Nappaleder – ein Begriff, mit dem viele Premium-Autohersteller Luxus und Hochwertigkeit suggerieren. Aber ist das wirklich gerechtfertigt? Und wenn ja, wo liegen die Unterschiede zu herkömmlichem Leder?

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Nappaleder bezeichnet ein durchgefärbtes Leder, das mit der Haarseite nach außen verarbeitet wird. Hierbei bleibt die natürliche Narbenstruktur der Haut des jeweiligen Tieres vollständig erhalten. Das bedeutet, kein Schleifen, Prägen oder Abtragen verfälscht die Oberflächenstruktur. Dieses sogenannte vollnarbige Leder zeichnet sich durch seine geschmeidige Haptik und seinen natürlichen Charakter aus. Premium-Autohersteller verwenden dieses Material gern für die Innenräume hochpreisiger Luxusautos, oder als teure Zusatzoption für jedermann.

Das Leder wird aus den Häuten verschiedener Tiere hergestellt, wie Kälbern oder Schafen. Meist handelt es sich dabei um junge Tiere. Manchmal kommen ebenfalls die Häute von Rind, Hirsch, Ziege oder gar Pferd zum Einsatz.

Kalifornien als Namensgeber

Der Name "Nappaleder" stammt aus dem kalifornischen Napa Valley, wo erstmals durch die Weiterentwicklung der Chromgerbung ein besonders weiches und geschmeidiges Leder hergestellt wurde. Ursprünglich nutzten es die Leute für Handschuhe und Kleidung, heute findet Nappaleder auch Anwendung in Schuhen, Taschen, Möbelpolstern oder eben dem Interieur von Autos. Allerdings ist der Begriff nicht geschützt, daher verwenden ihn viele Hersteller auch als Bezeichnung für besonders hochwertiges Leder.

Moderne Gerbverfahren ermöglichen zudem verschiedene Herstellungsmethoden. Neben der klassischen Chromgerbung gibt es mittlerweile chromfreie Alternativen, wie die vegetabile oder synthetische Gerbung, die ebenfalls eine weiche, warme Haptik gewährleisten.

Der Unterschied zu anderem Leder

Für normales Glattleder wird häufig die Haut ausgewachsener Tiere verwendet. Hierbei wird das Leder meist bearbeitet, also geschliffen. Das kaschiert die natürliche Struktur der Haut und Narben oder Poren werden weniger sichtbar. Obwohl die Häute vor der Verwendung geprüft werden, sind weniger geschmeidige Häute zulässig. Es ist härter als Nappaleder, hält also länger und ist etwas weniger pflegeintensiv.

Kunstleder hingegen ist ein synthetisches Material, das Leder imitiert. Marketing-Teams geben ihm immer wieder kreative Namen wie veganes Leder statt "Kunstleder", um es schick zu machen und hochwertiger zu klingen. Ein anderer Trick ist, es als umweltfreundliche Option zu verkaufen. Doch "veganes Leder" ist nicht selten Greenwashing für die Automobilindustrie. Abgesehen davon sieht es jedoch gut aus, ist pflegeleichter und haltbarer als Leder. Manchmal fühlt sich Kunstleder genauso gut oder besser an als echtes Leder, wie beispielsweise die MB-Tex-Polsterung, die in Mercedes-Benz-Fahrzeugen verwendet wird.

Die Varianten des Nappaleders

Nappaleder ist nicht gleich Nappaleder. Drei Hauptkategorien – Anilinleder, Semianilinleder und pigmentiertes Leder – unterscheiden sich in Verarbeitung und Eigenschaften.

Anilinleder

Das hochwertigste und exklusivste Nappaleder ist das Anilinleder. Es bleibt nahezu unbehandelt, sodass die Porenstruktur der Haut sichtbar bleibt. Das Ergebnis ist ein besonders weiches, atmungsaktives Material mit warmer Haptik. Doch Vorsicht: Ohne schützende Pigmentschicht ist Anilinleder anfällig für Kratzer, Nässe und UV-Strahlung.

Semianilinleder

Hier sorgt eine leichte Pigmentschicht für mehr Widerstandsfähigkeit, ohne die natürliche Optik zu verdecken. Die Haut bleibt atmungsaktiv und geschmeidig, ist jedoch besser vor Kratzern, Abrieb und Sonneneinstrahlung geschützt.

Pigmentiertes Leder

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Besser als "gedecktes Leder" bekannt, ist diese Variante vollständig mit Pigmenten überzogen. Die dichte Schicht macht das Leder robust und unempfindlich gegenüber Flecken, Kratzern und Abnutzung. Die Atmungsaktivität leidet zwar, dafür ist dieses Leder pflegeleichter und ideal für stark beanspruchte Polster.  © auto motor und sport

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