Dass ein Übermaß an Kuchen, Keksen und Cola schlecht für die Zähne ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dass aber auch Obst, das wegen seiner Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe als sehr gesund gilt, in Massen schädlich sein kann, ist nicht so bekannt. Ausschlaggebend ist dabei nicht nur der Fruchtzucker, sondern auch die Säure, die vor allem in Zitrusfrüchten enthalten ist.
"Fünf am Tag" lautet eine bekannte Gesundheitskampagne, die dafür wirbt, jeden Tag fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen. Fünf Portionen entsprechen ungefähr 650 Gramm, aufgeteilt auf 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst. Wer das umsetzt, senke unter anderem sein Risiko, Bluthochdruck oder einen Schlaganfall zu bekommen, ergab vor einigen Jahren eine Untersuchung.
Obst und Gemüse sind also gesund. Doch wer es vor allem mit bestimmten Obstsorten übertreibt, kann damit auch Schaden anrichten - bei seinen Zähnen. "Es ist erwiesen, dass Zitrusfrüchte so sauer sind, dass sie den Zahnschmelz angreifen", sagt Roland Frankenberger, Spezialist für Zahnerhaltungskunde, zu unserer Redaktion.
Manche Sportgetränke bedenklich
In der Fachsprache heißt das Erosion. Der Zahnschmelz bekommt kleine Unebenheiten und Dellen, wenn Säure die Oberfläche angreift. Im Unterschied zu Karies sind hier keine Bakterien im Spiel, die Folgen können aber ähnlich sein: Die Zähne werden überempfindlich. Menschen, deren Zähne schon stark angegriffen sind, können irgendwann nicht mehr richtig kauen, außerdem sehen erodierte Zähne nicht besonders schön aus.
Eine finnische Studie hat vor einigen Jahren ergeben, dass das Risiko für Erosionen schon steigt, wenn man mehr als zweimal am Tag Zitrusfrüchte wie Orangen, Grapefruit oder Mandarinen isst, täglich Softdrinks trinkt und einmal die Woche Essig oder Sportgetränke zu sich nimmt.
Schlecht: Limo, gut: Milch
Zitrusfrüchte, Softdrinks und Sportgetränke sind auch aus Sicht von Roland Frankenberger die hauptsächlichen Verursacher von kaputten Zähnen, zumal bei ihnen zwei schädigende Komponenten zusammenkommen: Säure und Glucose beziehungsweise Fructose, also Zucker. Wer jeden Tag anderthalb Liter Cola oder Limo trinke, müsse sich nicht wundern, wenn die Zähne dadurch Schaden nehmen, so Frankenberger.
Zahnmediziner der Universität Bern haben vor einigen Jahren eine Liste mit Lebensmitteln erstellt und ihnen die Prädikate "nicht erosiv", "erosiv" und "stark erosiv" zugewiesen. Zu den stark erosiven Softdrinks gehörten unter anderen Cola und Fanta Orange, zu den stark erosiven Fruchtsäften Grapefruit- und Orangensaft. Ebenfalls als stark erosiv gelten zum Beispiel Champagner, Essig und Vitamin-C-Brausetabletten. Unbedenklich sind hingegen: Wasser, Milch und Kaffee.
Kalzium schützt
Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Käse hälfen sogar, Säure zu neutralisieren, sagt Frankenberger, der an der Universität Marburg die Abteilung für Zahnerhaltungskunde leitet und bald auch die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Deswegen ist Obst auch so gut in Joghurt aufgehoben und Wein wird gerne mit Käse kombiniert.
Es ist vor allem das Kalzium, das die schädigenden Effekte von säurehaltigen Lebensmitteln - zu denen im übrigen auch Tomaten gehören - abpuffert. Aus diesem Grund gibt es mittlerweile auch Fruchtsäfte mit Kalziumcitrat.
Danach Zähne putzen - oder lieber nicht?
Ob Zähneputzen direkt nach dem Orange essen oder Cola trinken hilft oder eher schadet, ist umstritten. Grundsätzlich wirkt es erstmal logisch, dass angegriffener Zahnschmelz unter weiterem Schrubben eher leidet. Eine Zeit lang hieß es also, man solle mit dem Zähneputzen eine halbe Stunde nach dem Verzehr warten, damit sich die Zahnsubstanz mithilfe des Speichels remineralisiert, also gewissermaßen wieder aufbaut.
Mittlerweile ist aber nicht mal mehr sicher, ob der Speichel das überhaupt kann - und so wird eher dazu geraten, schlicht nicht übermäßig viele säurehaltige Lebensmittel zu konsumieren. Und ansonsten die Zähne ganz normal zu putzen, also zwei bis drei Mal, nach den großen Mahlzeiten.
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