Ein Flugzeug besteigen, um kurze Zeit später aus selbigem in die Tiefe zu springen? Der Kick, nach dem viele Fallschirmspringer geradezu süchtig sind, klingt für mich alles andere als reizvoll. Eher… sagen wir: lebensbedrohlich. Umso besser, dass Adrenalin-Junkies auch einen Rausch erleben können, ohne sich 3.000 Meter in die Luft zu begeben: Beim Indoor Skydiving! Ich habe es ausprobiert.
Als ich eingeladen werde, um diese neue Sportart zu testen, bin ich sofort begeistert. Bis zu 286 km/h schnelle Luft sorgt in einer 17 Meter hohen Flugkammer für einen Widerstand, der einem das Fallschirmsprung-Feeling pur verschaffen soll.
Zugegeben: Genau weiß ich nicht, was mich erwartet. Mit einer Mischung aus Neugier, Vorfreude und einer gehörigen Portion Bammel nehme ich die sechs Stunden Fahrt mit dem ICE von München auf mich. Nach Bottrop muss ich, denn das dortige Indoor-Skydiving-Zentrum ist das einzige in Deutschland und noch dazu das modernste in Europa. Auch Einsteiger wie ich können dort für Kosten ab 49 Euro erste Erfahrungen sammeln.
Als ich die Halle betrete, schweben gerade drei Personen in einer breiten Röhre aus Glas. Profis, das erkenne ich sofort. Sie packen sich gegenseitig an den Knöcheln, wirbeln im Kreis und fliegen auf und nieder. Wow, bei denen sieht das gar nicht schwierig aus! Aber davon lasse ich mich nicht täuschen. Ich bin nämlich jetzt schon sicher, dass ich mich gleich unheimlich dämlich anstellen werde.
Bevor ich das unter Beweis stellen darf, werde ich Boris Nebe, meinem Fluglehrer und dem Geschäftsführer vom Indoor Skydiving Bottrop, vorgestellt. Er versucht, mich zu beruhigen: Schon Kleinkinder und Achtzigjährige hätten ihren ersten Flug bei ihm ohne Probleme gemeistert. Überzeugen tut mich das noch nicht. Während Boris mir die Grundhaltung erklärt und zeigt, wie man nach oben, unten und zur Seite fliegt, starten zahlreiche Schmetterlinge in meinem Bauch zu einem ganz eigenen Rundflug. Dabei habe ich die Flugröhre noch nicht einmal betreten!
Doch ehe ich es mir anders überlegen kann, geht's rein in den roten Fliegeranzug. Durch die Fliegerbrille gelingt es mir sogar, ein cooles Pokerface zu mimen. Jetzt gibt es ohnehin kein Zurück mehr. Und mal ehrlich: Was kann schon großartig passieren? Gar nichts, wie mir Boris auch noch beim fünften Mal Nachfragen geduldig versichert. Er kommt ja schließlich mit in den Windkanal, in den er mittlerweile lässig hineinspaziert ist. Langsam taste auch ich mich vor zum Eingang, bis ich heftigen Luftwiderstand spüre. Ich lasse mich sachte nach vorne fallen und … fliege!
So blöd stelle ich mich dann übrigens doch nicht an. Obwohl mein Körper seit seiner Existenz noch niemals längere Zeit ohne jeglichen Bodenkontakt war, bekomme ich nach kurzer Zeit schon eine Ahnung, wie ich mich drehen und wenden muss, um nicht gegen die Glaswände zu klatschen. Und wenn ich doch mal aus dem Gleichgewicht gerate, ist Boris sofort zur Stelle und schubst mich wieder in die richtige Position.
Ich freue mich wie ein Kind, als ich es aus eigenem Willen schaffe, nach oben und nach unten zu fliegen. Und dann passiert doch noch etwas, das mir zunächst einen Schock verpasst und dann mädchenhaft schrilles Kreischen entlockt. Boris packt meinen Anzug und saust mit mir etwa zehn Meter den Windkanal hinauf, um Sekunden später wieder zusammen hinab zu rauschen.
Ah, die Schmetterlinge sind wieder da! Sie tummeln sich auch noch in meinem Bauch, als ich mit wackeligen Beinen den Rückzug aus der Flugröhre antrete und mich wenig später auf den Weg zurück ins Hotel mache. Der Muskelkater wird mich ebenfalls noch ein paar Tage begleiten und macht mir klar, dass es sich beim Indoor Skydiving tatsächlich um eine Sportart handelt, die auch der Fitness gut tut. Und was mir wohl für immer bleiben wird, ist das Wissen darum, wie einzigartig sich Fliegen anfühlt, ohne ein Flugzeug außen herum zu haben.
Lesen Sie auch den vorangegangenen Beitrag der "Ausprobiert"-Kolumne: Fitnesstraining zum Hören
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