Bei Krätze juckt die Haut heftig. Das liegt an kleinen Milben. Die Weibchen bohren Gänge, in denen sie leben und ihre Eier ablegen. Die Krankheit lässt sich leicht behandeln – ist aber mit Scham behaftet. Dabei hat eine Ansteckung nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.

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Wenn die Haut beinahe unerträglich juckt und kleine rote Striche zu sehen sind, sollte man misstrauisch werden: Womöglich hat man sich die Krätze eingefangen.

Die Krankheit wird von winzigen Milben ausgelöst, erklärt Professor Dr. Heinz Mehlhorn von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Die Weibchen werden maximal einen halben Millimeter groß und sind mit dem bloßen Auge kaum zu entdecken. Die Männchen sind noch kleiner. Die Weibchen bohren sich in die Oberhaut des Menschen und legen dort ihre Eier ab. Das ist zunächst nicht spürbar.

Aber das Immunsystem des Menschen reagiert auf den Kot, den sie ablegen, und auf die Fremdkörper in der Haut. Dadurch kommt der Juckreiz zustande. Krätze macht sich daher vor allem durch ein fieses Jucken bemerkbar, das in der Nacht am schlimmsten ist.

Wichtig ist, dass Krätze richtig diagnostiziert wird. "Es gibt viele Symptome durch andere Parasiten, die der Krätze ähneln", sagt Professor Mehlhorn. Das gilt zum Beispiel für Würmer, die sich in der Haut einnisten.

Mehr Krätzefälle in Deutschland

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Krätzefälle, die in Deutschland diagnostiziert wurden, in vielen Regionen zugenommen, sagt Professor Dr. Cord Sunderkötter von der Universitätsklinik Halle-Wittenberg.

Das müsse allerdings nicht zwingend heißen, dass es tatsächlich auch mehr Fälle von Krätze gebe. "Manchmal ist Krätze auch nur eine Verdachtsdiagnose."

Dabei sei es nicht schwer, Krätze nachzuweisen: "Es ist allerdings etwas mühsam." Dafür kratzt man etwas Haut an einer betroffenen Stelle ab und betrachtet sie unter dem Mikroskop.

Sieht man dort eine Milbe, ist die Diagnose bestätigt. Manche Ärzte arbeiten auch mit Klebestreifen, die sie auf der Haut aufbringen. Auch darauf lassen sich bei einem Befall Milben nachweisen.

"Allerdings muss man wissen, in welchen Hautbereichen man suchen muss", sagt Professor Sunderkötter. Die Milben bohren sich bevorzugt in weiche, warme Haut: "Wenn jemand einen Juckreiz am Penis hat und dort längliche Rötungen zu sehen sind, ist die Chance groß, dort eine Milbe zu finden."

Andere typische Stellen sind zwischen den Fingern, an den Brustwarzen, am Bauchnabel – und bei Babys auch an den Fußsohlen.

Krätze hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun

Der Krätze hafte immer noch "ein gewisser Schmuddelcharaker" an, sagt Professor Sunderkötter. Früher sei man davon ausgegangen, dass man Krätze bekomme, wenn man sich nicht wasche. "Das ist aber Unsinn."

Die Milben werden von Mensch zu Mensch übertragen – unabhängig von der persönlichen Sauberkeit.

Deshalb breiten sie sich auch bevorzugt dort aus, wo Menschen einen engen Körperkontakt haben: Zum Beispiel zwischen Eltern und ihren kleinen Kindern oder auch in der Pflege.

Bei Menschen im Altenheim kommt hinzu, dass sie oft ohnehin anfälliger sind, da ihr Immunsystem meistens nicht mehr so stark ist.

Oft stünden auch Flüchtlinge im Verdacht, die Krätze zu übertragen, sagt Professor Sunderkötter. Tatsächlich seien weltweit rund 300 Millionen Menschen mit Krätzemilben infiziert, viele davon in südlichen Ländern.

Die Umstände der Flucht führten dazu, dass die Milben sich verbreiten können – die Menschen sind auf engem Raum zusammen und von der Flucht geschwächt.

"Allerdings wird jeder Flüchtling bei der Erstaufnahme in Deutschland auf Krätze untersucht – und wenn nötig, auch entsprechend behandelt", sagt der Mediziner.

Ansteckung durch Sexualkontakte

Um sich mit Krätze anzustecken, sei ein enger Körperkontakt nötig. "Händeschütteln reicht dazu in der Regel nicht aus." Auch eine Übertragung durch unsaubere Hotelbetten sei diskutiert worden. Studien hätten aber gezeigt, dass auch das Risiko nur sehr klein ist.

Der Professor geht vielmehr davon aus, dass viele Menschen sich Krätze durch Sexualkontakte einfangen. "Seit HIV nicht mehr das große Thema ist, sind viele Menschen unvorsichtiger geworden."

In der Regel befinden sich nur rund zehn Milben auf und im Körper. Wenn das Immunsystem eines Menschen schwach ist, können sie sich aber millionenfach vermehren und den gesamten Körper besiedeln.

Ärzte sprechen in einem solchen Fall von einer Borkenkrätze. Sie ist hoch ansteckend, da auf jeder Hautschuppe, die ein solcher Mensch verliert, Hunderte von Milben sitzen können.

Behandlung mit Salbe oder Tabletten

Wenn Krätze diagnostiziert wurde, wird sie in der Regel mit einer Salbe behandelt. Dafür ist es wichtig, den gesamten Körper einzureiben, sagt Professor Sunderkötter. Die Salbe muss acht bis zwölf Stunden einwirken.

"Wenn man sich die Hände wäscht, muss man auf jeden Fall nachcremen – manche Menschen sind in der Behandlung leider nicht konsequent genug." Dass die Haut auch nach einer Behandlung noch juckt, ist normal: "Auch wenn alle Milben tot sind, befindet sich ihr Kot ja weiter unter der Haut."

Sollte eine Behandlung mit der Salbe aber trotzdem nicht angeschlagen haben, stehen weitere Mittel zur Verfügung, so zum Beispiel Tabletten, die in der Anwendung einfacher sind – aber im Gegensatz zur Salbe auf den gesamten Körper wirken.

Wichtig ist außerdem, die Umgebung zu reinigen. Wäsche sollte man, wenn möglich, bei mindestens 50 Grad waschen. Die Milben überleben maximal drei Tage lang außerhalb des Körpers. Deshalb kann man alternativ auch alle Textilien und Möbel 72 Stunden lang isolieren.

"Man sollte versuchen, die Kontaktperson zu finden, bei der man sich angesteckt hat", sagt der Hautarzt. Auch deshalb sei es wichtig, offen über Krätze zu sprechen. "Sonst kommt es ganz schnell zu einem Pingpong-Effekt, bei dem man sich immer wieder gegenseitig ansteckt."

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