Der Schweizer Bund plant einige neue Autobahn-Projekte. Doch zuvor stimmt die Bevölkerung über das Vorhaben ab. Die Gründe, weshalb die Bürgerinnen und Bürger skeptisch sind.
In der Schweiz steht mal wieder ein Volksentscheid an. Bei einer Abstimmung am 24. November 2024 geht es um Autobahnprojekte, die der Bund an mehreren Stellen in der Alpenrepublik plant. Und damit natürlich um viel Geld: In Summe sollen die Vorhaben etwa 4,9 Milliarden Franken (aktuell umgerechnet knapp 5,3 Milliarden Euro) kosten. Doch das Finanzielle scheint nicht der Hauptgrund dafür zu sein, dass offenbar viele Schweizer mit "Nein" stimmen wollen. Lagen anfangs die Befürworter in Umfragen vorn, hatte sich das Blatt bis Anfang November gewandelt; zu diesem Zeitpunkt hatten die Gegner knapp mit 51 Prozent die Nase vorn.
Mit der ersten Baumaßnahme könnte es frühestens 2027 losgehen. Fast alle Projekte betreffen die A1, die im Nordosten der Schweiz an der Grenze zu Deutschland startet und sich vom Bodensee über die Städte St. Gallen, Zürich, Aarau, Bern und Lausanne bis in den Südwesten nach Genf an der französischen Grenze erstreckt.
Hier sollen die vier A1-Bauvorhaben durchgeführt werden:
- Rosenbergtunnel bei St. Gallen: Bau einer dritten Röhre, Zubringer zum Güterbahnhof
- Zwischen Wankdorf und Schönbühl: Ausbau von sechs auf acht Spuren
- Zwischen Schönbühl und Kirchberg: Ausbau von vier auf sechs Spuren
- Zwischen Le Vengeron und Nyon: Ausbau von vier auf sechs Spuren, neue Zubringer
Hinzu kommen zwei weitere Projekte: Ein neuer Rheintunnel auf der A2 bei Basel, dessen Bau 2029 starten und der 2040 in Betrieb genommen werden soll. Allein die Baukosten dieses Vorhabens sind mit 2,59 Milliarden Franken (fast 2,8 Milliarden Euro) veranschlagt. Hinzu kommt der Fäsenstaubtunnel auf der A4 bei Schaffhausen, der eine zweite Röhre erhält. Auch diese wäre wohl nicht vor 2040 fertig.
Das Geld stammt aus dem "Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds" (NAF), in den die Einnahmen aus der Autobahnvignette sowie der Kfz- und der Mineralölsteuer fließen. Der Fonds wurde eigens zu dem Zweck eingerichtet, die Schweizer Autobahnen zu betreiben, zu unterhalten und auszubauen. Bedeutet: Sollte die Schweizer Bevölkerung tatsächlich mit "Nein" stimmen, würde das Geld nicht für autobahnferne Projekte frei, denn es darf nur im Zusammenhang mit Fernstraßen ausgegeben werden.
Argumente der Gegner und Befürworter
Entsprechend ist das nicht das stärkste Argument der Ausbaugegner, die das Referendum angestrengt haben. Zwar fordern auch sie, dass das Straßenbaugeld umverteilt und in eine nachhaltigere Verkehrspolitik, zum Beispiel in den öffentlichen Nahverkehr, gesteckt werden sollte. Doch in erster Linie fürchten sie nur noch mehr Autoverkehr und damit mehr Lärm sowie höhere CO₂-Emissionen. Dass Umwelt und Natur geschädigt werden, ist auch der Schweizer Bundesregierung bewusst. Sie verspricht Kompensationsmaßnahmen wie aufgeforstete Wälder oder offengelegte Bäche.
Die Befürworter der Straßenprojekte sehen es naturgemäß anders: Die Verkehrsbelastung, die sich in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt habe, könne nur mit ausgebauten Autobahnen aufgefangen werden. Ihrer Ansicht nach verringere der Ausbau zudem das Unfallrisiko, da viele Auto- und Lastwagenfahrer aktuell auf andere Straßen ausweichen würden, um Staus oder Baustellen auf den Fernverkehrsstraßen zu umfahren.
Hinweis: Im Video nach dem ersten Absatz und in der Fotoshow über dem Artikel zeigen wir Ihnen die spektakulären Bilder von Kampfjet-Übungen, welche die Schweizer Luftwaffe immer wieder auf Autobahnen durchführt. © auto motor und sport
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