Klinischen Studien zufolge ist Cannabis nicht nur ein Rauschmittel, sondern auch ein sehr wirksames Medikament. Es kann vor allem spastische und neuropathische Schmerzen, die oft bei MS-Patienten oder nach einer Strahlentherapie bei Krebspatienten auftreten, effektiv lindern.
Seit 2017 darf jeder in Deutschland zugelassene Arzt Cannabis verschreiben. Bei schwerkranken Patienten übernehmen die Krankenkassen die Behandlungskosten. Cannabis enthält mehr als 100 Wirkstoffe. Die beiden wichtigsten sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).
Hoffnung für Krebstherapie
Der Bundesärztekammer zufolge kann Cannabis typische Nebenwirkungen von Krebstherapien lindern. Dazu zählen unter anderem Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit. Auch Beschwerden wie Tumorschmerzen, depressive Verstimmungen, Gewichtsverlust und Ängste können durch die Einnahme von THC abgemildert werden.
Cannabis erleichtert Tourette-Patienten das Leben
Das Tourette-Syndrom ist eine neurologisch-psychiatrische, unheilbare Erkrankung. Bei Betroffenen ist der Botenstoffwechsel im Gehirn gestört.
Reize, die im Hirn ankommen, führen zu ungewollten, unkontrollierten Bewegungen und Lauten – gemeinhin als "Tics" bekannt.
In einer Studie der Medizinische Hochschule Hannover nahmen Zwangssyndrome bei 80 Prozent der Patienten durch die Gabe von THC stark ab. Außerdem wurde eine erhebliche Reduktion der Tics festgestellt.
Cannabis wirkt bei Migräne
In einer italienischen Studie untersuchte ein Forscherteam um Dr. Maria Nicolodi, inwiefern Wirkstoffe der Cannabis-Pflanze zur Therapie von Migräne geeignet sind.
Sie stellten fest, dass Cannabinoide bei einer akuten Migräne-Attacke die Schmerz-Intensität erheblich senken können.
"Wir konnten zeigen, dass Cannabinoide zur Vorbeugung von Migräne eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungen sein können", fasste Dr. Nicolodi zusammen.
Cannabis gegen Muskelverkrampfungen bei MS
Die Multiple Sklerose – kurz MS – ist eine langsam fortschreitende Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems.
Es treten Symptome wie Muskelschwäche, Spasmen und motorische Störungen auf. 2011 wurde von Dr. med. Alena Novotna eine große Studie zur Behandlung der Spastik bei MS publiziert.
Demnach verbesserte Cannabis-Extrakt Spastiken, Spasmen-Häufigkeit und Schlafqualität der teilnehmenden Patienten. Außerdem konnte Cannabis MS-bedingte Entzündungen lindern, wodurch auch weniger Schmerzen auftraten.
Cannabis verbessert Schmerzkontrolle bei HIV/Aids
Cannabis kann nicht nur die weitverbreiteten Symptome der Übelkeit bei HIV/Aids-Patienten abschwächen. Im Krankheitsverlauf treten oft starke Schmerzen auf.
Cannabis kann bei HIV/Aids-Patienten eine signifikante und langfristige Linderung dieser chronischen Schmerzen bewirken, wie in der US-Studie der National Library of Medicine festgestellt wurde.
Kann Cannabis Demenz lindern?
Mit zunehmendem Alter nimmt die Gedächtnisleistung ab – kann Cannabis den Alterungsprozess umkehren?
In einer Studie konnten alte Mäuse in den Zustand von zwei Monate jungen Tieren zurückversetzt werden. Dies gelang durch eine längere niedrig dosierte Behandlung mit einem Cannabis-Wirkstoff.
"Die Behandlung kehrte den Leistungsverlust der alten Tiere wieder komplett um", berichtet Professor Andreas Zimmer vom Institut für Molekulare Psychiatrie der Universität Bonn.
Im nächsten Schritt soll untersucht werden, ob THC auch bei Demenzpatienten Alterungsprozesse des Gehirns umkehren und die kognitive Leistungsfähigkeit wieder steigern kann.
Cannabis trotzdem kein Wundermittel
Medizinisches Cannabis kann eine Alternative zu den bewährten Therapien sein, das ist ein Ergebnis des "Cannabis-Reports".
"Cannabis ist trotzdem kein pflanzliches Wundermittel und für viele Indikationen gibt es bereits bewährte Arzneimittel", erklärte Arzneimittel-Experte Professor Gerd Glaeske von der Universität Bremen.
Es brauche definitiv mehr Forschung. (dag)
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