Audi ruft bis zu 20 Jahre alte Exemplare des A4 und A6 in die Werkstätten. Als Nachwehe des Takata-Airbag-Desasters werden Gasgeneratoren getauscht.
Bereits seit Frühjahr 2015 werden immer wieder Automodelle zurückgerufen, weil in ihnen fehlerhafte Airbag-Gasgeneratoren des japanischen Zulieferers Takata verbaut sind. Nun, knapp zehn Jahre später, veranlasst Audi einen weiteren Rückruf wegen dieses Problems. Wie ein Sprecher auf Anfrage bestätigte, holt der Hersteller seit Herbst vergangenen in Deutschland etwa 140.000 Autos in die Werkstätten, die bisher beifahrerseitig Takata-Gasgeneratoren an Bord haben. Der Rückruf betrifft die Modellreihen A4 und A6 der Baujahre 2003 bis 2011 inklusive ihrer S- und RS-Derivate sowie Cabrio- (A4) und Allroad-Ableger (A6).
Takata lieferte gefährliche Gasgeneratoren
Zur Erinnerung: Beim Takata-Rückruf geht es nicht um die Airbags selbst, sondern um die Gasgeneratoren, die bei einem Unfall per leichter Explosion die Luftsäcke in Sekundenbruchteilen auslösen. Um Kosten zu sparen, hatte der Zulieferer als Treibmittel günstiges Ammoniumnitrat verwendet, das jedoch mit der Zeit instabil wurde. Hinzu kamen Schlampereien bei der Qualitätskontrolle. Speziell bei Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit zersetzte sich das Ammoniumnitrat und ging andere, schneller zündende und noch explosivere Verbindungen ein.
So kam es immer wieder zu ungewollten und besonders heftigen Airbag-Auslösungen, bei denen Personen durch umherfliegende Splitter- und Metallteile teils tödlich verletzt wurden. Als die internationalen Verkehrssicherheitsbehörden davon Wind bekamen, leiteten sie Rückrufaktionen in beispiellosem Ausmaß an. Weltweit wurden bisher mehr als 100 Millionen Fahrzeuge wegen potenziell fehlerhafter Takata-Gasgeneratoren in die Werkstätten beordert. Die Aktion ist damit die mit Abstand größte Rückrufaktion wegen Sicherheitsaspekten in der Automobil-Geschichte.
"Vorbeugungsmaßnahme" in Deutschland
Audi ist im Zusammenhang mit dem nun durchgeführten Rückruf keine Verletzung oder gar ein Todesfall bekannt und bezeichnet ihn deshalb als "Vorbeugungsmaßnahme". Nach eigener Aussage weitet der Hersteller hier einen bereits in feucht-warmen und damit kritischeren Klimazonen durchgeführten Rückruf nach Deutschland aus. Demnach seien die bereits beschafften Beifahrer-Airbag-Module, die über ein sichereres Treibmittel verfügen, aus anderen Märkten übrig und können jetzt in die entsprechenden Autos eingebaut werden, um sie "sinnvoll aufzubrauchen", so der Sprecher.
Den Takata-Rückruf für die Audi-A4- und -A6-Modelle der Baujahre 2003 bis 2011 initiierten der Hersteller und das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bereits im Februar 2023. Wer den Rückruf in der offiziellen KBA-Datenbank findet, wird dort allerdings auf andere Fallzahlen stoßen; der Flensburger Behörde zufolge sind vermutlich sogar 545.012 Autos in Deutschland und knapp 1,9 Millionen weltweit betroffen. Es handelt sich laut Audi dabei jedoch um die Anzahl aller jemals gebauten Autos im entsprechenden Zeitraum. "Tatsächlich konnte uns das KBA aus der ursprünglich in Deutschland ausgelieferten Population nur 140.000 Halter nennen, die solche Autos noch in Betrieb haben", so der Sprecher.
Die Referenznummer des KBA, das den Rückruf überwacht, lautet 12491. Der Hersteller führt die Aktion unter dem Code 69EQ (im Ausland: 69R7). Dem Audi-Sprecher zufolge wurden inzwischen alle Halterinnen und Halter ermittelt sowie angeschrieben. © auto motor und sport
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