GM muss V8-Motoren reparieren – und hat nicht genügend Ersatz-Aggregate. Insbesondere gewerbliche Kunden leiden. Händler horten Aggregate und Werkstätten reparieren unautorisiert.

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Der 6,2-Liter-V8-Saugmotor von GM der Baureihe L87 macht massiv Probleme. Wegen häufiger Ausfälle bei Trucks und großen SUV hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) eine Untersuchung dieser Motoren angeordnet. GM hat die fraglichen Small-Block-Aggregate von 2019 bis 2024 in 877.710 Modellen von Cadillac, Chevrolet und GMC eingesetzt. Mit der Lieferung von Austauschmotoren kommt GM kaum nach – insbesondere bei gewerblichen Kunden häufen sich jetzt die Verdienstausfälle.

Großvolumige V8-Saugmotoren galten bisher als äußerst robuste und damit langlebige Arbeitsmaschinen. Mit dieser Tradition hat GM beim L87-Motor anscheinend gebrochen. Beim Büro für Schadensuntersuchungen (Office of Defects Investigation – ODI) der NHTSA sind 39 Beschwerden eingegangen, in denen die Betroffenen Lagerschäden beschreiben, die entweder zu einem Motorschaden oder zu einem von der Pleuelstange verursachten Bruch des Motorblocks geführt haben. Die Beschwerdeführer betonen, dass sie keine Chance hatten, den drohenden Motorschaden vorher zu erkennen.

Ersatzmotoren kaum zu bekommen

Die NHTSA erkennt in den Motorschäden ein Sicherheitsrisiko. Unfälle, Brände, Verletzungen oder Todesfälle gab es in diesem Zusammenhang bisher zum Glück nicht. Konkret von der Untersuchung betroffen sind der Chevy Silverado 1500 (Baujahr 2019 bis 2024), der Chevy Tahoe (2021 bis 2024), der Chevy Suburban (2021 bis 2024), der GMC Sierra 1500 (2019 bis 2024), der GMC Yukon/Yukon XL (2021 bis 2024) und der Cadillac Escalade/Escalade ESV (2021 bis 2024). Die Verantwortlichen der NHTSA betonen, dass sich die Untersuchung noch in einem sehr frühen Stadium befinde und dass die betroffenen Halter aktuell nur die regelmäßige Wartung ihrer Fahrzeuge fortsetzen müssten.

In sozialen Medien beschweren sich einige gewerbliche GM-Kunden derweil, dass sie keinen neuen Ersatz-V8 bekommen. GM-Händler bestätigen, dass GM nicht mit der Fertigung von V8-Ersatzteilen hinterherkomme. Beim US-Automagazin The Drive beschwert sich eine Limousinenservice-Betreiberin, dass sie ihren Cadillac Escalade wegen eines Motorschadens seit Wochen nicht nutzen kann. Sie kämpfe jeden Tag um einen neuen Motor, um ihre Verdienstausfälle so gering wie möglich zu halten – aber sie sei bisher einer Lieferung keinen Schritt näher gekommen. Die Eigentümerin des Limousinen-Service weist darauf hin, dass Firmen wie ihre, wie Kolibris in einem Bergwerk seien: Eine intensiv genutzte gewerbliche Flotte sei oft zuerst und am stärksten betroffen. Und von einem Limousinenservice erwarten die Kunden den Einsatz fabrikneuer Fahrzeuge – auf ältere Leihfahrzeuge auszuweichen, sei keine Option.

Unautorisierte Reparaturen

In sozialen Medien behaupten Nutzer, die angeben, GM-Mechaniker zu sein, dass sie inzwischen Motoren reparieren – obwohl diese eigentlich für einen Austausch vorgesehen seien. Man wolle den Kunden helfen, die auf ihre Fahrzeuge zum Geldverdienen angewiesen seien. Außerdem scheinen einige GM-Händler die begehrten V8 gehortet zu haben – angeblich flehen GM-Verantwortliche diese Händler inzwischen an, die Motoren herauszugeben. Diese halten die Aggregate aber vermeintlich für ihre besten Kunden zurück. Den Technikern der Werkstätten stößt derweil auf, dass die Lieferschwierigkeiten bei kritischen Teilen, wie beispielsweise der jetzt von der NHTSA untersuchten Lager, bereits seit einem Jahr bestehen.

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Die Eigentümerin des Limousinenservice hat sich inzwischen zusätzlich einen Chevy Suburban Modelljahr 2025 gekauft, um die Wartezeit auf einen Ersatzmotor für ihren 2023er-Escalade zu überbrücken.

In der Bildergalerie zeigen wir den LT6-Motor aus der Chevrolet Corvette Z06, mit dem es bisher keine Probleme gibt.  © auto motor und sport

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