Lediglich auf 87 Exemplare limitiert, war der Techart GT Street R in der Normalversion nach nur 20 Monaten ausverkauft. "Dies ist eine Bestätigung für die unglaubliche Handwerks- und Ingenieurskunst, die in jedem von Techart veredelten Fahrzeug steckt", sagte Geschäftsführer Tobias Beyer, als die Leonberger diese Nachricht verbreitet hatten. Im gleichen Atemzug kündigte er eine Weltpremiere für Mitte März 2023 an, bei der es sich letztlich um einen neuen GT Street R handelte. Und zwar eine noch extremere Variante namens Flyweight (siehe Video). Nun, ein weiteres Jahr später, gibt es ein erneutes GT-Street-R-Comeback in Form der zahmeren Touring-Version (siehe Fotoshow über dem Artikel).
Video: Teaser: Techart GT Street R Flyweight
Fangen wir sachte mit dem neuen Techart GT Street R Touring an. Bei allem Komfortanspruch ist hier dennoch Leichtbau angesagt, und zwar in Form eines mehr als 40 Teile umfassenden Bodykits: Die individuell konfigurierbaren Schürzen an Bug- und Heck tragen Sichtcarbon-Elemente, die Fronthaube besteht aus Kohlefaser und auch die Kotflügel mit integrierten Luftauslässen sind besonders leichtgewichtig. Hinzu kommen Kohlefaser-Radhausverbreiterungen, sportbetonte Seitenschweller, seitliche Carbon-Lufteinlässe und mehr. Zudem als Highlight der fest montierte, mehrteilige und aus einer Carbon-Aluminium-Kombination gefertigte Heckspoiler mit integrierten Kühlluftkanälen.
Etwas und viel expressiver
Etwas expressiver als beim Touring sieht das Kohlefaser-Aero-Paket des ausverkauften Standard-GT-Street-R aus. Es soll für höhere Kurvengeschwindigkeiten und ein verbessertes Fahrverhalten im Vergleich zum Porsche 911 Turbo im Werkszustand sorgen. Das Paket ermöglicht ab 140 km/h viermal mehr Abtrieb an der Hinterachse und 45 Prozent weniger Auftrieb an der Vorderachse. Trotz der umfangreich optimierten Karosserieelemente bleibt die aktive Aerodynamik des Basismodells mit variablem Bug- und Heckspoiler erhalten.
Noch – mindestens – einen Schritt weiter geht der Hardcore-GT-Street-R. Der Name Flyweight deutet es an: Bei dieser Variante geht es in erster Linie um ein möglichst niedriges Gewicht. Deshalb hat der Flyweight Schnellverschlüsse an den aus Carbon gefertigten Hauben vorn und hinten sowie eine Heckscheibe aus Polycarbonat, die am Rand zudem vielfach das eigens gestaltete Logo präsentiert: eine stilisierte Fliege. Dieses Motiv findet sich ebenso mehrfach auf der Karosserie, die in puncto Lackierung und Farbdesign selbstverständlich rundum individualisierbar ist.
Das Flyweight-Bodykit, das in mattem oder glänzendem Carbon erhältlich ist, hat Techart im Vergleich zu den anderen GT-Street-R-Varianten modifiziert. Unter der Frontschürze sitzt ein neuer Splitter, der seitlich weitere Luftleit-Elemente und im Souterrain Schleifplatten aufweist sowie dort aerodynamisch optimiert in den Kohlefaser-Unterboden verläuft. Die Kotflügel samt Radhausverbreiterungen zeigen veränderte Luftauslässe. Das Bodykit-Highlight ist jedoch auch hier der Heckflügel mit seinem dreifach manuell verstellbaren oberen Flügelblatt.
Asketisches Flyweight-Interieur
Innen geht es asketisch weiter. Beispiel Sitze: Die pro Exemplar nur 4,9 Kilogramm schweren Recaro-Podium-CF-Schalen versieht Techart mit im 3D-Drucker hergestellten Sitzpads, die speziell an die Körperform der Kundinnen und Kunden angepasst werden. Obendrein verpasst der Tuner den Sitzen von Hand lackierte Dekore sowie spezifische Bestickungen und Prägungen. Sechs-Punkt-Gurte mit FIA-Homologation, Vorbereitungen für die Nutzung des Head-and-Neck-Support-Systems und ein Handfeuerlöscher sorgen für die nötige Sicherheit.
Doch auch das Interieur trägt seinen Teil zur Gewichtsersparnis von etwa 60 Kilogramm im Vergleich zum normalen Techart GT Street R bei. Wo sich sonst die Rücksitze befinden, kreuzen sich nun die Rohre des Überrollkäfigs. Die Hutablage trägt einen Carbon-Einsatz, die Teppiche bestehen aus Leichtbau-Werkstoff und das Dämmmaterial hat Techart beim Flyweight ebenfalls reduziert. Schick geht es hier dank Nähten in Kontrastfarbe, hexagonalen Mustern, diversen Stickereien und eines Lenkrads mit Zwölf-Uhr-Markierung natürlich trotzdem zu.
