(jwo) - Nintendo ist von seiner neuesten Konsole Wii U enttäuscht: Kaum ist das Weihnachtsgeschäft vorbei, brechen die Verkaufszahlen drastisch ein. Für Nintendo wäre das nicht der erste Flop, doch mit diesem Schicksal ist der Konzern nicht alleine: Schon viele hoffnungsträchtige Konsolen und Spiele entwickelten sich zu absoluten Ladenhütern der Games-Geschichte.
Gerade einmal 21.000 Wii Us gehen pro Woche noch über die Ladentheke – Absatzzahlen, bei denen sogar die mittlerweile angestaubte PlayStation 3 noch locker mithalten kann. Doch die Wii U ist bei weitem nicht der größte Flop, den der japanische Videospielehersteller produzierte: Das Nachfolgemodel des erfolgreichen Gameboys, der Virtual Boy, bot zwar bereits 1995 eine echte 3-D-Grafik, doch die verursachte bei den Spielern heftige Kopfschmerzen. Dass am Ende nur rund 140.000 Virtual Boys verkauft wurden und Nintendo die Produktion einstellte, bevor der angekündigte Zweispielermodus erschien, verwundert also nicht.
Dreamcast beendete Segas Konsolengeschäft
In den 1990er Jahre erging es dem Konzern Sega ähnlich: Mit dem Game Gear schickte der ebenfalls japanische Hersteller einen Handheld gegen Nintendos Gameboy ins Rennen - doch es sollte ein einmaliger Ausflug in den Bereich der Mobilkonsolen bleiben. Während der Gameboy der Konkurrenz mit 118,69 Millionen verkauften Einheiten ordentlich Umsatz brachte, ging das Game Gear nur rund 11 Millionen mal über die Ladentheke und konnte keinen bedeutenden Marktanteil erzielen. Das lag vor allem an der Popularität des Gameboys, aber auch an der unhandlichen Größe und dem hohen Preis von damals 299 D-Mark.
Auch mit dem Geschäft stationärer Spielekonsolen ging es für Sega immer weiter bergab: Ende der 1990er wurde das Unternehmen von den Konkurrenten Nintendo und Sony immer weiter abgehängt. Zwar verkaufte sich die 1995 erschienene Sega Saturn mit rund 10 Millionen Exemplaren nicht unbedingt schlecht, doch mit den Modellen von Nintendo oder Sony konnte sie sich kaum messen. Auch Segas Versuch, mit der Dreamcast 1999 wieder zur Konkurrenz aufzuschließen, missglückte. Zwar war sie die erste Konsole, mit der man auch online spielen konnte, doch die Zeit war damals offenbar noch nicht reif. Mit der Dreamcast verabschiedete sich Sega schließlich endgültig aus dem Konsolen-Geschäft.
Der Handheld-Markt war zu dieser Zeit hart umkämpft - das musste auch Atari lernen. Zwar konnte das Unternehmen mit vielen seiner Heimkonsolen Erfolge verbuchen, doch ihr 1990 erschienener Handheld Lynx blieb – trotz revolutionärer Grafik – ein Ladenhüter. Auch die letzte Atari-Heimkonsole Jaguar konnte nicht mehr an die Erfolge von einst anknüpfen: nicht einmal 500.000 Stück konnte das Unternehmen davon absetzen. Zu dieser Zeit war der Markt bereits unter den Videospiele-Riesen Nintendo, Sony und damals auch noch Sega, aufgeteilt – und das bekam auch der heutige IT-Gigant Apple damals zu spüren. Heute kaum vorstellbar, dass sich der jetzige Technik-Trendsetter an Games-Hardware die Zähne ausbiss: Pippin hieß die 1995 veröffentlichte Konsole, die Playstation und Co. allerdings technisch nicht das Wasser reichen konnte – und so blieb es bei diesem einmaligen Versuch Apples, in der Videospiel-Branche Fuß zu fassen.
Videospiele verbuddelt im Wüstensand
Doch nicht nur mit Konsolen, auch mit den dazugehörigen Spielen hat so mancher Hersteller Unsummen an Geldern in den Sand gesetzt. Während sich Spielbergs Film "E.T. – Der Außerirdische" zum absoluten Kinohit entwickelte, kam das dazugehörige Videospiel für Atari 2600 gar nicht gut an: "E.T. the Extra-Terrestrial" gilt nicht nur als eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten, sondern zählt auch zu den größten kommerziellen Game-Flops überhaupt. Zwar gehört es mit rund einer Million verkauften Einheiten zu den meistverkauften Atari-2600-Titeln, doch der Hersteller kalkulierte aufgrund des enormen Kino-Erfolgs großzügig – und blieb auf der vierfachen Menge sitzen. Die überschüssigen Cartridges wurden daraufhin auf einer Deponie in der Wüste New Mexicos verbuddelt.
Eine ähnlich "Karriere" legte "Action 52" Anfang der 90er Jahre hin: Bei der umfangreichen Spielesammlung für das Nintendo Entertainment System (NES) musste der Spieler bei einem Preis von 199 US-Dollar nicht nur recht tief in die Tasche greifen, er bekam auch keine Qualität für sein Geld. Zwar waren tatsächlich 52 verschiedene Spiele auf der Multicard enthalten, doch ein Großteil der Titel war unvollständig, brach mitten im Spiel ab oder startete gar nicht erst. Ein kleines Happy End gab es für "Action 52" dann aber doch noch: Um die Figuren des Haupttitels "The Cheetahmen" entwickelte sich ein regelrechter Kult, weshalb sich Spieleentwickler Greg Pabich die Rechte an dem Spiel sicherte und die auf der "Action 52" fehlenden Levels mittels Crowdfunding neu auflegte.
Doch auch wenn Atari Jaguar, Sega Dreamcast und Co. für ihre Hersteller wirtschaftliche Flops waren, so sind sie dennoch Teil der Videospiele-Geschichte und haben letztlich doch noch ihren Platz gefunden - beispielsweise als IT-Antiquitäten im Computerspielemuseum Berlin.
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