Viele Personen lassen den Motor laufen, um die vereiste Windschutzscheibe zu befreien. Doch damit riskieren sie nicht nur ein Bußgeld, es kann auch der Technik schaden.

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Es ist ein typisches Winterproblem: morgens sind die Autoscheiben vereist oder von innen beschlagen, und die Zeit drängt. Schließlich muss man ja zur Arbeit. Viele Autofahrer lassen den Motor laufen, um schneller klare Sicht zu bekommen. Doch das, was auf den ersten Blick bequem erscheint, ist weder erlaubt noch nachhaltig. Es schadet der Umwelt, dem Motor und letztlich dem eigenen Geldbeutel.

Wer in Deutschland den Motor im Stand laufen lässt, verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung. § 30 Abs. 1 StVO verbietet das "unnötige Laufenlassen des Motors", da dies sowohl die Umwelt als auch andere Verkehrsteilnehmer belastet. Ein Verstoß kann mit einem Bußgeld von 80 Euro geahndet werden. In manchen Städten drohen sogar strengere Strafen, insbesondere in Umweltzonen. Trotzdem setzen viele Autofahrer auf den Standlauf, da die Regelung oft nicht kontrolliert wird. Doch rechtliche Konsequenzen sind nicht das einzige Problem.

Warum Standläufe dem Motor schaden

Viele glauben, dass der Motor durch das Laufenlassen schneller warm würde, sodass auch die Heizung den Innenraum rasch erwärmt. Doch das trifft nicht zu. Moderne Motoren sind auf eine gleichmäßige Erwärmung unter Last ausgelegt – im Leerlauf dauert es deutlich länger, bis der Motor seine Betriebstemperatur erreicht.

Das hat nicht nur Effizienzprobleme zur Folge, sondern schadet auch der Technik. Die Zylinderwände werden im kalten Zustand nicht optimal geschmiert, was zu erhöhtem Verschleiß führt. Ebenso leiden Einspritzsysteme und infolgedessen auch Partikelfilter und Katalysatoren, da sie bei niedrigen Temperaturen nicht korrekt arbeiten können. Diese Komponenten setzen sich schneller zu, was teure Reparaturen nach sich ziehen kann. Was viele zudem nicht wissen: Auch der Kraftstoffverbrauch ist im Standlauf erheblich höher. Im besten Fall sollten Sie also den Motor erst starten, sobald klare Sicht herrscht. Wer dabei um die ausreichende Schmierung seines Motors fürchtet, dem sei gesagt, dass bei ordnungsgemäß arbeitenden Motoren mit gesundem Öldruck der Schmierstoff auch im kalten Zustand nach wenigen Sekunden an alle entscheidenden Stellen gepumpt wird. Ein kurzer Augenblick Leerlaufzeit – etwa um sich anzuschnallen, oder auch auf einfach die Lüftung in den richtigen Modus zu stellen genügt.

Funktioniert die Lüftung ohne Motor?

Ein häufiges Argument für den Standlauf ist der Wunsch nach schneller Wärme im Auto oder schnelles Enteisen der Windschutzscheibe. Doch funktionieren die Heizung und die Lüftung überhaupt ohne laufenden Motor?

Bei Verbrennungsmotoren ist die Antwort häufig "Nein". Die Fahrzeugheizung nutzt die Wärme des Motorkühlwassers, das erst bei laufendem Motor erhitzt wird. Nur eine echte Standheizung kann das Fahrzeug ohne laufenden Motor aufwärmen. Eine Ausnahme bilden Elektroautos. Hier sind elektrische Heizsysteme verbaut, die unabhängig vom Antrieb arbeiten. Allerdings benötigen diese viel Energie, was die Reichweite der Batterie reduziert.

Eine praktische Lösung für beide Fahrzeugtypen sind Standheizungen, die entweder mit Kraftstoff oder elektrisch betrieben werden. Diese heizen den Innenraum vor und enteisen dabei die Scheiben, ohne den Motor zu belasten.

Fein Raus sind Leute, deren Auto über eine elektrische Frontscheibenheizung verfügt. Viele Opel- und Ford-Modelle bieten das schon ab Werk. Die läuft ein paar Sekunden und dann sind meistens schon die Scheibenwischer in der Lage, das restliche Eis schonend zu entfernen.

So bekommen Sie die Scheiben klar

Um die Scheiben eis- und beschlagfrei zu halten, gibt es zahlreiche umweltfreundliche Lösungen:

  • Scheibenabdeckungen
  • Feuchtigkeitsfänger
  • Enteisungsspray
  • Hochwertige oder elektrische Eiskratzer (Vorsicht bei Metallklingen, die verkratzen schnell die Scheibe)

Natürlich sollten Sie trotz allem die Lüftung in den richtigen Modus zum Abtauen einstellen, also den Luftstrom nach oben richten, Gebläse und Heizwirkung voll aufdrehen. Die meisten Autos verfügen heutzutage natürlich über eine Automatiktaste, welche all diese Einstellungen selbst vornimmt. So beugt man einem Wiedervereisen der Scheiben vor.

Warum viele den Motor laufen lassen

Trotz der klaren Nachteile bleibt der Standlauf bei vielen Autofahrern eine gängige Praxis. Der Grund: Bequemlichkeit. Es erscheint schneller und einfacher, den Motor zu starten, die Heizung aufzudrehen und auf das Abtauen der Scheiben zu warten. Doch diese vermeintliche Erleichterung hat ihren Preis – nicht nur finanziell, sondern auch für die Umwelt.

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Ein laufender Motor produziert pro Minute 150 g CO₂ und trägt zur Feinstaub- und Stickoxidbelastung bei. Besonders in Innenstädten, wo die Luftqualität ohnehin oft schlecht ist, hat das erhebliche Auswirkungen. Kein Wunder, dass Umweltschutzorganisationen und Kommunen verstärkt auf das Thema aufmerksam machen. Einige fordern härtere Kontrollen und höhere Bußgelder, um Standläufe konsequent zu verhindern.

In der Bildergalerie bekommen Sie Tipps, wenn die Scheibe von innen gefroren ist.   © auto motor und sport

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