Sie sind schön, dünn und erfolgreich - und das zeigen sie auch bei jeder Gelegenheit. Doch offenbar haben selbst Hollywood-Stars es nötig, den Kampf gegen Fettpölsterchen mit zweifelhaften Mitteln zu bestreiten. Promis wie Catherine Zeta-Jones und Renée Zellweger sollen sich laut Medienberichten mit Hilfe eines Schwangerschaftshormons schlank spritzen. Doch was steckt hinter der sogenannten HCG-Diät? Und wie seriös sind Abnehm-Pflaster oder Fett-Weg-Shakes? In Deutschland herrscht besondere Vorsicht: Derzeit ist lediglich ein Wirkstoff zur Behandlung von Übergewicht zugelassen.

Mehr zum Thema Gesundheit

Interaktive Infografik

Orlistat

Der Arzneistoff Orlistat ist seit 1998 auf dem deutschen Markt als Mittel gegen Übergewicht zugelassen. Früher musste er vom Arzt verschrieben werden, mittlerweile gibt es auch Präparate, die niedriger dosiert und rezeptfrei erhältlich sind. Orlistat erhöht die Fettausscheidung um ein Vielfaches und mindert dadurch die Kalorienaufnahme. Dabei besteht laut der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung" (DGE) zwar die Gefahr, dass auch lebenswichtige fettlösliche Vitamine ausgeschieden werden. Dennoch kann die Einnahme für besonders übergewichtige Menschen ratsam sein.

Wir haben mit der Allgemeinärztin und Ernährungsmedizinerin Dr. med. Cornelia Tauber-Bachmann gesprochen. Sie erklärt: "Wenn jemand einen Body-Mass-Index von über 30 hat und Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck, dann ist das eine sinnvolle Unterstützung. Ohne Ernährungsumstellung geht es aber auch hier nicht. Denn fettreiche Ernährung führt in Kombination mit dem Präparat zu Durchfall."

Hormon-Präparate

So viel Vertrauen wie Orlistat wird sonst keinem Diätpräparat entgegengebracht. Die meisten anderen "Wundermittel" beruhen meist auf einer ziemlich dreisten Verschleierung von Tatsachen. Bestes Beispiel sind Schlankheitsprodukte auf Basis des Schwangerschaftshormons Humanes Choriongonadotropin (HCG), auf die viele Stars, wie beispielsweise Catherine Zeta-Jones, schwören sollen. Zur Gewichtsreduktion zugelassen sind die HCG-Mittel weder in den USA, noch in Europa. Trotzdem behaupten sich die Mittel als Produkte auf "homöopathischer Basis" auf dem US-Markt.

Die HCG-Mittel gibt es zum Einspritzen unter die Haut oder zum Schlucken. 26 Tage lang wird das Hormon, das in der Plazenta schwangerer Frauen gebildet wird, dem Körper zugeführt. Die trickreiche Masche: Zusätzlich dürfen nur 500 Kilokalorien pro Tag verzehrt werden. Das entspricht etwa einem Viertel bis einem Drittel des täglichen Kalorienbedarfs. Nach Meinung von Experten liegt genau dort die Ursache für einen etwaigen Abnehmeffekt: "Jeglicher Gewichtsverlust rührt von der strengen Kalorienreduzierung her. Nicht vom HCG", so Elizabeth Miller, stellvertretende Direktorin der Abteilung für rezeptfreie Arzneimittel der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA, auf deren Webseite.

Auch in Deutschland sieht man die Diät skeptisch: "Wenn man lediglich 500 Kilokalorien pro Tag zu sich nimmt, verliert man Gewicht. Dazu braucht man sich aber nicht HCG zu spritzen", meint Dr. Tauber-Bachmann. Darüber hinaus sei die Methode aufgrund der zu erwartenden Mangelerscheinungen gefährlich. Folgen sind mitunter Gallensteine, Muskelschäden und Herzrhythmusstörungen.

Chitosan Kapseln

Chitosan baut auf ein vermeintlich einfaches Prinzip, das in der Theorie besser klingt, als es sich in der Praxis erweist: Der Wirkstoff soll Fett im Körper binden und unverdaut ausscheiden. Die zweifelhafte Verheißung: Man dürfe schlemmen, ohne zuzunehmen.

Tatsächlich konnte Chitosan, das aus dem Chitin von Krabbenschalen gewonnen wird, im Labor seine fettbindenden Eigenschaften unter Beweis stellen. Jedoch wurde nie nachgewiesen, dass sich diese Erkenntnisse auch auf den menschlichen Verdauungstrakt übertragen lassen. Lediglich in Tierstudien wurde eine Gewichtsreduktion festgestellt, die nach Angaben der DGE jedoch auf die sehr hohe Chitosin-Gabe zurückzuführen sei. Es sei fraglich, ob diese Mengen von Menschen verzehrt und toleriert würden, heißt es weiter. Der Ernährungsexperte und staatliche anerkannte Diätassistent Sven-David Müller geht noch weiter und bezeichnet Diätmittel auf Basis von Chitosan ganz klar als "Diätlüge". Auf seiner Webseite schreibt der Buchautor: "Chitosan bindet kaum mehr Fett als andere Ballaststoffe auch."

