Mercedes übergibt ein neues Papamobil an Papst Franziskus. Die elektrische G-Klasse ist handgefertigt und erlesen ausgestattet.
Wenn es um Traditionen geht, kann es wohl kaum eine Institution mit der katholischen Kirche aufnehmen. Und wiederum besonders traditionell ist Mercedes mit den jeweiligen Kirchenoberhäuptern verbunden, ein gutes Dutzend "Papamobile" lieferten die Stuttgarter bereits an den Vatikan. Ende 2024 kommt ein neues Modell hinzu, der G 580 EQ mit Elektroantrieb. Mercedes-Benz CEO Ola Källenius und beteiligte Teammitglieder haben am 4. Dezember im Vatikan ein handgefertigtes Unikat auf Basis der neuen elektrischen G-Klasse persönlich an
Künftig ist das Kirchenoberhaupt bei repräsentativen Anlässen mit vier elektrischen Motoren und 432 kW/587 PS unterwegs, allerdings im Schleichmodus. Der G 580 EQ wurde für die öffentlichen Auftritte mit Schrittgeschwindigkeit angepasst. Das Dach wurde auf Höhe der B-Säule entfernt. Bei schlechtem Wetter sorgt ein Aufsetzdach für Regenschutz. Im Fond wurde die Sitzbank durch einen zentral angebrachten und höhenverstellbaren Einzelsitz ersetzt. Hinter dem Einzelsitz wurden links und rechts zwei Einzelsitze für weitere Passagiere integriert.
Der in Perlweiß lackierte Mercedes ist auch im Innenraum nahezu komplett in Weiß und überwiegend in Leder gekleidet. Einzige Ausnahme ist der tiefrote Teppichboden. Ein weiteres interessantes Detail ist der Umbau der Hecktüren: Die fahrerseitige wurde entfernt und die Öffnung passend verschweißt, die rechte Beifahrertür auf gegenläufige Öffnung umgebaut. Anstelle der Heckklappe befindet sich ein offener Zustieg. Kleine Plattformen mit Haltegriffen am Heck schaffen Platz für mitfahrendes Sicherheitspersonal.
Die Vorgeschichte
Für Hersteller ist es natürlich besonders prestigeträchtig, "ein Auto für den Papst" zu liefern. Entsprechend bunt ist die Palette an Modellen, die den jeweiligen Pontifex bisher bewegten. Selbst ein Dacia war dabei. Eine kleine Anekdote ist der Fisker Ocean, den Firmengründer Henrik Fisker und Geeta Gupta-Fisker 2021 im Rahmen einer Papst-Audienz vorlegten. Allerdings war die Halbwertszeit von Fisker bekanntlich deutlich kürzer als die des Vatikan, die Firma ist inzwischen pleite.
Bislang fuhr der Papst mit Wasserstoff
Als Papst Franziskus im Jahr 2019 Japan besuchte, musste er dabei nicht auf ein Fahrzeug aus heimischer Produktion verzichten: Die katholische Bischofskonferenz Japans hat dem Pontifex Maximus zwei umgebaute Toyota Mirai geschenkt.
Der Papamobil-Mirai ist mit einer Länge von 5,10 Meter 21 Zentimeter länger als das Serienfahrzeug. Das Papstauto trägt vorn Standartenhalter für die Flaggen des Vatikans. Damit der Papst in dem Auto stehen kann, wächst die Höhe auf 2,7 Meter. Der Stehbereich des Papstes ist von einem Gestell umgeben, in das Leuchten integriert sind. Für einen einfacheren Einstieg gibt es eine seitlich ausfahrbare Treppe inklusive Geländer. Rechts und links am Fahrzeug prangt ein großes goldenes päpstliches Wappen auf zwei Glaseinsätzen.
Video: Das sind die Autos der Päpste
Toyota findet, dass der wasserstoffbetriebene Mirai gut zum starken Interesse des Papstes an Umweltfragen passt.
1980: Papamobil auf G-Basis
Wer die Idee hatte, ist nicht überliefert. Doch die Bilder davon gingen um die Welt: Ein winkender Papst in einem weißen Mercedes G. Das heißt, vom G war nicht viel zu sehen, als Johannes Paul II. bei seinem Deutschlandbesuch am Publikum vorbeigefahren wurde.
Papstwagen, in denen der Heilige Vater stehen und winken konnte, gab es schon lange vorher. Ab 1976 stand dem Papst ein offener, weiß lackierter Toyota Land Cruiser zur Verfügung. Später kam ein Fiat Campognolo zum Einsatz, in dem Johannes Paul II. auch am 13. Mai 1981 unterwegs war, als auf ihn geschossen wurde.
Doch keiner der beiden hatten einen Aufbau aus Plexiglas wie das perlmuttfarbene G-Modell mit messinggolden glänzenden Rädern und Emblemen. Mercedes hatte das Papamobil für den Deutschlandbesuch von Johannes Paul II. umgebaut. Kennzeichen: SCV-7. Heute steht der 230 G vom Papst im Mercedes-Benz Museum.
Es gibt noch einen Zweiten, der 1983 gebaut wurde und heute im Vatikan im Museum steht. Dieser Papst-G hat schon den modernen M 102-Einspritzer. Ein 230 GE mit 125 PS. Das Ursprungsfahrzeug ist ein 230 G, es hat den Vergasermotor mit 100 PS. Für Schrittgeschwindigkeit reicht auch das. Dennoch fuhren spätere Päpste auch mit stärkeren Papamobilen ihre Paraden auf dem Petersplatz. Doch keiner ist so ikonisch wie das G-Modell von 1980.
1930 : Mercedes 460 für Papst Pius XI.
Einige, aber natürlich bei weitem nicht alle, schenkte Mercedes dem jeweiligen Papst: 1930 bekam Pius XI. einen 460 Nürburg – ein "Wunderwerk moderner Technik" – so zitiert Mercedes-Benz den Heiligen Vater. Eine Delegation aus Stuttgart hatte ihm das Auto in den Gärten des Vatikans übergeben. Doch der Nürburg war nicht das erste Auto, das ein Papst geschenkt bekam: Der Verein katholischer Frauen der Erzdiözese Mailand hatte Pius XI. einen Bianchi Typus 15 mitgebracht. Er wurde laut Musei Vaticani mit einem Kennzeichen des diplomatischen Korps zugelassen.
Anschließend überboten sich die Hersteller mit Auto-Geschenken: Von Citroën kam ein Lictoria C6, von der inzwischen verblichenen Marke Graham ein Paige 837. Da sind die jüngsten Neuzugänge im vatikanischen Museumsfuhrpark schon populärer: 2003 kam einer der letzten gebauten Mexiko-Käfer dazu und 2013 bekam Papst Franziskus einen Renault 4 geschenkt. Seit 2019 fährt der Heilige Vater außerdem Dacia Duster.
2019: Dacia für Papst Franziskus
Einen etwas weniger glamourösen fahrbaren Untersatz als üblich bekam der Papst 2019 mit einem Dacia Duster. Der weiße SUV für Papst Franziskus hat beiges Interieur und einen speziellen Sitz auf der Rückbank. Außerdem hat das neue Papa-Mobil ein großes Schiebedach. Der Glasaufbau ist abnehmbar. Für ihn musste die Karosserie verstärkt werden. Und noch was ist speziell am Papst-Auto: Der Duster ist 30 Millimeter tiefer gelegt. Weniger der Sportlichkeit wegen, sondern damit Franziskus leichter einsteigen kann. © auto motor und sport
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