- Aufgrund von Lieferengpässen sind in Deutschland derzeit Hunderte Arzneimittel knapp.
- Betroffen sind neben Krankenhäusern auch Apotheken.
Medikamente werden in Deutschland immer knapper. Davon betroffen sind vor allem Krankenhäuser und Apotheken. Das schreibt "t-online" unter Berufung auf Zahlen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Demnach sind fast 300 Medikamente Mangelware.
Ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) sagt im Interview mit dem Online-Magazin, dass das Problem nicht unbekannt sei. Die Engpässe bestünden bereits seit mehreren Jahren. Laut dem Sprecher ist die Liste der fehlenden Medikamente lang. Neben seltenen Mitteln fehlen auch solche, die immer wieder gebraucht werden. Allerdings verändert sich die Liste ständig.
Zu den aktuellen knappen Arzneimitteln zählen unter anderem:
- Medikamente gegen Reizhusten
- Medikament zur Behandlung bei akutem Herzinfarkt, akuter Lungenembolie und akutem ischämischem Schlaganfall
- Insulinanaloga zur Behandlung von Diabetes Mellitus
- Schmerz- und Narkosemittel
- Antibiotika
- Asthmamittel
- Schilddrüsentherapeutikum
- Medikamente zur Behandlung von Hautreaktionen
- Augenmedikamente
- Medikamente zur Behandlung von Lebererkrankungen
- Medikamente zur Behandlung von psychischen Erkrankungen
Wer das entsprechende Medikament nicht erhält, sollte in verschiedenen Apotheken nachfragen und sich gegebenenfalls von Ärzten oder Apothekern beraten lassen.
Ein Versorgungsengpass für die ganze Bevölkerung schließt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände aus. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geht nicht davon aus. Es sei zwar schwer, eine Vorhersage zu treffen, allerdings könne man weiterhin von einer stabilen Versorgung ausgehen. Sollte zwei Wochen oder länger ein Medikament nicht verfügbar sein, prüft das BfArM, ob die Versorgung der Bevölkerung gefährdet ist, heißt es auf der Internetseite.
Die Abda weist darauf hin, dass die Betroffenen im Falle einer Knappheit von Medikamenten diese nicht horten sollten. Außerdem sollen Hersteller mehr produzieren und Ärzte die Medikamente nur bedarfsgerecht verordnen.
Die Ursache könnte in den Kosten stecken
Hersteller würden vermehrt die Produktion nach Indien oder China verlegen, "um möglichst preiswert zu produzieren", so Christian Splett von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Die Auslagerung der Produktion nach Asien bestätigt auch eine Studie im Auftrag von Pro Generika aus dem Jahr 2020. Demnach kommen etwa 65 Prozent der in Deutschland verwendeten Medikamente aus Asien.
Dadurch, dass mehrere europäische Firmen ihre Medikamente vom selben Lieferanten erhalten, besteht die Gefahr, dass der Verzug einer Lieferung zu Engpässen bei mehreren Herstellern führen kann. Alternativen zu finden ist dann fast nicht möglich. Eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa wäre aber mit hohen Investitionen verbunden und würde zudem Jahre dauern. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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