Der vielleicht entscheidende Schlüssel zur Fahrdynamik: Leichtbau. Hier pflegt Lamborghini hohe eigene Kompetenz, speziell beim Thema CFK, aber auch beim strukturellen Mix von Materialien.

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Lamborghini setzt bei seinen aktuellen Sportwagen primär auf Aluminium oder Kohlefaser (CFK) beim Chassis und den Anbauteilen. Der Temerario ist als Alu-Spaceframe konzipiert, wobei Lamborghini hier unter anderem die Kompetenz von Audi nutzt. Bei ihm konnte die bauliche Komplexität gegenüber dem Vorgänger deutlich reduziert und die Hybrid-Abteilung integriert werden. Allein die Länge der Schweißnahtstrecken im gleichen Bereich ist im Vergleich zum Huracán 80 Prozent geringer, die komplette Verwindungssteifigkeit 20 Prozent höher.

Hohe eigene Kompetenz pflegt Lamborghini beim Thema CFK. Der erste Beweis ist der Sesto Elemento 2010 aus Forged Composite. Statt lange Fasern zu weben und mit Harz zu tränken, mischt man zerstückelte 15-mm-Fasern mit Vinylester- oder Epoxidharz. Ideal für leichte, komplexe Formen, einfach zu bearbeiten und relativ resistent gegen Belastungen und Beschädigung. Die vorimprägnierte Rolle aus Fasern und Harz muss für etwa fünf Minuten bei etwa 130 Grad Celsius und 80 bar Druck in die passende Form eingelegt werden. Dabei ist die Integration von Rippen oder anderen strukturellen Verstärkungen ebenso möglich wie Querschnittsänderungen, unterschiedliche Materialstärken oder mechanische Bearbeitung wie Bohren.

Technologie-Mix

Beim Monocoque des Aventador LP 700-4 von 2011 kommt bereits ein Technologie-/Materialmix zum Einsatz. Entweder wird dabei Harz in eine Form mit Kohlefasern gespritzt (RTM), oder man nutzt aus getränkten Fasern hergestellte Bauteile (Pre-Preg). RTM verwendet Lamborghini an Chassisteilen wie etwa Frontrahmen oder A-Säulen des Revuelto, aber auch an Teilen im Sichtbereich wie der Motorhaube des Urus Performante. Einer relativ gesehen teuren Form steht bei RTM ein günstiger Stückpreis gegenüber.

Der Revuelto verfolgt konsequent das Prinzip "richtiges Material am richtigen Ort" und nutzt daher einen differenzierten Mix, bei dem der Hauptrahmen aus CFK und der Heckrahmen aus Aluminium besteht. Unter anderem profitiert Lamborghini dabei von der CFK-Kompetenz des eigenen Testcenters mit seinen umfassenden Simulationen. Das Ergebnis: signifikante Fortschritte bei Steifigkeit, Gewicht und Fahrdynamik gegenüber dem Vorgänger Aventador. Hinzu kommen die Integration des Hybridsystems (Akku im Tunnel), Funktionsintegrationen, die Erfüllung weltweiter Crashvorschriften sowie der Anforderungen an die Aerodynamik und die Fahrdynamik.

So bestehen etwa die sogenannten Crash Cones, die beim Aufprall Energie aufnehmen, aus CFK. Indem sie zerbröseln, absorbieren sie mehr Energie als vergleichbare Aluminiumteile. Und sollte dem Chassis selbst mal etwas zustoßen, gibt es bei Lamborghini Flying Doctors, die vor Ort Reparaturen an strukturellen Teilen erledigen. Ansonsten würde das schließlich einen Totalschaden bedeuten.

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Deshalb zählt die Entwicklung von Reparaturleistungen ebenso zur Leichtbaukompetenz der Marke wie die Nachhaltigkeit. So verwendet Lamborghini beim Temerario erstmals Teile, deren Fasern aus dem Abfall des Kohlefaser-Produktionskreislaufes stammen.  © auto motor und sport

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