McLaren stellt sein nächstes Hypercar-Modell vor. Der W1 kombiniert einen V8 mit einem E-Antrieb und einer Aerodynamik mit Formel-1-Einflüssen.

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Dass McLaren ein neues Topmodell als Nachfolger seiner ikonischen Halo-Cars F1 (aus den 1990er-Jahren) und P1 (aus den 2010er-Jahren) bringt, ist schon länger bekannt. Ebenso, dass der Sportwagen über einen V8-Hybridantrieb verfügen wird. Seit einigen Tagen kennen wir zudem den Namen: Als W1 reiht er sich in dieser Hinsicht nahtlos in die illustre Ahnenreihe ein. Am 6.10. haben die Briten alle Einzelheiten über das Hypercar veröffentlicht, das bei Antrieb und Fahrwerk sowie bei der Aerodynamik auf allerlei Formel-1-Know-how vertraut.

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Antrieb

McLaren verheiratet beim W1 einen neu entwickelten V8-Twin-Turbo-Benziner mit einem sogenannten "Power Dense E-Module". Der Verbrenner ist selbstredend mittig im Chassis untergebracht und kommt schon ohne Unterstützung auf eine Leistung von 928 PS. Der Bankwinkel beträgt 90 Grad und die Kurbelwelle ist flach ausgeführt, um möglichst hohe Drehzahlen zu erreichen; bei Bedarf dreht der V8 bis 9.200/min. Weitere 347 PS steuert das E-Modul bei, welches den eigentlichen Elektromotor und die Steuereinheit kombiniert. Die Gesamtleistung des Hybridsystems gibt McLaren mit 1.275 PS an, das maximale Drehmoment mit 1.340 Newtonmetern.

Der Antrieb überträgt seine Kraft über ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, an dessen Flanke das E-Modul sitzt, auf die Hinterräder. Die Fahrleistungen: null auf 100 km/h in 2,7 Sekunden, null auf 200 km/h in 5,8 Sekunden und null auf 300 km/h in 12,7 Sekunden. Bei 350 km/h setzt die Elektronik der weiteren Beschleunigung ein Ende. Rückwärts fährt der McLaren W1 rein elektrisch. Vorwärts auch, allerdings nur maximal zwei Kilometer im "Electric only"-Fahrmodus. Mehr lässt die nur knapp 1,4 Kilowattstunden große Batterie nicht zu. Trotzdem lässt sie sich extern laden – bei ihrem überschaubaren Energieinhalt bräuchte sie selbst an einer Haushaltssteckdose hierzulande nur eine knappe Stunde von 10 bis 80 Prozent.

Karosserie

Die Maße des neuen McLaren W1: 4,64 Meter Länge, 2,07 Meter Breite und 1,12 Meter Höhe bei einem Radstand von 2,68 Meter. Da fast jedes Karosserieteil aus Carbon besteht, bleibt das Trockengewicht knapp unter der 1,4-Tonnen-Marke. Der W1 präsentiert ebenso unlackierte Carbon-Strukturen wie einige sichtbare Fahrwerkskomponenten. An den Flanken imitieren die Designer die Seitenkästen eines Formel-1-Autos, während die Spiegel so weit nach außen gerückt wurden wie möglich. Das Doppelendrohr der Abgasanlage tritt am hinteren Ende des W1 zentral nach außen.

Aerodynamik

Um die Aerodynamik des W1 zu optimieren, hat McLaren 350 Stunden im Windkanal verbracht. Als Basis dient das sogenannte "Aerocell"-Monocoque, das eine Groundeffect-Aerodynamik ähnlich wie bei einem Formel-1-Auto erlauben soll. Der Heckdiffusor trägt ebenfalls reichlich aerodynamische Verantwortung. Den Rest erledigen die aktiv gesteuerten Flügelelemente an Front und Heck, die im Race-Mode besonders viel Abtrieb generieren: Im Höchstfall sind vorn 350 und hinten 650 Kilogramm an Downforce möglich. Die Türen weisen dagegen aus einem anderen Grund ein eigenwilliges Design auf: Sie sollen ein Maximum an Frischluft Richtung Kühler befördern.

