksam, wie etwa im Juli 2024 im japanischen Suzuka im Rahmen des legendären 8-Stunden-Rennens. Dort durfte die Wasserstoff-Ninja aus der Nähe bestaunt werden. Obendrein sah und hörte das Publikum den Prototyp fahren. Beruhigende Erkenntnis für Freunde klassischer Verbrennungsmotoren: Die Wasserstoff-Ninja klingt gleich wie eine Benzin-Ninja. Dass Kawasaki den Prototyp der Ninja H2 HySE auch auf deutschen Autobahnen erprobt, ist erfahrungsgemäß sehr wahrscheinlich.
Die Wasserstoff-Ninja klingt gleich wie eine Benzin-Ninja
Bereits im Dezember 2023 hatte Kawasaki die Ninja H2 HySE stehend präsentiert, im Rahmen einer Konferenz zur "Group Vision 2030". Das erste Motorrad mit Wasserstoff-Motor als fahrbereiter Prototyp. Dabei handelt es sich um eine umgerüstete Kawasaki Ninja H2 SX, in Blau statt in Grün und mit H-förmigem LED-Scheinwerfer – als Anspielung auf H wie Wasserstoff, zusätzlich zum zufällig passenden Typkürzel H2.
Video: Im Video: Wasserstoff-Motorrad Kawasaki Ninja H2 HySE
Wasserstoff-Motor mit Kompressor und Direkteinspritzung
Noch früher, zur EICMA 2022 hatte Kawasaki eine entsprechende Studie auf Kawasaki H2-Basis mit Kompressor gezeigt. Das Besondere: Dieser Motor arbeitet mit Direkteinspritzung in die Brennräume, ein Novum bei Motorrad-Motoren. Mit rund 1.000 Kubik und Kompressor-Aufladung ist der Reihenvierzylinder-Motor für mindestens 200 PS bekannt – mit Benzin als Treibstoff. Konkrete Angaben zum Betrieb mit Wasserstoff liegen bislang nicht vor. Japanische Insider berichten, die speziellen Einspritzdüsen seien von einem auf Wasserstoffbetrieb umgerüsteten Toyota Corolla übernommen worden.
Hydrogen – grüner Wasserstoff für die blaue Kawasaki
Kawasaki steht mit dieser CO2-neutralen Lösung nur dann wirklich grün da, wenn der Wasserstoff mit regenerativen Quellen erzeugt wird und dadurch sogenannter grüner Wasserstoff ist. Das Problem der Schadstoffemissionen umgeht der Wasserstoff als Kraftstoff nicht. Primär entstehen Stickoxide, die theoretisch per SCR-Kat gewandelt werden müssten. Zusätzlich entstehen kleine Mengen Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und sogar Kohlenwasserstoff, durch minimale Einträge von Schmieröl in die Verbrennung. Vorteil der Kompressor-Aufladung ist hier nicht nur die höhere Leistung in Relation zum Hubraum, mit viel reingedrückter Luft zur Direkteinspritzung können die Stickoxide reduziert werden. Im Idealfall entweicht aus der blauen Auspuffmündung hauptsächlich Luft mit Wasserdampf.
Video: Im Video: Kawasaki Ninja 7 Hybrid & Z7 Hybrid - Features (2024)
2 Wasserstoff-Tanks am Heck und bisher 100 Kilometer Reichweite
Am Heck der Kawasaki Ninja H2 HySE sind 2 Wasserstoff-Tanks in die Seitenkoffer integriert. Dem Vernehmen nach handelt es sich hierbei um technische Ableitungen von den Tanks des Toyota-Pkw Mirai mit wasserstoffbetriebener Brennstoffzelle. 25 Liter Volumen je Seite ergeben 50 Liter Gesamtkapazität, entsprechend 2 Kilogramm Wasserstoff. Bei ersten Tests kam die Ninja H2 HySE damit angeblich circa 100 Kilometer weit.
Kawasaki Group Vision 2030
Ob und wie der erste Wasserstoff-Motor überhaupt je in Serie kommt, macht Kawasaki unter anderem von der Versorgung mit Wasserstoff als Treibstoff abhängig. Beides sieht Kawasaki frühestens ab 2030 gegeben ("Group Vision 2030"), wobei der Konzern Kawasaki Heavy Industries proaktiv am Aufbau der Infrastruktur mitwirkt. Ein Wasserstoff-Motorrad soll laut Kawasaki "eine CO2-neutrale Option ab Anfang der 2030er-Jahre sein".
Video: Im Video: Kawasaki Ninja e-1 & Z e-1 (2024)
Wasserstoff-Kooperation HySE
Gemeinsam mit den anderen japanischen Kraftfahrzeug-Herstellern Honda, Yamaha und Suzuki betreibt Kawasaki die Wasserstoff-Kooperation namens HySE (Hydrogen Small mobility & Engine technology). Am 8. März 2023 meldete Kawasaki selbst die Marke HySE zum Schutz an. Angemeldet hat Kawasaki allerdings nicht nur die Nizza-Klasse 12 für Motorräder und verwandte Fahrzeuge, sondern ebenfalls die Klasse 7 für die sogenannten Nicht-Land-Fahrzeuge sowie die Klasse 42 für Apparate zur Erprobung der Wasserstoff-Motoren. Neben der Ninja H2 HySE befindet sich ein vierrädriger Gelände-Buggy mit demselben Wasserstoff-Motor in Erprobung, ab 2024 sollen zudem damit angetriebene Flugzeuge folgen.
Fazit
Das erste Motorrad mit Wasserstoff-Motor ist eine Kawasaki. Als fahrtüchtigen Prototyp gibt es die Ninja H2 HySE bereits, und damit geht Kawasaki wie angekündigt seit 2024 auf Testfahrt. Basis ist die Ninja H2 SX mit rund 1.000 Kubik großem und 200 PS starkem Kompressor-Vierzylinder, umgerüstet auf Wasserstoff-Betrieb mit Direkteinspritzung. Dazu trägt die Wasserstoff-Ninja 2 Wasserstoff-Tanks mit jeweils 25 Liter Volumen am Heck. Da hinein passen circa 2 Kilogramm komprimierter Wasserstoff, und das reichte bei ersten Testfahrten angeblich für rund 100 Kilometer. Bemerkenswert: Diese Kawasaki Ninja ist nicht grün, sondern wasserstoffblau. Konkrete Eckdaten und Pläne für eine Serien-Version verkündete Kawasaki bislang nicht. Frühestens "Anfang der 2030er-Jahre als eine von mehreren CO2-neutralen Optionen". Immerhin ist mittlerweile klar: Die Wasserstoff-Ninja klingt gleich wie eine Benzin-Ninja. © Motorrad-Online
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