Start-Stopp-Systeme sind aus Autos mit Verbrennungsmotoren nicht mehr wegzudenken. Wir verraten, wie die Technik funktioniert – und was sie wirklich bringt.
Fahren sie öfter bei Personen mit, deren erste Amtshandlung beim Fahrtantritt ist, die Start-Stopp-Automatik auszuschalten? Oder gehören sie gar selbst zu diesen Menschen? Dann sollten Sie ihr Handeln vielleicht überdenken oder die anderen Autofahrerinnen und Autofahrer darauf hinweisen, dass sie ihr Verhalten bares Geld kostet sowie den Spritverbrauch und damit den CO₂-Ausstoß nach oben treibt. Denn für eine kleine Maßnahme, wie das Start-Stopp-System weitgehend aktiv zu lassen, bringt es einen spürbaren Spareffekt – selbst wenn es ab und an mal nerven sollte.
Welchen Zweck erfüllt die Start-Stopp-Automatik?
Sinn und Zweck einer Start-Stopp-Automatik ist es, den (Verbrennungs-)Motor nur dann laufen zu lassen, wenn er tatsächlich benötigt wird. Nicht gebraucht wird er dagegen, wenn das Auto für einen kurzen Zeitraum, der sich gemeinhin in Sekunden beziffern lässt, stillsteht – also an der roten Ampel, im Stop-and-Go-Verkehr oder in ähnlichen Situationen. Allerdings wollen die Autohersteller ihren Kundinnen und Kunden nicht zumuten, dafür selbst den Motor an- und auszuschalten. Obendrein sollen sie während des Stopps weiterhin auf Komfort-Features wie die Klimaanlage und das Infotainment-System zugreifen können. Also verfügen moderne Verbrenner-Autos heutzutage in aller Regel über ein System, das diese Aufgabe selbstständig übernimmt: die Start-Stopp-Automatik.
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Wie viel Sprit spart man durch eine Start-Stopp-Automatik?
Der ADAC nennt eine Spritersparnis von "bis zu 15 Prozent" im Stadtverkehr. Autohersteller und Zulieferer nennen Zahlen in ähnlicher Größenordnung. Allerdings sind diese eher hoch gegriffen und allenfalls bei heftigem Stop-and-Go im Stadtverkehr zu erreichen. Und das auch nur dann, wenn die Start-Stopp-Automatik dauerhaft arbeitet. In der Realität und in einem ausgeglichenen Fahrzyklus dürfte der Verbrauch durchschnittlich im Rahmen von 0,3 bis 0,5 Liter pro 100 Kilometer sinken. Das klingt nicht nach viel, wirkt sich aber direkt finanziell aus. Bei den aktuellen Spritpreisen ergibt sich eine Ersparnis von knapp 50 bis 90 Cent auf 100 Kilometern. Insbesondere Menschen, die viel im Stadtverkehr unterwegs sind, dürften das auf Dauer durchaus im eigenen Geldbeutel merken.
Was genau macht eine Start-Stopp-Automatik?
Steht das Auto still, wird der Motor vom Auto selbstständig ab- und beim Losfahren wieder angeschaltet, ohne dass der oder die Fahrende den Startknopf drücken oder den Zündschlüssel drehen muss. Bei einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe muss man nur wie gewohnt das Bremspedal betätigen, damit der Motor ausgeht. Verlässt der Fuß das Bremspedal, springt das Auto wieder an. Ein wenig komplizierter ist es bei Modellen mit manuellem Getriebe. In der Regel muss der Leerlauf eingelegt und/oder die Fußbremse betätigt werden, damit der Motor automatisch ausgeht. Bei modernen Autos geschieht dies immer öfter bereits während des Ausrollens, beispielsweise bei Fahrzeugen mit (Mild-)Hybridantrieb. Das nennt man segeln. Soll der Motor wieder anspringen, reicht meist das Drücken des Kupplungspedals. Und immer öfter startet er bereits dann, wenn die Kameras und Sensoren erkennen, dass sich das vorausfahrende Fahrzeug wieder in Bewegung setzt.
Wie funktioniert eine Start-Stopp-Automatik?