Auch Anwender scheint das Produkt nicht zu überzeugen, wie Erfahrungsberichte auf einem Preisvergleichsportal, das Interessenten und Anbieter zusammenführt, zeigen. Die meisten Nutzer kritisieren die fehlende Wirkung ("Und wieder mal reingelegt worden"), den Preis von bis zu 26 Euro pro Packung sowie Nebenwirkungen wie Durchfall. Es gibt aber auch positive Meinungen ("Chitosan wirkt gut, aber keine Wunder").

Sättigungspräparate

Sogenannte Quellmittel sind in Deutschland seit Ende der neunziger Jahre auf dem Markt. Das können beispielsweise Kapseln aus Natrium-Alginat sein, die im Magen aufquellen und dadurch ein Sättigungsgefühl hervorrufen. Dabei sollte gleichzeitig die Ernährung umgestellt werden und auf fettreiche Kost verzichtet werden. Sonst bestehe das Risiko, so die DGE, dass die bisherigen Ernährungsgewohnheiten eine Gewichtsreduktion verhindern. Das Geld für solche Präparate lässt sich jedoch sparen: Die DGE weist darauf hin, dass es energiearme Lebensmittel gibt, die den Magen auf natürliche Weise ausfüllen. Dazu zählen Obst, Gemüse und Salat.

Abführmittel

Abführmittel, auch Laxativa genannt, beschleunigen die Stuhlentleerung und werden daher bei Verstopfung eingesetzt, häufig aber missbräuchlich zum Abnehmen verwendet. Ein Effekt ist dabei jedoch nicht zu erhoffen. Die DGE rät von einer Anwendung zur Gewichtsreduzierung ab, da die Einnahme solcher Präparate über längeren Zeitraum zu einem gestörten Wasser- und Elektrolythaushalt führen könne.

Trink-Diäten

Die sogenannten Formuladiäten bestehen aus einem Pulver, das mit Wasser angerührt wird. Sie ersetzen eine oder mehrere Mahlzeiten pro Tag. Im Extremfall werden dadurch nicht mehr als 800 Kilokalorien täglich aufgenommen - das entspricht knapp der Hälfte des normalen Tagesbedarfs. Nach Meinung der Ärztin Dr. Tauber-Bachmann dürfe eine solche Kalorienreduzierung in Eigenregie und ambulant nur in den ersten Tagen stattfinden, um eine Stoffwechselumstellung zu ermöglichen. Danach sollte wieder mehr Energie verzehrt werden. Insgesamt sollten Trink-Diäten laut DGE nicht länger als zwölf Wochen angewendet werden. Angesichts der geringen Kalorienzufuhr ist durchaus ein Abnehmeffekt zu erwarten: Die Hersteller sprechen von bis zu fünf, die DGE von bis zu zwei Kilogramm pro Woche. Einen Zusatznutzen für die Gewichtsreduktion haben Trinkdiäten nicht, beinhalten aber Spurenelemente, die Mangelerscheinungen vorbeugen.

Abnehm-Pflaster

Abnehmen mithilfe eines Pflasters? Klingt nach Nepp, und ist es höchstwahrscheinlich auch. Die Schlankheitspflaster geben ihre gewichtsreduzierende Wirkung angeblich über die Haut an den Blutkreislauf ab. Sie enthalten oft eine wilde Mischung aus exotischen Wirkstoffen wie Guarana, Hoodia (ein Kaktusextrakt aus Afrika, das den Appetit hemmen soll), Grüntee sowie Goa-Bohnen-Extrakt. Für einen Preis von 13 Euro pro Monatspackung verspricht beispielsweise das Produkt "TiJi Diätpflaster", dass es "den Appetit zügelt und dafür sorgt, dass Fettzellen schneller abgebaut werden." Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Pflaster gibt es bislang nicht.

Diuretika

Bei Diuretika handelt es sich um Arzneimittel, die eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung im Körper verursachen. Sie werden zur Behandlung verschiedener Krankheiten angewendet, sind jedoch nicht zur Gewichtsreduzierung zugelassen. Zwar führt das Ausschwemmen von Wasser aus dem Körper zu einem geringeren Gewicht, nicht jedoch zu einer Senkung der Körperfettmasse. Die Fettdepots bleiben unberührt. Zum Abnehmen sind Diuretika nicht nur ungeeignet, sondern können sogar eine gefährliche Störung des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes bewirken.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.