Sportiver Komfort im Touring
In genau die entgegengesetzte Richtung marschiert der Techart GT Street R Touring. Das natürliche Leder sowie Alcantara verarbeiten die Leonberger nicht nur in der ersten, sondern auch in der zweiten Sitzreihe. Der Veredler installiert neben seinem hauseigenen Sportlenkrad mit Zwölf-Uhr-Markierung, bei dem die Serienfunktionen wie Multifunktion, Schaltpaddles oder Lenkradheizung erhalten bleiben, weitere Zierteile aus Sichtcarbon und Aluminium und auf Wunsch sein Exklusiv-Interieur: Die Kundinnen und Kunden können sich in puncto Materialien und Farben nach Lust und Laune austoben und ihr Auto zum echten Unikat machen lassen.
Bereits für die Normalversion waren Techart mehrere Carbon-Pakete sowie eine Alcantara-Vollausstattung für Sitzanlage, Türverkleidungen, Armaturentafel, Einstiegsleisten und Aluminium-Sportpedale verfügbar. Ein Hingucker war die Leder-Perforierung im Zielflaggen-Design auf Brustleisten, den hinteren Seitenverkleidungen und Armaturenbrett sowie eine in Kontrastfarbe unterlegte Nummer 87 auf dem Sitzmittelteil. Hier durfte sich die Kundschaft bei Nähten, Schrauben, Schaltern und Blenden individuell austoben.
Motor-Tuning auf 710 oder 800 PS
Den ab Werk bis zu 650 PS und 800 Newtonmeter starken 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxer mit doppelter Turboaufladung pumpt Techart zweistufig auf. Das motorische Basispaket stellt für den Standard-GT-Street-R und den Touring eine optimierte Motorsteuerung dar, mit der die Leistung auf 710 PS sowie das maximale Drehmoment auf 900 Newtonmeter ansteigen. Beim Flyweight-Motor greift der Tuner auf die stärkere Spezifikation zurück, die auch für die Pendants optional erhältlich war oder ist. Hauptverantwortlich für den Leistungssprung auf 800 PS und das Drehmoment-Wachstum auf 950 Newtonmeter ist ein neues Set Turbolader. Damit sprintet der Techart GT Street R sowohl in der Flyweight- als auch in der Touring-Variante in 2,5 Sekunden von null auf 100 km/h (Serie: 2,7), in 7,5 Sekunden von null auf 200 km/h (8,9) und auf einen Topspeed von mehr als 350 km/h (330).
Fahrwerk, Räder, Auspuff
Gewichtsdisziplin auch bei den Flyweight-Rädern: Die eigens entwickelten Formula-VI-Race-Flyweight-Schmiedefelgen wiegen pro Stück nur 9,8 (vorne; 9,5 x 20 Zoll) beziehungsweise 11,2 Kilogramm (hinten; 12 x 21 Zoll). Die passenden Reifen stammen aus dem Michelin-Regal und gehören der Serie Pilot Sport Cup 2 R an. Beim in Höhe sowie in Zug- und Druckstufe einstellbaren Gewindefahrwerk arbeitet Techart mit Öhlins zusammen. Zu guter Letzt verfügt der Flyweight über eine handgeschweißte Sportabgasanlage mit elektrisch verstellbaren Abgasklappen, die im Vergleich zum GT-Street-R- und Touring-Auspuff weitere 2,8 Kilogramm Gewicht spart.
In Sachen Fahrdynamik bietet Techart mit Tieferlegungs- und Gewindefedern zwei Möglichkeiten, den Porsche 911 Turbo S anzupassen. Der Sportfedernsatz senkt die Karosserie um 25 Millimeter ab, das Gewindefahrwerk ist beim GT Street R im Bereich 15 bis 25 Millimeter einstellbar. Beim Touring variiert der Verstellbereich von 5 bis 30 Millimeter, wobei Techart zudem die Spur um 30 Millimeter verbreitert. Wer noch mehr Rennsport-Feeling haben wollte, konnte beim normalen GT Street R als Alternative ein Performance-Fahrwerk als Teil des Clubsport-Pakets wählen. Und für eine optimierte Alltagstauglichkeit installiert Techart ein Nose-Lift-System, das auf Knopfdruck den Vorderwagen anhebt, wenn ein Hindernis überwunden werden muss.
Den Kontakt zur Straße halten auch beim bisherigen Techart GT Street R und beim Touring Michelin-Pilot-Sport-Cup 2-Reifen der Größe 325/30 ZR21 an der Hinterachse und 265/35 ZR20 an der Vorderhand. Sie sind auf Formula-VI-Schmiederädern aufgezogen, die über einen Zentralverschluss und auf Wunsch für einen geringeren Luftwiderstand über Aeroringe aus Sichtcarbon verfügen. Die Serienbremsanlage individualisiert Techart in Wunschfarbe.
Preise und Limitierung
Erhältlich war das ursprüngliche GT-Street-R-Programm ab 86.870 Euro plus Basisfahrzeug, das aktuell mindestens 214.242 (Porsche 911 Turbo) oder 246.848 Euro (Turbo S) kostet. In Anlehnung an das Gründungsjahr 1987 legte Techart die anfangs erwähnte Kleinserie von 87 Einheiten auf. Mit der Flyweight-Version machten die Schwaben die Jahreszahl komplett: Davon bauen sie nur 19 Exemplare. Hinzu kommen neuerdings 25 Einheiten des Touring, dessen Umbau ab Mai 2024 und für mindestens 116.918 Euro erhältlich ist. Einen Preis für die Flyweight-Variante nennt der Tuner nicht. Übrigens startete Techart mit dieser eine neue gleichnamige Performance-Sparte, die künftig weitere Porsche-Modelle noch rennstreckentauglicher machen will. © auto motor und sport
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