Ein Auto mit einem Start-Stopp-System erkennt anhand mehrerer Sensoren, wann es steht, ohne geparkt zu sein, und in diesem Fall die Abschaltautomatik des Motors aktivieren kann. Die Sensorik erkennt unter anderem, ob ein Gang eingelegt ist oder nicht, ob sich das Auto bewegt, wie die Position und Drehzahl der Kurbelwelle sind und über welchen Ladezustand die Starterbatterie verfügt. Die Parameter werden meist von einem Start-Stopp-Koordinator im Motorsteuergerät abgeglichen. Hält er einen Einsatz der Start-Stopp-Automatik für sinnvoll, dann geht der Motor erst aus und kurz vor der Weiterfahrt wieder an. Die elektrischen Systeme laufen – anders als bei händisch ausgeschaltetem Motor – derweil weiter, weshalb fortwährend Energie verbraucht wird.
Wann arbeitet die Start-Stopp-Automatik nicht?
Das System arbeitet jedoch nicht zu jeder Zeit. Es lässt sich, wie eingangs erwähnt, händisch mit der entsprechenden Taste deaktivieren. Dieser Zustand gilt jedoch nur für die aktuelle Fahrt; beim nächsten Motorstart ist das System grundsätzlich wieder aktiv. Es gibt aber auch Situationen, in denen der Start-Stopp-Koordinator selbst entscheidet, dass die Parameter für einen Einsatz der Automatik nicht passen. Wenn die Batteriespannung zu schwach, die Außentemperatur zu hoch oder tief oder der Motor noch nicht betriebswarm ist, kann es sein, dass die Start-Stopp-Automatik Sendepause hat. Weitere Bedingungen dafür können sein, dass das Auto an einer Steigung steht, die aktive Einparkhilfe suggeriert, dass das Auto gerade rangiert, oder ein Anhänger angekuppelt ist. Eine eingeschaltete Scheiben- und Sitzheizung oder eine auf Hochtouren laufende Klimaanlage können aufgrund ihres hohen Energiebedarfs ebenso verhindern, dass ein Auto beim kurzen Ampelstopp ausgeht. Hinzu kommen Hinweise, die darauf schließen lassen, dass das Auto geparkt ist oder wird: beispielsweise ein stark eingeschlagenes Lenkrad, kein Gurt im fahrerseitigen Gurtschloss oder geöffnete Türen sowie Hauben.
Verschleißen die Komponenten schneller?
Seit es Start-Stopp-Systeme gibt, versprechen die Autohersteller, dass die für die Technik relevanten Komponenten in verstärkter Form eingebaut sind. Das betrifft speziell den Anlasser, das Getriebeschwungrad sowie die Lichtmaschine. Und natürlich die Batterie. Diese muss leistungsstärker als früher und an das System angepasst sein, also zwingend über einen Batteriesensor verfügen. Zum Einsatz kommen in erster Linie vergleichsweise teure AGM-Batterien (Vliesbatterien) und EFB-Batterien (optimierte Nassbatterien). Grundsätzlich dürfen nur vom Hersteller zugelassene Batterien verwendet werden. Hier wartet beim Akkutausch ein Stolperstein, weshalb zuvor in jedem Fall eine Werkstatt konsultiert werden sollte. Denn hier muss sichergestellt sein, dass der Batteriesensor weiterhin mit dem Start-Stopp-Koordinator kommunizieren kann.
Was passiert, wenn ich das System dauerhaft abschalte?
Das Resultat ist banal: Wer – wie eingangs beschrieben – vor Fahrtantritt stets die Start-Stopp-Automatik deaktiviert, treibt Emissionen sowie Verbrauch und damit seine eigenen Spritkosten nach oben. Hinzu kommt die unnötige Lärmbelästigung, obwohl das Auto eigentlich nur steht. Darüber hinaus warnt der ADAC eindringlich vor der Nutzung sogenannter Dongles, die das System über die Onboard-Diagnose-Buchse dauerhaft deaktivieren, oder entsprechender Apps. Denn das dauerhafte Abschalten der Start-Stopp-Anlage kann zum Durchfallen bei der Hauptuntersuchung oder gar zum Erlöschen der Betriebserlaubnis eines Autos führen. Obendrein kann sich das Abgasverhalten des Autos verschlechtern, ebenfalls mit potenziell negativen Konsequenzen bei der nächsten Hauptuntersuchung. © auto motor und sport
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