Cupertino/Berlin (dpa) - Apple hat bei seinem bisher teuersten
iPhone-Modell mit einem enormen Kundenansturm zu kämpfen. Rund
eineinhalb Stunden nach dem Start der Vorbestellungen für das neue
iPhone X rutschte die Wartezeit am Freitag auf fünf bis sechs Wochen. Dabei blieb es dann allerdings auch.
In Deutschland stürzte unter der Last der Anfragen das System für die Bearbeitung von Ratenzahlungen im Apple Store ab. Branchenbeobachter und Börsianer erhoffen sich von der Entwicklung der Lieferzeiten im Tagesverlauf Hinweise darauf, wie viele der neuartigen Geräte der Konzern ins wichtige Weihnachtsgeschäft bringen kann. Nach Schätzungen des Analysten Ming-Chi Kuo von KGI Securities könnte
Apple bis Weihnachten nur 20 bis 30 Millionen Geräte des iPhone X auf den Markt werfen und zum Verkaufsstart nur um die drei
Millionen verfügbar haben.
Das Weihnachtsgeschäft mit frischen iPhone-Modellen ist für den
Konzern traditionell die lukrativste Zeit. Vor einem Jahr machte
Apple in dem Quartal einen Rekordumsatz von 78,4 Milliarden Dollar
und machte dabei einen Gewinn von 17,9 Milliarden Dollar. Insgesamt
wurden 78,3 Millionen iPhones gekauft. Die Telefone machten damit in
diesem recht typischen Weihnachtsquartal über zwei Drittel des
gesamten Apple-Geschäfts aus.
In diesem Jahr läuft jedoch einiges anders: Apple stellte die neuen
iPhones zwar wie gewohnt im September vor. Aber in den Handel kam
zunächst nur das iPhone 8, das in seinen zwei Größen bei zahlreichen
Neuerungen im Inneren das seit 2014 kaum veränderte Design behielt.
Marktbeobachtern zufolge sind die Verkäufe nur mäßig, weil viele
Apple-Enthusiasten auf das iPhone X warten.
Das iPhone X ist mit einem Startpreis von 1149 Euro in Europa und 999
Dollar vor Steuern in den USA das teuerste, das Apple bisher auf den
Markt gebracht hat. Investoren erwarten dadurch höhere Einnahmen für
Apple aus, weil sie dennoch mit starkem Interesse der Kunden rechnen.
Allerdings dürfte es nach ihrer Schätzung diesmal länger dauern, bis
die Produktion die Nachfrage befriedigen kann.
Apple ließ am Freitag zunächst viele seiner Kunden auf den Start der
Vorbestellungen warten. Die Website wurde für zahlreiche
Interessenten erst rund zehn Minuten nach der angekündigten Zeit 9.01
Uhr MESZ freigeschaltet. Die Lieferzeit sprang sofort auf zwei bis
drei Wochen hoch. Damit konnten nur wenige Kunden einen
Auslieferungstermin zum Marktstart am 3. November ergattern. Bei der
Handelsplattform
Ebay tauchten schnell Weiterverkaufs-Angebote mit
saftigen Preisaufschlägen auf. So wurden für das bei Apple 1319 Euro
teure Modell mit 256 Gigabyte Speicher bis zu 4990 Euro angefragt.
Laut Berichten von Medien und Analysten sorgten zuletzt Engpässe bei
Sensoren für das System zur Gesichtserkennung dafür, dass die
Produktion langsamer anfuhr als geplant. Das iPhone X ist das erste
Apple-Smartphone, bei dem das Display praktisch die gesamte
Frontseite einnimmt. Dadurch kann ein Bildschirm mit einer Diagonale
von 5,8 Zoll in eine Gehäuse gepackt werden, das nur ein wenig größer
ist als beim kleineren der beiden bisherigen iPhone-Modelle. Apple
ersetzte dabei den bisher üblichen Fingerabdruck-Scanner ("Touch ID")
durch Gesichtserkennung ("Face ID") mit Hilfe eines komplexen Systems
mit Infrarot-Technik.
© dpa
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