Was ist eigentlich gesünder – Hochziehen oder Schnäuzen? Jens Wagenknecht hat eine klare Meinung dazu. In seiner Praxis findet der Hausarzt immer wieder eindringliche Worte, wenn es um den Griff zum Taschentuch geht.

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Auf die Frage, ob sich denn viele Menschen falsch schnäuzen, sagt der Allgemeinmediziner: "Der Grundsatzfehler ist, dass sich Menschen überhaupt schnäuzen. Naseputzen kann uns krank machen."

Das liegt laut Wagenknecht vor allem daran, dass der Druck, der gerade beim energischen Schnäuzen entsteht, das Nasensekret nicht nur in das Taschentuch befördert. Es wird auch dorthin gepresst, wo man es nicht haben möchte: in die Nasennebenhöhlen und zu den Ohren - das fühlt man auch.

Jens Wagenknecht © Hausärztinnen- und Hausärzteverband / axentis

Laut Wagenknecht könnte das gleich mehrere Beschwerden fördern:

Das sei gerade bei jungen Patientinnen und Patienten ein großes Problem: Wenn Kinder immer wieder mit Ohrentzündungen zu tun haben, könne es auch daran liegen, sagt Wagenknecht: "Unsere Eltern haben den meisten von uns früh beigebracht, dass und wie man die Nase putzt. Aber sie hatten oft leider keine Ahnung von Physik. Oder der Anatomie des Nasenrachenraums."

Hoch hinauf – im Namen der Gesundheit

Vermutlich macht man sich auch als erwachsene Person nicht nur am elterlichen Sonntagstisch wenig beliebt, wenn man vor sich "hin schnupft". Doch das - vielleicht unter einem abschätzigen Blick - angebotene Taschentuch sollte man aus gesundheitlichen Gründen besser ablehnen.

"Wer sich stark schnäuzt, hat Schmerzen. Das ist immer ein Hinweis darauf, dass etwas nicht gesund ist."

Jens Wagenknecht, Hausarzt

Wer den Schnupfen nach oben und dabei in den Rachen zieht, schützt sich vor weiteren Infekten, so Wagenknecht. "Es macht auch die Nebenhöhlen frei. Und: Es tut nicht weh. Wer sich stark schnäuzt, hat Schmerzen. Das ist immer ein Hinweis darauf, dass etwas nicht gesund ist."

Für alle, die jetzt immer noch nicht überzeugt davon sind, sich bei der nächsten Erkältung das Schnäuzen zu verkneifen, hat Wagenknecht vielleicht noch ein entscheidendes Argument: "Direkt nach dem Naseputzen müssten Sie eigentlich Gesicht und Hände desinfizieren. Denn Sie haben das Nasensekret dann überall, nicht nur im Taschentuch."

Über den Gesprächspartner

  • Jens Wagenknecht ist niedergelassener Hausarzt aus Niedersachsen und langjähriges, ehemaliges Vorstandsmitglied des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.

Verwendete Quellen

  • Telefonisches Interview mit Jens Wagenknecht

Redaktioneller Hinweis

  • Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt.
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