München - Es zieht, schmerzt und drückt. Rückenschmerzen treffen nicht nur Menschen, die seit Jahren im Büro arbeiten und bei ihrer Tätigkeit viel sitzen. Auch Kinder können Rückenschmerzen entwickeln.
Wie kommt es dazu - und was können Eltern tun, damit der Rücken ihres Kindes stark wird? Die Münchener Kinderorthopädin Nicole Wittmann gibt Tipps.
Was beansprucht den Rücken der Kinder überhaupt so stark?
Spätestens ab dem Schulalter verbringen Kinder und Jugendliche die meiste Zeit des Tages sitzend. Da spielt die Schule mit rein, aber auch die Freizeit vor TV, Spielekonsole und Smartphone.
So kommt es, dass Schulkinder in aller Regel zehn Stunden am Tag sitzen. Das ist fatal für die Wirbelsäule, die sich noch im Wachstum befindet. Sie braucht Bewegung - bei Kindern sogar noch mehr als bei Erwachsenen.
Wodurch entstehen genau Rückenschmerzen?
Haben Kinder über zehn Jahren Rückenschmerzen, sind es meist sogenannte nicht-spezifische Rückenschmerzen. Diese Rückenschmerzen haben keine strukturelle Ursache wie einem Tumor oder eine Wachstumsstörung, sondern sie werden durch Muskelverspannungen verursacht.
Bewegungsmangel belastet nämlich den Rücken. Im schlechtesten Fall entwickelt sich die Muskulatur zu schwach. Der Rumpfbereich wird dadurch instabil, der Körper reagiert mit Verspannungen.
Eine gesunde Muskulatur hingegen bietet dem Rumpf ein ausreichendes Korsett aus Muskeln, was zu einer gesunden Haltung führt.
Es braucht also Bewegung, damit keine Verspannungen im Rücken entstehen. Wie geht das - vielleicht sogar spielerisch?
Eltern können sich zum Beispiel den Schulweg anschauen. Können die Kinder ihn vielleicht zu Fuß oder auf Rollen oder Rädern zurücklegen? Bei einem Schulweg von insgesamt 20 Minuten am Tag sind das etwa 70 Stunden Bewegung pro Jahr - das ist relativ viel.
Zudem gibt es einzelne Übungen, die die Wirbelsäule mobilisieren. Etwa das Apfelpflücken: Dabei stellen sich die Kinder vor, sie wollten am Apfelbaum an die obersten Äpfel kommen. Dafür müssen sie sich richtig groß machen und strecken. Die Ernte kommt dann in einen Korb, der auf dem Boden steht - dafür müssen sie sich richtig bücken und kleinmachen.
Die Wirbelsäule lässt sich auch im Sitzen mobilisieren - durch Rücken-Rodeo. Dabei macht man erst im Sitzen einen Katzenbuckel und nimmt dann die Schultern zurück und geht in ein leichtes Hohlkreuz, den Pferderücken.
Außerdem kann man den Kindern beibringen, immer mal wieder die Sitzposition zu wechseln. Um dem Rücken etwas Gutes zu tun, sollte man das alle zehn Minuten tun. Es gilt als überholt, dass Kinder still sitzen sollen.
Zur Person: Nicole Wittmann ist Fachärztin für Kinderorthopädie, Orthopädie und Unfallchirurgie im Marianowicz Medizin Zentrum für Diagnose & Therapie in München. © dpa
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