Für viele Menschen mit Post Covid war BC007 eine Art heiliger Gral. Der Wirkstoff, der endlich helfen könnte. Nun zeigt eine Studie, dass BC007 bei Betroffenen nicht stärker wirkt als der Placebo-Wirkstoff der Kontrollgruppe. Warum es dennoch Hoffnung auf wirksame Medikamente gegen Post Covid gibt.

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BC007: Für viele Menschen mit Post Covid steht diese Buchstaben-Ziffer-Kombination für all das, was sie sich gesundheitlich wünschen: Genesung. Rückkehr ins bisherige Leben. Die Kraft, wieder jederzeit aufstehen zu können.

Nun aber wurde die Phase-II-Studie des Berliner Unternehmens Berlin Cures eingestellt - mit dem Ergebnis, dass BC007 nicht stärker wirke als ein Placebo. Vor einigen Tagen hieß es auf der Website des Unternehmens, das in Kooperation mit deutschen Krankenhäusern Studien zu BC007 durchführte, dass der Wirkstoff zwar gut verträglich sei, es aber "keine Hinweise auf überlegene Wirksamkeit von BC007 im Vergleich zum Placebo-Arm" gebe. Bei der Studie nahmen 114 Menschen an 19 europäischen Studienzentren teil.

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Außerdem teilte das Unternehmen mit, es müsse die Forschung aufgrund finanzieller Engpässe einstellen. Laut "Tagesspiegel" hat Berlin Cures inzwischen Insolvenz angemeldet.

Seit 2022: BC007 gilt bei vielen als Hoffnungsträger bei Post Covid

Rückblick: Knapp drei Jahre ist es her, dass der Wirkstoff BC007 zum ersten Mal für internationale Schlagzeilen sorgte: Damals berichtete das Team um Augenärztin Bettina Hohberger am Uniklinikum Nürnberg-Erlangen davon, wie der Wirkstoff, der eigentlich bei Herzerkrankungen zum Einsatz kommt, einen Mann von seinen Post-Covid-Symptomen befreit habe.

Die Annahme: BC007 bekämpft Antikörper, die nach einer Sars-CoV-2-Infektion teils gravierende Beschwerden verursachen und sich bei Post-Covid-Patienten gegen den eigenen Körper richten könnten. Nach wie vor ist nicht gänzlich geklärt, wie es zu Post Covid kommt. Die These, dass dabei Antikörper gegen das eigene Immunsystem arbeiten, gilt bei vielen Fachleuten allerdings als einer der möglichen Hauptgründe.

BC007 erhielt damals große Aufmerksamkeit. Medizinische Studien wurden in Auftrag gegeben. Wie üblich liefen diese Studien über mehrere Jahre und in mehreren Phasen ab. Das Unternehmen Berlin Cures leitete eine dieser Studien. Der Wirkstoff wurde dafür in mehreren Kliniken untersucht. Parallel dazu läuft seit 2023 auch eine universitäre Phase-II-Studie namens reCOVer am Uniklinikum Erlangen, unter Bettina Hohbergers Leitung.

Aus für BC007-Studie von Berlin Cures: So reagieren Fachleute

Sie äußerte sich auf Anfrage unserer Redaktion zum Aus für BC007 bei Berlin Cures folgendermaßen:

"Da das Studiendesign der firmeneigenen Phase-II-Studie der Berlin Cures GmbH ein anderes ist als das der universitären Phase-II-Studie reCOVer, kann von deren Ergebnissen nicht auf die Ergebnisse von reCOVer geschlossen werden. Aktuell ist die finale Auswertung von reCOVer noch ausstehend."

Bettina Hohberger

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) tat indes sein Bedauern kund – und verwies darauf, dass es auch Untersuchungen zu weiteren Medikamenten gebe und man Post Covid besiegen werde.

An der Berliner Charité laufen momentan mehrere Studien zu Medikamenten, die bei ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom), Post-Covid- und Post-Vac-Symptomen helfen könnten. Das betont auch die Post-Covid-Spezialistin Carmen Scheibenbogen. Dabei handle es sich um Medikamente wie Ocrelizumab und Inebilizumab, die B-Zellen angreifen, die Autoantikörper produzierten und bereits bei anderen Erkrankungen zugelassen sind.

In einem Interview mit dem "Spiegel" sagte sie weiter zum Studien-Aus für BC007 bei Berlin Cures, man könne daraus lernen, "dass man ohne klinische Studie keine verfrühten Rückschlüsse über die Wirksamkeit einer Therapie ziehen sollte".

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