- Wissenschaftler haben einen Speiseplan erstellt, der sowohl gesund als auch umweltfreundlich sein soll.
- Die sogenannte "Planetary Health Diet" (zu Deutsch: Planeten-Diät) will beides unter einen Hut bringen.
- Doch worum handelt es sich dabei genau und wie können wir die Ernährungsempfehlung der Forscher in unserem Alltag umsetzen?
Den Begriff Planeten-Diät hat ein internationales Wissenschaftler-Team der EAT-Lancet-Kommission geprägt. Den Forschern zufolge haben Lebensmittelsysteme das Potenzial, die menschliche Gesundheit zu fördern und die ökologische Nachhaltigkeit zu unterstützen. Derzeit bedrohen sie jedoch beides.
Die Forscher der EAT-Lancet-Kommission sehen in der Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit gesunden Lebensmitteln aus nachhaltigen Lebensmittelsystemen aktuell die größte Herausforderung. Denn obwohl die weltweite Nahrungsmittelproduktion an Kalorien gemessen mit dem Bevölkerungswachstum Schritt gehalten habe, hätten mehr als 820 Millionen Menschen nicht genug zu essen.
Viele weitere ernähren sich zudem minderwertig. Der daraus resultierende Mangel an Mikronährstoffen führe zu einem erheblichen Anstieg von ernährungsmitbedingter Fettleibigkeit sowie ernährungsmitbedingten Krankheiten wie beispielsweise Schlaganfällen und Diabetes.
Was beinhaltet der Speiseplan der Zukunft?
Welche Maßnahmen notwendig sind, um bis zum Jahr 2050 die geschätzten zehn Milliarden Menschen gesund zu ernähren, ohne dabei die Erde auszubeuten, hat die Kommission mit einem beispielhaften Speiseplan ermittelt, den die Wissenschaftler "Planetary Health Diet" nannten. Dieser legt eine tägliche Energieaufnahme von 2.500 Kilokalorien zugrunde.
Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesättigte Fette machen den größten Anteil aus. Der Speiseplan beinhaltet aber auch kleine Mengen an Fisch, Meeresfrüchten, Milch und Geflügel. Stärkereiche Gemüsearten wie Kartoffeln, Milchprodukte, Eier, rotes Fleisch, Zucker und gesättigte Fette sollten hingegen äußerst selten auf dem Teller landen. Dabei lässt die "Planetary Health Diet" Raum auch für individuelle und kulturelle Vorlieben, denn bei den meisten Lebensmitteln gibt es eine Spanne in der Mengenangabe.
Konkrete Empfehlungen vom Ernährungsexperten
Wie die Planeten-Diät in Deutschland konkret umgesetzt werden kann, erklärt Dr. Malte Rubach, Ernährungswissenschaftler und Buchautor ("Die Ökobilanz auf dem Teller – Wie wir mit unserem Essen das Klima schützen können", S. Hirzel Verlag):
"Die Planeten-Ernährung sollte möglichst mit regional verfügbaren Lebensmitteln umgesetzt werden. Da wir in Deutschland nur sehr wenige Hülsenfrüchte und Nüsse anbauen können, dafür aber ausreichend Milch und Fleisch erzeugen, dürfen wir hier die Spielräume der Planeten-Ernährung ausschöpfen. Sonst wäre eine ausreichende Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Eiweiß nicht möglich. Dennoch heißt das, etwa die Hälfte weniger Fleisch als aktuell auf dem Teller, aber auch etwas weniger hochverarbeitete Getreideprodukte und Käse. Insgesamt etwas mehr Nüsse, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse wäre dagegen empfehlenswert."
Würden die Deutschen also den Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen erhöhen, während sie ihren Fleisch- und Milchkonsum reduzieren, wäre das für die Gesundheit der Menschen und des Planeten vorteilhaft. Ein weiterer wichtiger Faktor seien außerdem unsere Getränke. Hier lautet die Empfehlung des Experten:
"Getränke werden in vielen Nachhaltigkeitsbewertungen unserer Ernährung vernachlässigt, weil oft nur feste Lebensmittel berücksichtigt werden. Dabei sind sie in Summe direkt nach Fleisch der zweitgrößte Verursacher von Klimagasen und Landnutzung in der deutschen Ernährung. Wasser direkt aus der Leitung hat die geringste Auswirkung, macht aber nur ein Viertel unserer täglichen Trinkmenge aus. Mehr Leitungswasser zu trinken und weniger abgefüllte Getränke wäre deshalb schon eine einfache Maßnahme, um sich nachhaltiger zu ernähren."
Kritik an der Umsetzung der "Planetary Health Diet"
Ganz unumstritten ist die "Planetary Health Diet" übrigens nicht. So wird beispielsweise die tägliche Kalorienzufuhr von 2.500 Kalorien kritisiert: für Schwerstarbeiter wäre diese zu wenig, für Menschen mit überwiegend sitzender Tätigkeit zu viel. In vielen Ländern stehen den Menschen zudem bedeutend weniger Kalorien pro Tag zur Verfügung.
In Deutschland müssten die Menschen nach der Empfehlung der Wissenschaftler im Jahr 27 Kilogramm Hülsenfrüchte und 18 Kilogramm Nüsse essen. Aktuell sind es nur jeweils wenige Kilogramm. Genauso verhält es sich mit anderen Lebensmitteln in anderen Ländern, daher können die Empfehlungen der Wissenschaftler nur als Orientierung dienen und müssen an die regionalen landwirtschaftlichen Bedingungen und Esskulturen angepasst werden.
Verwendete Quellen:
- Thelancet.com: Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems
- Bzfe.de: Planetary Health Diet
- Die Ökobilanz auf dem Teller - wie wir mit unserem Essen das Klima schützen können, Hirzel 2020, Dr. Malte Rubach, Ernährungswissenschaftler und Buchautor
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