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Besonders ausgefeilt ist die "Active Long Tail"-Funktion: Das W1-Heck bewegt sich – gesteuert von vier kleinen Elektromotoren – nicht nur aktiv auf und ab, sondern fährt im Race-Mode auch 30 Zentimeter nach hinten aus. Damit verlängert das System den Wirkbereich des Diffusors, der folgerichtig mehr Abtrieb generieren kann. Obendrein verfügt das W1-Hinterteil über eine DRS- (der Heckflügel klappt auf Highspeed-Passagen weg, um die Höchstgeschwindigkeit zu maximieren) und eine "Airbrake"-Funktion. Hier stemmt sich der Heckflügel bei harten Bremsmanövern demnach besonders heftig in den Fahrtwind.

Fahrwerk

Der neue W1 vertraut auf die dritte Generation des aktiven "McLaren Race Chassis Control"-Fahrwerks, das mit adaptiven Dämpfern arbeitet und mit der ausgeklügelten Aerodynamik korrespondiert. Seine Komponenten bestehen teilweise aus Titan und werden im 3D-Drucker hergestellt. Neben dem Race- gibt es noch einen Race+-Modus, wobei die Fahrerin oder der Fahrer zusätzlich Einfluss auf die Antriebsabstimmung nehmen können: Das GP-Setting ist für länger andauernde Rennstreckenausflüge konzipiert, während der Sprint-Modus für eine heiße Runde alles aus dem Antrieb herausquetscht. Zusätzlich gibt es einen Boost-Knopf, über den sich ad hoc alle verfügbare Elektro-Power abrufen lässt. Ein elektronisches Differenzial portioniert die Antriebskraft an der Hinterachse.

Die Bremsanlage arbeitet vorn mit Sechs- und hinten mit Vier-Kolben-Sätteln, die jeweils in Monoblock-Bauform ausgeführt sind, sowie 390 Millimeter großen Carbon-Keramik-Scheiben. Sie sitzt hinter 19- (Vorderachse) beziehungsweise 20-Zoll-Rädern (Hinterachse), die vorn mit 265/35er- und hinten mit 335/30er-Pirelli-Pneus bespannt sind. Aus den Werkshallen rollt der McLaren W1 standardmäßig mit den straßenzugelassenen, aber für die Rennstrecke optimierten P-Zero-Trofeo-RS-Reifen. Alternativ sind die etwas zahmere P-Zero-R-Spezifikation oder sogar Winterreifen erhältlich.

Innenraum

Um in den McLaren W1 zu gelangen, öffnen die Türen im Gullwing-Stil nach oben. Die beiden Sitze sind direkt ins Chassis integriert, während die Briten deren Polsterung perfekt an die Körperform der jeweiligen Kundschaft anpassen. Die Pedalerie sitzt etwas erhöht und lässt sich in ihrer Position feinjustieren. Das Lenkrad ist das kleinste, das je in einem McLaren verbaut wurde, und verfügt auf Wunsch über Schaltblitze. Die Wippschalter, mit denen die Fahrwerks- und Antriebsmodi eingestellt werden, bewegen sich mit der Lenksäule mit, um jederzeit gut erreichbar zu sein. Weitere Schalter und Knöpfe, beispielsweise Motor-Start/Stopp, Gangwahl und Fensterheber, befinden sich oberhalb der Windschutzscheibe in der Nähe jenes Bildschirms, der als Spiegelersatz zeigt, was hinter dem Auto los ist.

Hinter dem Lenkrad sitzt ein kleines Fahrer-Informations-Display. Als Infotainment-Schnittstelle dient ein zentral untergebrachter Acht-Zoll-Touchscreen, der mit der zweiten Generation des McLaren-Infotainment-Systems (MIS II) arbeitet. Apple-Smartphones lassen sich nur dann per Carplay spiegeln, wenn sie physisch per USB-C-Schnittstelle angeschlossen werden. Ihr Gepäck laden die Insassen übrigens vom Innenraum aus ein: Klappt man die Kopfstützen nach vorn, geben sie einen kleinen Kofferraum mit 117 Litern Fassungsvermögen frei. Beim Farbdesign und Material gewährt McLaren seinen Kundinnen und Kunden maximale Flexibilität. Die Individualisierungsabteilung "McLaren Special Operations" (MSO) hilft hier gerne weiter.

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Preis, Marktstart, Verfügbarkeit

Bis der McLaren W1 als F1- und P1-Nachfolger ausgeliefert wird, dauert es wohl noch bis 2026. Die Briten werden lediglich 399 Exemplare ihres neuen Hypercars bauen. Einen Preis verraten sie noch nicht. Dieser dürfte sich jedoch ziemlich sicher im siebenstelligen Bereich ansiedeln.  © auto motor und sport

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