Berlin (dpa/tmn) - Apple-Chef Tim Cook arbeitet inzwischen häufiger an einem Tablet-Computer als an einem Mac - sagt er zumindest. Mit dem iPad Pro hat Apple seit dem vergangenen Herbst ein Tablet für die meisten Büroaufgaben im Angebot. Doch viele Kunden wünschten sich etwas Handlicheres.
Manchem Nutzer erschien das erste iPad Pro mit seinen 12,9 Zoll (32,8 Zentimeter) Bildschirmdiagonalen zu groß - zumindest wenn es nicht als Laptop-Ersatz dienen sollte, sondern als digitales Buch, Spielekonsole oder Videoschirm auf der Couch. Knapp ein halbes Jahr später schickt Apple das iPad Pro im üblichen 9,7-Zoll-Format des iPad Air 2 ins Rennen. Im Inneren stecken deutlich verbesserte Technik und ein spannender Ansatz für die Mobilfunkverbindung.
Das Display des geschrumpften iPad Pro passt sich nun mit einem automatisierten Weißabgleich der Farbtemperatur seiner Umgebung an. Mit dem "True Tone" genannten Verfahren wird beispielsweise ein weißer Hintergrund etwas wärmer dargestellt, wenn man das iPad in der Nacht unter einer etwas gelbfarbigen Schreibtischlampe verwendet. Sonst bleibt es bei der Retina-Auflösung des iPad Air 2 (2048 x 1536 Pixel). Apple verspricht einen 25 Prozent höheren Farbraum, der im Praxistest mit bloßem Auge aber kaum feststellbar ist. Im Vergleich zum iPad Air 2 spiegelt allerdings das Display deutlich weniger.
Wie beim großen iPad Pro verwendet Apple einen A9X als Prozessor. Der etwas geringere Takt (2,15 statt 2,25 Gigahertz) spielt in der Praxis aber keine Rolle. Auch beim Grafikprozessor haben sich die Apple-Ingenieure für den Chip entschieden, der auch beim großen Bruder zum Einsatz kommt - auch hier ein wenig niedriger getaktet. Im Vergleich zum iPad Air 2 sorgt diese Kombination immerhin noch für eine Verdopplung der Grafikleistung.
Auch bei den Fotos spürt man den Unterschied. Apple hat nun die aktuelle Kameratechnik der neuen iPhones im Einsatz. Neu ist der "True Tone Flash", ein Blitz auf der Gehäuserückseite, dessen Licht sich der Farbtemperatur der Umgebung anpasst.
Auf Höhe der Zeit funkt das kleine iPad Pro im WLAN und bietet maximal 866 Megabit pro Sekunde, beim Mobilfunk (LTE) sind bis zu 150 MBit/s möglich. Die Mobilfunkvarianten, die im Vergleich zu einer reinen WLAN-Version 150 Euro Aufpreis kosten, bieten neben einem Slot für klassische SIM-Karten auch eine integrierte Multi-SIM, die insbesondere unterwegs gute Dienste leisten kann. So bieten in den USA schon vier Provider zum Teil recht günstige Datenpakete an, die Reisende bequem unterwegs buchen können.
In Deutschland sind bislang drei Provider am Start, darunter T-Mobile. Der Prepaid-Tarif "Data Start Flat" (1 GByte für 15 Euro für 30 Tage) ist zwar nicht außergewöhnlich billig. Doch wer auf die Schnelle online gehen und nicht lange nach einem Shop für eine SIM-Karte suchen möchte, wird diese Option zu schätzen wissen. Sollten die "Embedded SIM" es mal in die Smartphones schaffen, könnte der Mobilfunk-Markt wieder stärker in Bewegung geraten.
Zurück zum Gerät selbst: Damit Vielschreiber gut mit dem iPad Pro zurecht kommen können, bietet Apple für 169 Euro eine eigentlich ganz praktische Tastatur zum Andocken an, auf der sich auch gut schreiben lässt. Allerdings gibt es diese nur mit einem englischen Layout (QWERTY statt QWERTZ und keine Umlaute). Damit dürfte sie für die meisten Kunden hierzulande nicht in Frage kommen. Drittanbieter dürften bald mit eigenen Modellen folgen.
Ob das neue iPad Pro einen vollwertigen Ersatz für ein Notebook bieten kann, hängt sicherlich auch von den benötigten Spezialanwendungen ab. Das muss jeder Interessent für sich selbst entscheiden. Käufer erhalten ab 689 Euro (32 GB, WLAN) jedenfalls einen exzellenten Tablet-Computer, der leider nicht billig ist. Das Modell mit 128 GB kostet 869 Euro, das große Modell mit 256 GB sogar 1049 Euro. Der sehr präzise arbeitende Stift schlägt mit weiteren 110 Euro zu Buche, so dass ein voll aufgerüstetes iPad Pro locker den Anschaffungspreis eines MacBook Air überschreiten kann.
Wem das zu teuer ist, kann sich darüber freuen, dass Apple das iPad Air 2 weiterhin im Programm hat und den Preis trotz des schlechten Dollarkurses im Vergleich zum Euro um 50 Euro gesenkt hat. Das neue Einsteigermodell ist jetzt ab 439 Euro zu haben. © dpa
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