In Österreich könnte es zu einer Anpassung des Tempolimits auf bestimmten Autobahnabschnitten kommen. Im Rahmen der laufenden Regierungsverhandlungen zwischen der FPÖ und der ÖVP sind Pläne für eine Erhöhung des Tempolimits auf 150 km/h auf ausgewählten Streckenabschnitten bekannt geworden.

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Diese Diskussion knüpft an frühere Vorstöße zur Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen an, so "heute.at" und sorgt für eine intensive Debatte unter Experten, Politikern und der Öffentlichkeit.

Geplante Änderungen

Laut aktuellen Informationen ist eine Anhebung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf folgenden Abschnitten vorgesehen:

  • In Niederösterreich auf der rund 45 Kilometer langen Strecke zwischen Melk und Oed
  • In Oberösterreich auf den rund 20 Kilometern zwischen dem Knoten Haid und Sattledt

Diese Strecken wurden bereits in der Vergangenheit für Tests höherer Tempolimits herangezogen. Im Jahr 2018 erlaubte der damalige FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer eine Testphase mit einem Tempolimit von 140 km/h auf zwei Abschnitten der A1. Ziel war es, zu untersuchen, ob höhere Geschwindigkeiten die Verkehrsflüsse verbessern, ohne die Sicherheit oder Umweltstandards erheblich zu beeinträchtigen. Die grüne Verkehrsministerin Leonore Gewessler setzte die Regelung 2020 allerdings wieder auf die ursprünglichen 130 km/h zurück.

Kritische Stimmen

Die geplante Anpassung des Tempolimits stößt auf breite Kritik von Umwelt- und Verkehrsorganisationen. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) warnt vor mehreren negativen Folgen einer Tempolimiterhöhung:

  • Ein Anstieg des klimaschädlichen CO₂-Ausstoßes um 19 %
  • 44 % mehr gesundheitsschädigende Stickoxide
  • Ein verlängerter Bremsweg um 18 Meter, was das Unfallrisiko erhöhen könnte
  • Mehr Verkehrslärm, der insbesondere Anrainer belastet
  • Höherer Treibstoffverbrauch und damit steigende Kosten für Autofahrer

Der renommierte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien erklärte gegenüber "heute.at", dass eine Anhebung des Tempolimits gesundheitliche Risiken mit sich bringe und vor allem Anwohner in der Nähe von Autobahnen durch mehr Lärm und Schadstoffe betroffen wären. Die NGO Greenpeace kritisiert die Pläne als "rückwärtsgewandte Verkehrspolitik", die dem Ziel der Reduktion von Treibhausgasemissionen entgegenstehe und bestehende Umweltprobleme verschärfe.

Politische Hintergründe

Die Verhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP zur Bildung einer neuen Regierung stehen derzeit im Fokus. Während viele Themen bereits abgestimmt wurden, sorgte zuletzt die Forderung der FPÖ nach den Ministerien für Finanzen und Inneres für eine Unterbrechung der Gespräche. Die Entscheidung über eine mögliche Regierungsbildung könnte in den kommenden Tagen fallen.

Sollte die Regierungsbildung zustande kommen, könnte eine Anhebung des Tempolimits auf Autobahnen eine der ersten verkehrspolitischen Maßnahmen sein. Die FPÖ hat sich in der Vergangenheit wiederholt für eine Lockerung von Tempolimits und eine verstärkte Nutzung individueller Mobilität ausgesprochen, während die ÖVP insbesondere wirtschaftliche Argumente in die Debatte einbringt.

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Gegner der Maßnahme verweisen auf internationale Entwicklungen, in denen viele Länder eher auf eine Senkung der Tempolimits setzen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Umweltbelastungen zu reduzieren. Ob und wann die neuen Regelungen tatsächlich in Kraft treten, bleibt abzuwarten. Die Diskussion über Sinn und Auswirkungen dieser Änderung dürfte in den kommenden Wochen weiter anhalten.  © auto motor und sport

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