Berlin (dpa) - Der Berliner Musikdienst Soundcloud bringt sein Abo-Angebot auch nach Deutschland. Die Firma will gegen die Marktführer Spotify und Apple Music mit einem breiteren Angebot punkten.
Neben den üblichen rund 30 Millionen Songs aus den Katalogen der Musikindustrie sind auf der Plattform viele Titel weniger bekannter Künstler sowie einige exklusive Aufnahmen von Stars zu finden. Insgesamt seien es 135 Millionen Titel. "Wir haben damit ein einzigartiges Angebot, das keiner sonst hat", sagte Mitgründer und Chef Alexander Ljung zum Deutschland-Start des Abo-Dienstes Soundcloud Go.
Gleichzeitig kommt damit auch in Deutschland Werbung in die kostenlose Soundcloud-Version. Soundcloud Go ist dagegen für 9,99 Euro im Monat werbefrei und bietet auch die Möglichkeit, Titel herunterzuladen. Soundcloud hatte den Abo-Service zunächst im März in den USA an den Start gebracht, nachdem umfassende Deals mit der Musikindustrie abgeschlossen wurden. Zuvor konzentrierte sich die Plattform auf Remixe und Songs, deren Rechte nicht bei den Großen der Branche lagen. Außerdem kann jeder Nutzer Ton-Dateien hochladen.
Soundcloud hat nach eigenen Angaben 175 Millionen Nutzer. Das Unternehmen ist eines der bekanntesten Berliner Start-ups. Immer wieder wurde über einen Börsengang spekuliert, zuletzt gab es aber auch Berichte über das Interesse des Marktführers Spotify an einer Übernahme. In einer jüngsten Finanzierungsrunde im Sommer soll Soundcloud mit 700 Millionen Dollar bewertet worden sein. Das Unternehmen bezeichnet das als Gerüchte, die man grundsätzlich nicht kommentiere.
Das Streaming, bei dem Musik direkt aus dem Netz abgespielt wird, sorgt derzeit erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt für Wachstum in der Musikindustrie. Spotify ist die klare Nummer eins in dem Geschäft mit mehr als 100 Millionen Nutzern, von denen über 40 Millionen zahlende Abo-Kunden sind. Apple kommt mit seinem Streaming-Dienst, der keine Gratis-Variante hat, eineinhalb Jahre nach dem Start inzwischen auf 20 Millionen Abos.
Darüber hinaus gibt es diverse kleinere Anbieter wie Napster und Deezer, die in Deutschland auch auf Kooperationen mit den Discountern Lidl und Aldi setzen, wo ihr Service günstiger zu haben ist. Und die Konkurrenz nimmt weiter zu: Zeitgleich mit dem Deutschland-Start von Soundcloud Go kündigte das amerikanische Internet-Radio Pandora seinen eigenen Abo-Service für das kommende Jahr an. Pandora hatte dafür Technologie des gescheiterten Streaming-Dienstes Rdio gekauft.
"Es gibt viele andere Musikdienste, aber sie sehen alle weitgehend gleich aus", sagt dazu Soundcloud-Chef Ljung. Die Berliner Firma wolle die Kunden damit überzeugen, dass sie mehr biete: "Wenn zum Beispiel Nicki Minaj beschließt, in der Nacht einen Song aufzunehmen und zu veröffentlichen, nutzt sie dafür Soundcloud." Weil auch noch unbekannte Musiker ihre Stücke auf die Plattform hochladen, habe man zudem einzigartige Daten dazu, welche Musik in Zukunft populär werden könnte.
Wieder mehr Musikstreaming-Dienste
In den vergangenen Monaten sind viele Musikstreaming-Dienste wie Beats Music, Rdio.com, Mixradio oder Aupeo eingestellt worden. Nun nimmt das Abo-Angebot wieder zu: Jüngster Zuwachs ist Soundcloud Go. Erst vor einem Monat hatte Amazon seinen Dienst Music Unlimited gestartet.
Weitere Abo-Angebote fürs Musikstreaming sind etwa Apple Music, Deezer, Google Play Music, Juke Musicflat (Anzeige), Microsoft Groove, Napster, Spotify oder Tidal (vormals Wimp). In der Regel kostet das Standard-Abo fürs Streaming per App oder im Browser inklusive Offline-Musikhören auf Mobilgeräten zehn Euro im Monat - auch Amazon und Soundcloud sind da keine Ausnahme.
Darüber hinaus bieten einige Dienste Abo-Modelle für mehrere Nutzer an: Bei den 15 Euro teuren Familienabos von Amazon Music Unlimited, Apple Music, Google Play Music oder Spotify können bis zu sechs Familienmitglieder fürs Streaming freigeschaltet werden. Nutzer mit besonders hohen Ansprüchen finden auf dem Markt auch Abos und Dienste, die die Musikdateien in hochauflösender Qualität streamen, etwa Quobuz Hi-Fi oder Tidal Hi-Fi für jeweils 20 Euro im Monat. © dpa
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