Der geplante Bau eines privaten Tunnels zur Villa von Porsche-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche in Salzburg sorgt für Diskussionen.
Wolfgang Porsche hatte das Paschinger Schlössl in Salzburg, in dem einst der Schriftsteller Stefan Zweig lebte, im Jahr 2020 für 8,4 Millionen Euro erworben. Die Zufahrt zur Villa gestaltet sich aufgrund der steilen und engen Wege jedoch als schwierig, weshalb Porsche plant, einen 500 Meter langen Tunnel zu errichten.
Tunnel für bequemere Zufahrt
Der Tunnel soll die steile Zufahrt umgehen und eine bequeme Anfahrt zur Villa ermöglichen. Er soll in einer Tiefgarage in der Linzer Gasse beginnen, einer zentral gelegenen Parkmöglichkeit in der Salzburger Altstadt. Von dort aus soll der Tunnel in nordöstlicher Richtung unter der Stadt verlaufen und auf einer Höhe von rund 50 Metern am Kapuzinerberg enden.
Der Tunnel selbst wird als zweispurige Verbindung mit einer Belüftungsanlage konzipiert und mündet in eine unterirdische Parkkaverne, die neun Stellplätze fassen soll. Diese Kaverne liegt direkt unterhalb der Villa und erlaubt eine direkte Zufahrt zum Anwesen. Durch diese bauliche Maßnahme wird der bestehende steile und von Touristen frequentierte Weg umgangen.
Kritische Stimmen zum Porsche-Tunnel
Das Tunnelprojekt stößt insbesondere bei den Salzburger Grünen auf Widerstand. Die Klubobfrau der grünen Bürgerliste, Ingeborg Haller, kritisiert, dass der Gemeinderat in die Entscheidung nicht einbezogen wurde. Sie hat einen Prüfantrag eingereicht und das Kontrollamt eingeschaltet, um die Rechtsgrundlage des Projekts zu überprüfen. Haller sieht darin eine "Sonderbehandlung für Superreiche", wie sie gegenüber der österreichischen Zeitung "Der Standard" erklärte.
Auch die Frage, ob der Tunnelbau angesichts der historischen Bedeutung des Kapuzinerbergs und der Villa moralisch vertretbar sei, wird diskutiert. Der neue Bürgermeister Bernhard Auinger erklärte dazu in der "Abendzeitung": "Natürlich wäre es geschickter gewesen, die Öffentlichkeit zu informieren."
Kellerrecht erlaubt den Tunnel
Grundsätzlich dürfen Grundstücksbesitzer in Österreich unter ihrer Immobilie nach dem sogenannten Kellerrecht so weit graben, wie sie es für notwendig halten. Der Großteil der Tunnelstrecke verläuft unterhalb von Porsches Grundstück, sodass keine umfangreiche Genehmigung erforderlich sein dürfte. Dennoch prüfen die zuständigen Behörden, ob das Vorhaben in seiner geplanten Form umgesetzt werden kann.
Kritiker hinterfragen zudem die geringe Einmalzahlung von 40.000 Euro für das Wegerecht, das im März 2024 von der Stadt an Porsche eingeräumt wurde. Der Deal wurde vom damaligen Bürgermeister Harald Preuner genehmigt, ohne eine umfassende öffentliche Debatte darüber zu führen.
Zukunft der Stefan-Zweig-Villa
Neben dem Tunnelprojekt gibt es auch Diskussionen über die künftige Nutzung des Paschinger Schlössls. Der Leiter des Salzburger Literaturhauses, Tomas Friedmann, regte an, die Villa öffentlich zugänglich zu machen, etwa als Seminar- und Vortragsstätte. Bereits 2021 hatte Porsche selbst diese Idee geäußert, jedoch wurde bislang keine öffentliche Nutzung umgesetzt. Friedmann hofft auf eine Einigung, sodass das Erbe Stefan Zweigs in angemessener Weise gewürdigt werden kann.
Wolfgang Porsche ist Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche Automobil Holding SE sowie der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Er wurde am 10. Mai 1943 in Stuttgart geboren und ist ein Enkel von Ferdinand Porsche, dem Gründer der Marke Porsche. Wolfgang Porsche studierte Betriebswirtschaft und arbeitete zunächst in verschiedenen Bereichen der Automobilbranche, bevor er in den Aufsichtsrat der Porsche AG eintrat.

Seit 2007 leitet er als Vorsitzender den Aufsichtsrat des Unternehmens und ist maßgeblich an strategischen Entscheidungen beteiligt. Neben seinen geschäftlichen Tätigkeiten ist er auch in der Kultur- und Immobilienbranche aktiv, wie sein Kauf und die Renovierung des Paschinger Schlössls in Salzburg zeigen. © auto motor und sport