Die Fußballsimulationen "PES" und "FIFA" kämpfen wieder um die Krone im PC- und Konsolenfußball. Wer hat die Nase vorn?
Neue Saison, neues System – neues Glück? Konami hat bei seiner "Pro Evolution Soccer"-Reihe technisch umgestellt. Mithilfe des selbst entwickelten Grafik- und Physikgerüsts FOX, das auch bei Spielen wie "Metal Gear Solid 5" zum Einsatz kommen wird, will man den ewigen Konkurrenten "FIFA" von EA endlich wieder in die Knie zwingen.
Die Chancen stehen gut: Das Spielgeschehen wirkt noch realistischer als im Vorjahr – flüssigeren Animationen, einem leicht reduzierten Tempo und ungemein vielen Feinheiten sei Dank. Doch trotz aller Bemühungen seitens Konami war, ist und bleibt auch auf Jahre hinweg die Sache mit den fehlenden Lizenzen. Alle Bundesligisten finden sich abermals nur bei EAs aktuellem "FIFA"-Ableger mit der Rückennummer 14. Der weist zwar ebenfalls zahlreiche Änderungen auf dem Rasen auf, hebt sich die technische Revolution jedoch für die Konsolen der nächsten Generation auf, die Ende November auf den Markt kommen. Nur die PlayStation4- und Xbox-One-Fassung fußen auf einer neuen Technik, alle anderen Versionen greifen auf die erprobte Engine zurück. Wer dieses Jahr als Sieger vom Platz geht? Anpfiff zum Vergleichstest!
Lizenzen
PES 2014: Bayern München, Bayer Leverkusen und Schalke 04 sind die einzigen deutschen Vereinsmannschaften in "PES 2014". Borussia Dortmund fehlt, obwohl Konami sich die Champions-League-Rechte gesichert hat. Dafür gibt‘s als schwachen Trost die Asian Football Confederation (AFC) sowie zahlreiche Teams und Cups aus Südamerika. Bei der Aktualität hinkt man jedoch hinterher: Özil spielt noch immer bei Real Madrid, Bale bei Tottenham.
FIFA 2014: EA protzt mit 16.000 Originalspieler aus 600 lizensierten Club- und Nationalmannschaften, darunter auch alle Teams der 1. und 2. Bundesliga. Die Kader sind im Gegensatz zu "PES 2014" aktuell. Thiago ist schon in München angekommen, Kevin Prince Boateng auf Schalke. Dank Online-Updates wird ständig weiteraktualisiert. Führung für "FIFA 14"!
Steuerung & Spielgefühl
PES 2014 ist und bleibt eine reine Fußballsimulation. Die Steuerung ist entsprechend komplex und benötigt trotz zahlreicher Hilfsfunktionen etwas Eingewöhnungszeit. Das Spieltempo ist langsamer als im Vorjahr, dafür ist das Timing bei tödlichen Pässen, Dribblings und Tacklings anspruchsvoller. Beim Torabschluss reagieren die Spieler allerdings träge: Oft wird ein Pass erst angenommen, anstatt die Kugel direkt zu versenken.
FIFA 14: Auch EA drosselte das Tempo auf dem Rasen. Dadurch hat der Spieler mehr Zeit für die Planung seiner Spielzüge – zumal sich der Ball bei der Annahme und Dribblings nun besser abschirmen lässt. Dennoch wirkt alles dynamischer. Zum einem, weil der Ball auch den besten Profis bei der Annahme oder beim Sprint mal verspringt. Zum anderen hat EA weiter an der Physik gefeilt, um Zweikämpfe und Torschüsse noch realistischer zu gestalten. EA gelingt der Spagat zwischen Spielbarkeit und Spieltiefe perfekt. 2:0!
Grafik & Atmosphäre
PES 2014: Die FOX-Engine leistet ordentliche Arbeit. Prominentere Spieler sind gut nachempfunden und strotzen vor Details. Andere Profis wie Stefan Kießling und Simon Rolfes von Bayer Leverkusen sind hingegen schlicht nicht wiederzuerkennen. Zudem flimmert und stockt es bei der PS3-Fassung bisweilen bedenklich - etwa beim Stadioneinlauf oder bei Wiederholungen. Kurios: Auf Regen-Matches muss vorerst verzichtet werden - die Programmierer haben's schlicht nicht hinbekommen, die Spielphysik entsprechend anzupassen. Dafür gibt's in den Konami-Fußballtempeln erstmals echte Fangesänge und ein Publikum, das auf die Aktionen der Teams reagiert.
FIFA 14: Gegenüber dem Vorgänger wurde hauptsächlich Feinarbeit geleistet. Die Animationen der erstklassig modellierten Profis wirken runder, die Übergänge bei den Bewegungen flüssiger. Prallen zwei Spieler aufeinander, hat das realistische Folgen. Authentische Fangesänge und meist situationsgerechte Kommentare von Frank Buschmann und Manni Breuckmann erzeugen im Wohnzimmer zudem eine wohlige Stadionstimmung, auch wenn das Pixel-Publikum noch immer keine Schönheitspreise gewinnt. 3:0 für "FIFA 14"! Sieht nach einem Kantersieg für EA aus.
Umfang & Modi
PES 2014: Wettbewerbe wie die Champions League, Europa League oder der Copa Libertadores sowie eigene Meisterligen, Pokale und der "Werde zur Legende"-Modus sorgen monatelang für Beschäftigung. Online hapert's auch einer Woche nach der Veröffentlichung noch an der Technik. Immer wieder bricht die Verbindung ab - sofern sie sich überhaupt aufbaut.
FIFA 14: Die zahlreichen Varianten und Wettbewerbe lassen kaum Wünsche offen – off- wie online. Der Ultimate-Team-Modus wurde um zahlreiche Fußballlegenden erweitert. Auch die virtuelle Bundesliga ist wieder an Bord. Dazu gibt es neben den typischen "Be a Pro"-, Karriere- und Saison-Optionen (Letztere lässt sich nun auch kooperativ bestreiten) ein paar neue Trainingsminispiele. Auf dem Papier unentschieden, in der virtuellen Realität liefert EA das überzeugendere Modi-Paket ab, auch wenn Pokalwettbewerbe fehlen.
Endergebnis
Die "FIFA"-Reihe geht auch in diesem Jahr klar als Sieger vom Platz. Für den Konami-Kick bleibt mal wieder nur die Meisterschaft der Herzen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.